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Xbox goes multiplattform - Das Ende einer Ära?

Autorenbild: Sascha BöhmeSascha Böhme

Ich liebe meine Xbox. Ich sammle verbissen Achievements. Ich bevorzuge den Xbox-Controller. Seit 2001 ist die Xbox meine "Main-Console". Nun will Microsoft Xbox Spiele auch auf anderen Plattformen anbieten. Ist das das Ende der Xbox-Ära? Eine Einschätzung.


Xbox Spiele auf der PS5. Xbox goes multiplattform - Das Ende einer Ära?

Die Xbox-Hardwareverkäufe sind zwei Jahre in Folge um etwa 30 % zurückgegangen. Viele neue Spiele erscheinen gar nicht erst für die Xbox. Da fragt sich der Xbox-Fan zurecht, woran das wohl liegen mag und ob er nicht ins "andere Lager" wechseln soll. Warum diese Entwicklung? Zum einen hat es mit dem schlechten, exklusiven Spieleangebot zu tun. Zum anderen liegt es - oder vielmehr lag es - an den Lieferengpässen der Xbox Konsole, speziell zum Start der Series X|S. Der Ursprung und Hauptgrund der Misere ist für mich aber immernoch die katastrophale Enthüllung der Xbox One im Jahr 2013, die seither einen Schatten auf die Marke wirft und viele Spieler dazu brachte, ins PlayStation-Lager zu wechseln.



Trotz alledem hat die Xbox-Sparte 2023 einen Rekord Umsatz erzielt, also noch bevor der Activision-Blizzard Deal ins Spiel kam. Microsoft will in der Spielebranche bleiben und hat deshalb 2024 astronomische Milliarden von Dollar für den Kauf von Activision-Blizzard, Bethesda und andere Studios ausgegeben, um die Kontrolle über grosse PC-, Konsolen- und Handyspiele zu erhalten. Ich hatte damals noch die (möglicherweise naive) Vorstellung, dass die Schirmherrschaft von Xbox über diese Marken für alle Beteiligten von Vorteil sein würde. Trotzdem kam es sofort zu Hunderten von Entlassungen, Spielstreichungen, Budgetkürzungen, Studioschliessungen und -Veräusserungen. Von aussen betrachtet ist es schwer, die Geschehnisse bei Xbox nicht als völlig chaotisch zu betrachten, und in meinen Augen sind Chaos und Inkonsequenz typisch für Microsofts Vorgehen in den letzten Jahren.


Xbox Spiele auf der PS5. Xbox goes multiplattform - Das Ende einer Ära?

In den letzten 10 Jahren war Xbox damit beschäftigt aufzuholen, und die Tatsache, dass sie immer noch im Spiel sind, grenzt schon fast an ein Wunder. Zum Glück hat Microsoft so viel Kohle in der Kasse. Innovationen wie der Xbox Game Pass, die Vorstösse von Phil Spencer und seinem Team und die Entwicklung erschwinglicherer Konsolen wie der Xbox Series S haben Microsoft sicherlich geholfen, im Rennen zu bleiben. Aber jetzt infiziert Microsofts Korporatismus den guten Willen der Fans und droht den Schwung zunichte zu machen, den die Xbox-Marke in den letzten Jahren aufgebaut hat. Die harte Arbeit des Wiederaufbaus scheint bedroht, wenn viele oder gar alle bekannte Xbox-IPs für andere Konsolen erscheinen. So zumindest der Konsens der eingefleischten Xbox-Fans.


Microsoft-CEO Satya Nadella hat bereits mehrfach betont, dass er die Welt der konsolenexklusiven Spiele "nicht liebt". Ein paar Monate später feiert Nadella mit Investoren seine neue Strategie und will einige Xbox-Exklusivspiele auf der PlayStation 5 veröffentlichen - eine Idee, die bei Xbox-Nutzern auf grosse Empörung und bei Fachleuten auf Verwirrung stösst. In manchen Kreisen herrscht ein gewisser Konsolen-Tribalismus. Der Konsolen-Krieg wird aber von eingefleischten Core-Spielern befeuert und das ist mittlerweile der geringere Teil der Spielerschaft. Und auch wenn es einem echten Gamer egal sein kann, auf welchem Gerät er seine Spiele spielt und ein Konsolen-Krieg ein Relikt aus vergangenen Tagen zu sein scheint, gibt es viele berechtigte Gründe, sich als langjähriger Xbox-Fan Sorgen zu machen.


Xbox Spiele auf der PS5. Xbox goes multiplattform - Das Ende einer Ära?

Klar ist, dass die Verlagerung von Exklusivspielen wie Halo, Gears of War oder Forza auf andere Systeme einen Grund für den Kauf einer Xbox Konsole beseitigt. Wenn man keinen Grund mehr hat, eine Xbox zu kaufen, gibt man den Schlüssel zu seiner Marken-Zukunft aus der Hand bzw. an andere Plattformen ab. Die Idee des Game Pass ist erst einmal genial, bis man realisiert, dass man damit keine Konsolen verkauft. Die kuriose und kürzlich ins Leben gerufene "This is an Xbox"-Kampagne zeigt, dass Microsoft im Grunde das auch gar nicht mehr will. Künftig könnte man via Game Pass seine Spiele auf jedem erdenklichen Gerät anbieten, vom Handy bis zum Smart TV. Eine Konsole ist nicht mehr notwendig. Nicht gerade eine Massnahme zur Gewinnung von Käufern einer dedizierten Hardware.



Die Folgen davon sind schon heute spürbar. Spieleentwicklern fehlt immer mehr das Interesse an exklusiven Spielen für die Xbox. Publisher sehen Xbox-Versionen zunehmend als Zeitverschwendung, zumal mit der im Vergleich zur Series X deutlichen schwächeren Xbox Series S noch ein weiterer Stolperstein hinzu kommt, der zusätzlich Arbeit, Zeit und Geld bei der Entwicklung verursacht (Stichwort: Optimierung). Ein geplanter Sturzflug, der dazu führen kann, dass Microsoft womöglich zu einem reinen Spiele-Publisher mutiert, der kein Mitspracherecht bei der allgemeinen Ausrichtung der Branche mehr hat. Man erinnere sich, ähnlich erging es SEGA damals.


Der Plan, Xbox-Spiele auf andere Plattformen zu verlagern, trägt intern den Codenamen "Latitude" (dt. Breite), und man weiss aus zuverlässigen Quellen, dass es bei Microsoft intern heisse Diskussionen und Unbehagen darüber gab, ob das eine gute Idee sei oder nicht. Es stimmt zwar, dass Microsoft bereits ein erfolgreicher Publisher auf der PlayStation ist, aber in der Regel geht es dabei um bestimmte eingekaufte Franchises wie Minecraft. Microsoft will jetzt aber keine "rote Linie" bei der Auswahl der Spiele mehr ziehen, die für die PlayStation (oder andere Systeme) erscheinen könnten und alles dreht sich nur noch um den Auftrag von Satya Nadella und CFO Amy Hood, die Gewinnspannen aller Abteilungen zu erhöhen.


Xbox Spiele auf der PS5. Xbox goes multiplattform - Das Ende einer Ära?

Es liegt auf der Hand, dass z.B. ein Halo Infinite auf der PlayStation die Gewinne erhöhen würde. Sea of Thieves war in den vergangenen Monaten einer der Spitzenreiter im PlayStation Store. Objektiv betrachtet ist es natürlich schön, wenn mehr Menschen Xbox-Spiele spielen können, egal auf welchem Gerät sie unterwegs sind. Aber wir leben nicht in einer perfekten Welt, in der die Plattformbetreiber bereitwillig zum Wohle ihrer Kunden zusammenarbeiten und gleichzeitig über den reinen Wert konkurrieren. Wie viele andere Strategien, die Microsoft in letzter Zeit verfolgt hat, führt auch diese nur kurzfristig zur Margensteigerung, hat aber langfristige und schwerwiegende Folgen, was die eigene Hardware angeht.



Ja, die Branche hat zu kämpfen, und Microsoft ist nicht der einzige Hardwarehersteller, der Rückgänge zu verzeichnen hat. Aber den Hauptgrund für den Kauf einer Xbox zu beseitigen, sprich exklusive Spiele, ist in meinen Augen nicht die richtige Antwort, wenn es um die langfristige Zukunft der Konsole geht. Aber vielleicht haben neue Xbox-Spiele ja eine Art Galgenfrist, zu welcher sie dann doch exklusiv und vorerst nur auf einer Xbox-Konsole (oder dem PC) erscheinen werden? Vielleicht handelt es sich ja auch nur um ältere Xbox-Spiele, die auf der PS5 und anderen Systemen veröffentlicht werden? So wie das jetzt bei Indiana Jones und der Grosse Kreis der Fall ist? Dann wäre das für Fans sicher erträglich.


Schlussendlich kann es mir persönlich egal sein, ob Xbox-Spiele auch auf anderen Systemen erscheinen, denn wie viele andere Core-Gamer habe ich Zugriff auf alle Konsolen. Je mehr Geld Microsoft mit ihren Spielen verdient, desto besser für uns Spieler. Denn so werden neue Triple-A Entwicklungen gesichert, die ja bekanntlich heutzutage eine ganze Stange Geld kosten. Phil Spencers Motto: "When everybody plays, we all win!", scheint also nicht der Untergang der Xbox-Marke zu sein, sondern vielmehr der Beginn einer neuen Xbox Ära.


Xbox Spiele auf der PlayStation - Gut oder schlecht? Eine Einschätzung.

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