Entscheidungen beeinflussen unser Leben, das Leben Anderer und eventuell auch die Geschichte der Menschheit. Was wir tun, was andere tun, alles hat irgendwo, irgendwie einen Einfluss.
In Zero Escape: Zero Time Dilemma geht es eben darum: Entscheidungen. Das Spiel beginnt im Jahre 2028 mit einer Gruppe von Menschen die sich eigentlich einem Experiment verschrieben haben. Allerdings finden sie sich als bald gefangen in Zellen wieder. Natürlich geht es gleich wieder los: Jeder wird verdächtigt, der nicht ins Schema passt; eine typische menschliche Reaktion. Der Bösewicht taucht kurz später auf und erklärt, kurz gefasst, dass jetzt alle hier Teil eines Spiels sind. Ein Spiel das über die Zukunft der Menschheit entscheidet. Er fängt auch sofort an und wirft eine Münze mit einer roten und einer blauen Seite. Nun gilt es zu Entscheiden welche Seite oben liegt: rot oder blau. Es muss eine Entscheidung getroffen werden, es gibt aber nur einen Versuch. Die Belohnung: sofortige Freiheit. Sollte die Antwort falsch sein, müssen alle an einem Spiel teilnehmen aus dem es nur einen Ausweg gibt: Sechs Menschen müssen sterben.
Hier kommt auch wirklich eine kleine Besonderheit für ein kommerzielles Spiel: Ist die Wahl wirklich korrekt, so ist es auch wirklich zu Ende. Kein Scherz! Das Spiel endet mit unter 15 Minuten Spielzeit!
Natürlich wollen wir das richtige Spiel spielen, also gehen wir zurück zum Entscheidungspfad und wählen die falsche Seite. Danach wird unseren Protagonisten ein Schlafserum injiziert und sie finden sich in drei Gruppen unterteilt in einem ausbruchsicheren Bunker wieder. Jede Gruppe hat einen Anführer, vom Bösewicht auserwählt, welcher letztendlich die Entscheidungen, und somit auch die Verantwortung welche darauf folgt, zu tragen hat. Uns wird erklärt, dass wir ein Armband tragen welches uns alle 90 Minuten ein Schlafserum und eine Droge injiziert. Die Droge trägt Sorge dafür, dass wir alles aus diesen 90 Minuten vergessen werden. Weiterhin wird uns die einzige Möglichkeit zur Flucht aus dem Bunker erklärt: Wenn ein Mensch stirbt, erhalten alle ein Passwort zur "X-Tür". Mit sechs Passwörtern lässt sich diese Tür einmalig öffnen. Ergo müssen sechs Menschen sterben. Natürlich schmeckt das keinem, aber auch keiner will, zum jetzigen Zeitpunkt, einfach so die anderen töten. Aber es steht auch schon die nächste Entscheidung an: Es soll eine Wahl stattfinden. Jedes Team darf ein anderes "nominieren", sollte ein Team zwei Stimmen erhalten wird es hingerichtet. Nun, die Entscheidungspfade liegen auf der Hand: So wählen, dass jeder gleich viele Stimmen bekommt oder so wählen, dass ein Team stirbt. Wie wird es wohl weiter gehen?
Nun, dies ist im Grunde das Spielprinzip. Aber, kann ich das wirklich Spiel nennen? Primär ist Zero Escape wie eine Anreihung von Filmsequenzen die auf der jeweiligen Entscheidung basieren. Jede Entscheidung beeinflusst den eigenen Handlungsstrang oder auch den Handlungsstrang von mindestens einem anderen Team. Jede Entscheidung kann auch dazu führen, dass das eigene Team komplett, oder in Teilen, umgebracht wird. Wird eine Entscheidung getroffen, welche als "safe-choice" angesehen werden kann, so ist alles "heile Welt". Trifft man jedoch Entscheidungen welche definitiv das eigene Überleben sichern sollen, und möglicherweise andere tötet, so widerfährt den entsprechenden Charakteren eine mehr oder weniger radikale Wesenänderungen. Das Vertrauen innerhalb des Teams ist auch ein gänzlich anderes als vor der jeweiligen Entscheidung. Das Spiel, oder eher der interaktive Film, ist wirklich sehr stimmungsvoll umgesetzt und jeder Handlungspfad greift flüssig in das eigene bzw. in das Schicksal der anderen Teams ein. Da ein "interaktiver Film" wohl auf die Dauer eventuell etwas langweilig sein könnte, haben die Entwickler Teile des Entscheidungsspiels interaktiv gestaltet. Primär geht es um die "Suche einen Ausweg aus dem Raum"-Passagen. Hier gilt es in gewohnter "Point-and-Click"-Adventure Manier eine Lösung zu finden, um aus dem jeweiligen Raum zu entkommen. Ich muss zugeben, die Puzzles haben es teilweise richtig in sich und es macht wirklich Spaß die Lösung zu finden. Zusätzlich wurden auch Zufallspfade wie z.B. Russisches Roulette und Würfelspiele eingebaut. Das heißt einige Pfade müssen wirklich zig Mal angespielt werden, um den positiven Pfad zu erreichen.
Da es sich hier mehr oder weniger um einen interaktiven Film handelt, gehe ich mal auf die Atmosphäre ein. Die Entwickler haben sich wirklich alle Mühe gegeben Dramatik aufzubauen und die Wesensarten der Charaktere zu modellieren. Sei es visueller- oder akustischer Art, es fesselt einen quasi an die Konsole. Es wird sehr viel mit Suggestion gearbeitet. Viele kennen sicher die Kettensägenszene aus Scarface. Genau auf die Art haben die Entwickler die Gewalt in dem Spiel dargestellt. Weiterhin wurde mit aller Bedacht das Thema des Spiels "Entscheidungen treffen" wie ein roter Faden durchgezogen. Es ist allgegenwärtig und wird von den verschiedensten Aspekten betrachtet. Sei es Multiversum-Theorie, Quantum-Theorie, Alientheorie, Zeitreisen oder auch Referenzen zu "bekannten Filmen mit Zeitreisen" mit einer gewissen Person "M", es wird durchgängig und konsistent daran festgehalten. Viele auch unerwartete Überraschungsmomente erwarten den Spieler beim mehrfachen Durchspielen der Entscheidungspfade bis alle Möglichkeiten gesehen sind. Dabei ist auch wirklich darauf zu achten wichtige Informationen zu erkennen.
Steuerungstechnisch ist primär der "Weiter"-Knopf während der Dialoge zu drücken, ansonsten wird der Stift benutzt, um eine Entscheidung zu treffen. Während der "Point-and-Click"-Phasen wird entweder über Analog-Stick und Stift bedient oder ausschliesslich über den Stift. Auch wenn die reine Stifteingabe zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig ist, so würde ich diese jedem empfehlen. Da es in den Phasen viele Momente gibt, in denen etwas notiert werden muss, haben die Entwickler einen On-Screen-Memoblock eingebaut. Ehrlich gesagt: Die Stifteingabeerkennung ist so schlecht, es reicht für das Nötigste, aber wirklich schreiben ist nicht möglich. Legt euch also ein Block und Stift bereit, um die Sache zu vereinfachen.
Grafisch ist vor allem auf dem 3DS bei den Texturen wohl etwas eingespart worden. Ich musste ehrlich gesagt ein, zwei Mal online nachschauen, was ich übersehen habe, da ich hin und wieder effektiv ein paar Details nicht wirklich als nutzbare Elemente erkannt habe und somit für etliche Minuten einfach nicht zur Lösung kam. Ansonsten ist es eher zweckmäßig umgesetzt, was der Sache aber keinen Abbruch tut.
Soundtechnisch beschränkt es sich auf die üblichen anfallenden Geräusche, Todesschreie und Geräusche wenn Fleisch und Knochen bersten. Musikalisch wird primär in dramatischen Momenten untermalt, was auch wirklich Stimmung aufkommen lässt. Im Übrigen lässt sich die japanische Originaltonspur auswählen und diese ist wirklich sehr zu empfehlen.
Fazit:
Alles in allem hat mir Zero Escape wirklich sehr viel Spaß gemacht. Es gab viele, vor allem unerwartete Überraschungsmomente und die Stimmung war jedes Mal zum Zerreißen angespannt. Oft wollte ich das Gerät nicht auf die Seite legen, auch wenn ich schon längst hätte im Bett sein müssen. Grafisch ist es auf dem 3DS zwar keine Bombe, aber von der Story und Erzähl weise wirklich sehr gut umgesetzt. Leider ist das auch der größte Nachteil an dem Spiel, so wie jede Umsetzung mit dem Thema Mystery: Sobald einmal das wahre Ende, die wahren Täter und die wahren Motive bekannt sind, sinkt der Wiederspiel-Wert gegen null. Nichtsdestotrotz: Verschwörungs-Theoretiker, Hobby-Physiker und Mystery- sowie Sci-Fi-Liebhaber kommen hier 24 Stunden sicher voll auf ihre Kosten.
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