HD Collections, die heutzutage wie Sand am Meer auftauchen, haben es meiner Meinung nach noch schwieriger als Sequels oder ganz neue Titel sich auf dem Markt zu etablieren. Das alte Spiel muss dem heutigen Anspruch noch genügen, es reicht nicht einfach, eine neue Schicht Farbe aufzutragen und das Spiel in die Regale zu stellen. Die Zone of the Enders Collection mag in diesem Punkt allerdings nur bedingt zu überzeugen. Ob sie euer hart verdientes Geld dennoch wert ist, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.
Hideo Kojima und sein Studio werden oftmals im gleichen Atemzug mit Metal Gear Solid genannt. Das ist auch richtig so, doch kurz vor dem Erscheinen des vielkritisierten zweiten Teils der Schleich-Saga erschien Zone of the Enders. Damals wurde das Spiel mit einer Demo von Metal Gear Solid 2 vertrieben, was wohl der häufigste Kaufgrund des Titels war. Doch ich konnte schon damals das Potential des Games für mich erkennen.
Um die Welt vor der feindlichen Roboterinvasion zu bewahren, müsst ihr den sagenumwobenen Jehuty Kampf-Mech steuern. Ohne Pilot geht da natürlich gar nichts und so kommt der junge Leo per Zufall zu der zweifelhaften Ehre. Die ohnehin schon lahme Geschichte wird mit heutzutage schier nicht mehr erträglichen Cut-Scenes vorangetrieben. Der Reiz des Spiels liegt somit eher in den zahlreichen Kämpfen. Leider sind auch hier Probleme auszumachen. So findet ihr euch dauernd in ähnlichen Kampfszenarios in unterschiedlichen Gegenden wieder, nur um danach zu bereits erkundeten Gebieten zurückzukehren und das Ganze von vorn wieder abzuspulen.
Doch das Kampfsystem vermochte schon beim Erstling zu überzeugen. Die taktischen Wechsel von Nah- und Fernkampf und die Kombination der verschiedenen Waffen des Jehutys führen zu spektakulären Szenen. Geschickt einem feindlichen Laser auszuweichen um einen Gegner zu flankieren um dann den Gnadenschuss abzufeuern - das fühlt sich fantastisch an. Das Handgemenge ist ebenfalls eindrucksvoll, spielt sich aber weniger herausfordernd. Der Jehuty nimmt die Gegner automatisch aufs Korn. Erstaunlich einfach, aber eine unterhaltende Demonstration des Kampfroboters. So stecken wir beim ersten Teil in einem Dilemma. Während das Kampfsystem überzeugen kann, wird es für triviale Kämpfe eingesetzt.
„Das können wir besser“, sagten sich die kreativen Köpfe bei Konami und machten sich ans Werk einen Nachfolger zu produzieren. Während der Vermarktung der Collection hat Konami das Augenmerk auch klar auf den zweiten Teil der Serie gelegt, wer mag es ihnen verdenken. Denn „The 2nd Runner“ merzt viele Mängel des Vorgängers aus. Die Story bietet reifere und interessantere Charaktere, spannende Kämpfe und einige herausragende Special-Effects, die euch die wahre Kraft des Jehutys demonstrieren sollen. The 2nd Runner vermittelt euch wirklich das Gefühl in einer Todesmaschine zu sitzen, Profikampfpiloten werden sich nach den gewonnen Schlachten wie Götter fühlen. In allen Belangen wurde das zweite Abenteuer detailverliebter gestaltet. Die Story wird in brillant animierten Anime-Zwischensequenzen wiedergegeben, die Welt ist farbiger und lebendiger und jeder Kampf hat seine Berechtigung.
Wirklich interessant ist nun, wie sich die HD-Frischzellenkur auf die Spiele auswirkt. Speziell da der zweite Teil der Serie mit der Cel-Shading Technologie hergestellt wurde. Die typischen PS2 slow-downs wurden fast ausgemerzt und die Chraktermodelle glänzen nun mit sauberen Texturen. Dem aufregenden Stil der Serie hat das Update zweifelsohne gut getan und man merkt, dass ZoE etwas Einzigartiges ist, das es so nicht wieder gegeben hat.
Fazit:
Nach über 10 Jahren haben sich die Spiele überraschend gut gehalten. Beide Titel sind eine Erkundung wert, doch mit „The 2nd Runner“ liefert Konami uns einen vergessenen Klassiker ab, der sich um einiges besser verkauft als der Vorgänger. Wer noch nie in die Welt von ZoE abgetaucht ist sollte einen Blick riskieren, da es wirklich einzigartige Spiele sind und in dieser Form wohl in der nächsten Zeit nicht mehr zu erleben sind.
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