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Underrated: The Saboteur

Autorenbild: Sascha BöhmeSascha Böhme

In unserer Rubrik «Underrated» (dt. unterschätzt) werfen unsere Redakteure jeweils einen Blick auf ein älteres Spiel, dass in den Augen der Verfasser rückblickend völlig unterschätzt wurde. Tolle Spiele, denen eine Top-Wertung oder kommerzieller Erfolg nicht zuteil wurde, obwohl sie es aus heutiger Sicht verdient hätten. Diesmal nehmen wir uns The Saboteur von Entwickler Pandemic zur Brust.


Underrated: The Saboteur - ein unterschätztes Spiel, das ein Remake oder einen Nachfolger verdient hätte.
The Saboteur (Pandemic - 2009) Das "Assassin's Creed im 2. Weltkrieg"

Bei der Suche nach nicht-abwärtskompatiblen Spielen für die Xbox 360 stiess ich kürzlich wieder auf The Saboteur und bekam gleich Lust auf «Nazis und Boobies». Zum Glück habe ich das Spiel noch in meiner Sammlung. Also gleich mal die alte Konsole angeschlossen, die Disc rausgekramt und gestartet.


Es war der 4. Dezember 2009. Ein Datum, das mir für immer in Erinnerung geblieben ist. Das hat gleich mehrere Gründe. Zum einen erschien an diesem Tag mit The Saboteur das bis heute einzige World War 2-Sandbox Game. Als Fan grossangelegter Open World Spiele wie GTA oder Assassin’s Creed und Liebhaber der Wolfenstein-Serie war The Saboteur schon damals für mich ein Highlight. Zum anderen ist es bis heute das einzige Spiel, das mit einer Grossaufnahme nackter Brüste beginnt. Kein Scherz!


Underrated: The Saboteur - ein unterschätztes Spiel, das ein Remake oder einen Nachfolger verdient hätte.
Das allererste, was wir im Spiel zu sehen bekommen, sind diese beiden Argumente hier.

Der Hinweis nach dem Start, dass der «Midnight Show DLC» nicht installiert sei, liess mich dann aber kurz schlucken. Ihr wisst ja, Microsoft hat den Xbox 360 Store sowie die meisten Online-Services im Sommer 2024 abgestellt. Folglich lassen sich keine Codes mehr einlösen oder Spiele digital kaufen, weil die Server nicht mehr zur Verfügung stehen. Das ist eben die Krux der «schönen, neuen Online-Welt». Glücklicherweise lassen sich auf Xbox alle gekauften Spiele und DLCs in der Download-History finden. Viele davon kann man auch heute noch runterladen. Dort fand ich nach etwas stöbern «Die Mitternachtsshow», weil ich dieses Add-On, das allen Day-1 Disc-Versionen damals beilag, schon 2009 eingelöst hatte. Wunderbar!


Underrated: The Saboteur - ein unterschätztes Spiel, das ein Remake oder einen Nachfolger verdient hätte.
Was macht ein Saboteur? Richtig! Sabotage. Hier an einem Nazi Sendemast.

Die «Midnight-Show» schaltet einen geheimen Bereich im Resistance-Hauptquartier, dem Bordell «La Belle», sowie 4 weitere schlüpfrige Locations in Paris frei und entfernt die meisten BHs und Nippel-Pasties der Freudenmädchen. So auch im Intro des Spiels, das mit einer Burlesque Tänzerin und eben einer Grossaufnahme ihrer Brüste beginnt. Das war schon damals mehr als gewagt und für viele durchaus ein Kaufgrund. In der heutigen prüden Zeit schlicht undenkbar. Aber natürlich machen ein paar nackte Brüste noch lange kein gutes Spiel.


Underrated: The Saboteur - ein unterschätztes Spiel, das ein Remake oder einen Nachfolger verdient hätte.
Paris 1940 - Die Besatzer übernehmen die Metropole ohne grossen Widerstand.

Die Gründe, warum ich The Saboteur so mag, sind vielfältig. Allen voran das fantastische Art-Design. 1940 unterstand der Norden Frankreichs und damit auch Paris dem deutschen Besatzungsregime. Ein dunkles Zeitalter. Besetzte Gebiete sind daher komplett in düsterem Schwarz-Weiss gehalten. Es regnet oft, Blitze und Donner untersteichen die Tristesse. Farbe oder die Sonne kehren erst ins Spiel zurück, wenn wir Gebiete durch Sabotage-Akte befreien und so den Menschen Hoffnung schenken. Allein diese Idee finde ich absolut fantastisch.


Underrated: The Saboteur - ein unterschätztes Spiel, das ein Remake oder einen Nachfolger verdient hätte.
Verkleidung à la Hitman! So infiltriert man Sperrzonen ohne Aufsehen zu erregen.

Auch der Hauptdarsteller ist symphatisch. Der mürrische Macho Sean Devlin ist eigentlich Auto-Mechaniker und Rennfahrer und stammt aus Irland. Nach ein paar Run-Ins mit dem Gesetz flüchtet er nach Frankreich. Seinen kauzigen Dialekt muss man einfach mögen. Dass er aus heutiger Sicht so herrlich aus der Zeit gefallen scheint, macht ihn nochmal ein ganzes Stück symphatischer. Gleiches gilt für die Dialoge und das Storytelling. Hier wird nicht mit Samthandschuhen kommuniziert oder lange überlegt, ob die eine oder andere Äusserung einem "modernen Publikum" zugetraut werden kann. Authentisch und frisch von der Leber weg. Einfach erfrischend! Abgsehen davon, dass Texturen, Charakter-Modelle und das Lipsyncing natürlich nicht mehr dem heutigen Stand entsprechen, ist die Inszenierung dennoch auf sehr hohem Niveau. Das würde sich auch als Film prima machen. Zusammen mit dem hervorragenden Soundtrack zaubert The Saboteur eine einzigartige, dichte Atmosphäre auf den Schirm.


Underrated: The Saboteur - ein unterschätztes Spiel, das ein Remake oder einen Nachfolger verdient hätte.
Der grosse Preis von Saarbrücken. 1940 - coloriert.

Im Spiel sind wir hauptsächlich in der französischen Metropole Paris unterwegs und schliessen uns der Resistance an. Ein Abstecher führt uns sogar ins deutsche Saarbrücken. Wir sprengen Wachtürme, Flak-Geschütze und Radio-Stationen, klettern Fassaden empor und springen von Dach zu Dach, als wären wir Ezio persönlich, infiltrieren Nazi-Basen, befreien Gefangene und eliminieren Gestapo- und Nazi-Offiziere à la Hitman (inkl. diverser Verkleidungen).


Zwischendurch wird Auto oder ein Auto-Rennen gefahren oder wir nehmen gleich in einem Panzer Platz und sorgen richtig für Chaos. Auf dem lokalen Schwarz-Markt werden Hilfsgüter eingekauft und mittels Perk-System Seans Fähigkeiten verbessert. Es ist einfach eine bunte Mixtur bekannter Spielelemente, die hier zu einem runden Spass-Paket verpackt wurden. Spielerisch hoch motivierend und ohne grosse Längen. Ein "World-War 2 Assassin’s Creed", wenn man so will, gewürzt mit einer Prise GTA.



Fans von solchen Open World Abenteuern werden hier auf jeden Fall eine Menge Spass haben. Da kann man auch über die lächerliche Gegner-KI und die leicht träge Fahrzeug-Steuerung hinwegsehen. Atmosphärisch ist The Saboteur eine Wucht uns es schmerz sehr, dass EA Entwickler Pandemic nach diesem unterbewerteten (auch von uns - siehe TEST) Geniestreich eingestampft hat.


Ich glaube, dass der Release im Dezember 2009 einfach ungünstig gewählt war. Damals erschienen viele hochkarätige Games; Batman: Arkham Asylum, Bayonetta, Borderlands, Wolfenstein, Demon's Souls, Dragon Age: Origins, Infamous, um einige zu nennen. Die Verkaufszahlen und der Erfolg, die das Spiel aus heutiger Sicht verdient hätte, wurden ihm dadurch leider nicht zuteil. Folglich dürfen wir auch nicht mit einer Fortsetzung oder einem Remake rechnen, was ich persönlich jammerschade finde. The Saboteur gehört noch immer zu meinen Lieblings-Spielen, die ich ab und zu gerne einlege und wenn ich es dann spiele, vergehen die Stunden im Nu.


Underrated: The Saboteur - ein unterschätztes Spiel, das ein Remake oder einen Nachfolger verdient hätte.

The Saboteur ist auf Xbox 360, PS3 und - seit 2024 - auch wieder auf dem PC (via EPIC Games Store oder Steam) offiziell spielbar. Nur PC-Spieler können Nacktheiten und die 5 geheimen Bordelle im Options-Menü aktivieren. Xbox 360- und PS3-Spieler müssen leider darauf verzichten, da der Midnight-Show DLC-Code in der Box nicht mehr eingelöst werden kann. Interessierte sollten darauf achten, die PEGI- bzw. "internationale" Version zu kaufen, will man das Spiel mit unzensierter Symbolik geniessen.

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