Der Community-Aufschrei war gross, als SEGA zuerst ankündete, dass Yakuza 3 nur in Japan erscheinen würde. Nach einer Petition seitens der Fans hat sich SEGA dann doch erweichen lassen und bestätigte, dass Yakuza 3 auch in den westlichen Gefilden erscheinen wird. Noch grösser war der Aufschrei der Community dann aber, als seitens SEGA bekannt gegeben wurde, dass gewisse – auf die asiatische Kultur spezifizierte – Sidequests und Mini-Games aus dem Spiel gestrichen wurde. Wieviel man von der Kastration von Yakuza 3 merkt, wenn man erst mal in die düstere Welt der japanischen Mafia eingetaucht ist, lest ihr in unserem Test.
In diese Welt werdet ihr schneller eingesogen als ihr denkt. Zwar nicht ganz auf die Art, wie es der Titel des Action-Adventures (mit Rollenspielelementen) vermuten lässt; die ersten knapp 4 Stunden des Titels verbringt ihr damit, die Waisenkinder des von euch geleiteten Waisenhauses zu betreuen. Also ihnen bei den alltäglichen Problemchen und Wehwechen zu helfen, zu schauen, dass alles in Schuss bleibt. Verduzt über das anfänglich doch eher „friedliche“ Setting des Titels hat mich Yakuza 3 aber gleich in seinen Bann gezogen. Die einzigartige Art und Weise wie SEGA das „neue“ Leben von Kiryu Kazuma erzählt – die authentische Inszenierung von Okinawa&Umgebung... aber ihr müsst entschuldigen, ich komm ja jetzt schon ins schwärmen. Eins nach dem anderen.
Kiryu Kazuma hat sich endgültig von der Welt der Yakuza losgelöst und betreibt ein kleines Waisenhaus am Sunshine-Beach von Okinawa. Da er selbst ein Waisenkind war und er der Welt – oder wohl eher den Kindern – etwas zurückgeben will, kümmert er sich liebevoll um die Kinder, die ohne Eltern aufwachsen müssen. Doch es kommt, wie es kommen muss: Schon bald erhält Kiryu einen Brief vom Pächter seines Grundstücks, dass er das Waisenhaus bald aufgeben müsse, um einem Resort und einem Militärstützpunkt Platz zu machen. Das kann der hartgesottene Ex-Yakuza natürlich nicht auf sich ruhen lassen und so begibt er sich, ohne es anfänglich richtig zu merken, erneut in die japanische Unterwelt. Soviel zur Story. Keine Angst, die gesamte Geschichte dreht sich natürlich nicht nur um Kazuma und den Standort des Waisenhauses. Mit der Zeit erreicht die Geschichte viel grössere Dimensionen: Verschwörungen in der Politik, Mordversuchen und mehr. Genau so, wie es sich der Yakuza-Fan wünscht.
Zum eigentlich Gameplay gibt’ es wohl nicht viel zu sagen, da man davon ausgehen kann, dass sich nur Kenner der Vorgänger auch mit Yakuza 3 vergnügen wollen. Trotzdem für alle Kurzentschlossenen ein kurzer Abriss der Spielmechanik: Ihr steuert den „Fourth-Chairman“ des Tojo-Clans aus der Third-Person-Perspektive durch die Welt der japanischen Mafia und löst allerlei Haupt- und Nebenmissionen. Vielerorts wird die Yakuza-Reihe als östliche GTA-Version hingestellt, was nicht gänzlich falsch ist. Es gibt aber trotzdem einige Unterschiede zur Rockstar-Reihe, die man sich merken sollte. Erstens: Kämpfe gibt’s auch ausserhalb von Missionen (im sogenannten Adventure-Mode) und zwar durch ein JRPG-ahnliches Random System. Dabei werdet ihr willkürlich auf der Strasse von halbstarken Pennern, Strassengangs oder von verfeindeten Yakuzas zum Kampf herausgefordert. Die Kämpfe in Yakuza 3 laufen immer gleich ab.
Was sich anfänglich als Button-Mashing-Minigame gibt, enttarnt sich mit der Zeit als sehr unterhaltsames Kampfsystem. Klar habt ihr keine Kombo-Möglichkeiten wie in einem Devil May Cry – nichtsdestotrotz machen die Faustkämpfe (auch aufgrund der ziemlich derben Inszenierung) eine Menge Spass. Ab und an kann man sich sogar eines schmerzhaften Aufschreis nicht entziehen, etwa wenn Kazuma einen Gegner mit voller Wucht – den Rücken zuerst – auf eine Eisenstange knallen lässt. Nach jedem erfolgreich bestandenen Kampf gibt’s Erfahrungspunkte, die in neue Fertigkeiten (wie in einem Rollenspiel) umgewandelt werden dürfen. Ob ihr neue Heat-Attacken lernen wollt, oder ob ihr euren Charakter lieber mit mehr HP austattet bleibt dabei euch überlassen. Ebenfalls bietet das Kampfsystem einige Abwechslung, sofern ihr euch der herumstehenden Gegenstände wie Fahrräder oder Werbetafeln bedient, die ihr euren Kontrahenten mit einem gehörigen Bumms über den Schädel ziehen könnt.
Doch auch neben den Kämpfen gibt es viel zu entdecken in Yakuza 3. Das Spiel strotz nämlich nur so von Nebenmissionen und Nebenaktivitäten. Ob ihr einer Frau helft, ihre kleine Tochter in der Shopping-Mall zu suchen, oder ob ihr euch einfach bei einem gemütlichen Golf- oder Bowlingspiel die Zeit vertreiben wollt ist euch überlassen. Darf es ein Besuch in der Bikini-Bar oder im Karaoke-Club sein? Das Schöne dabei: Nie hat man das Gefühl, in einer zu offenen Welt zu sein. Das „Ich-renne-jetzt-rum-und-veranstalte-Chaos“-Gefühl von GTA (ausgenommen der neuste Teil) kommt nie auf. Erstens weil ihr im Abenteuer-Modus nicht einfach anfangen könnt zu Kämpfen und Zweitens weil euch die Hauptstory mit ihren unglaublichen tiefen und ernsten Charakteren total einnehmen.
Optisch sieht es mit Yakuza 3 aber nicht ganz so rosig aus (wenn man es objektiv betrachtet). Die liebevollen detailierten Charaktere passen sich zwar wunderbar in das Tag- und Nachtleben der japanischen Grossstädte ein, doch allzuoft stechen etwas unscharfe Texturen ins Auge. Auch der Soundtrack ist nichts, was man in den Himmel loben müsste, doch er untermalt die Atmosphäre des Titels recht annehmbar und fällt nie negativ auf.
Fazit:
Ja, Yakuza 3 wurde um das gesamte „Bordell-Spielchen“ und um einige MiniGames in den Zockerpalästen gekürzt. Trotzdem bleibt noch soviel zu tun, dass das meiner Meinung nach nicht weiter ins Gewicht fällt. Man kann sich nun über SEGAs Argumentation streiten. Zum einen scheint es mir sinnvoll, gewisse Elemente aus einem Spiel zu entfernen, die auf dem westlichen Markt nicht gut ankommen würden. Andererseits frage ich mich aber auch, ob Yakuza 3 nicht genau von der Japano-Fraktion gekauft wird. Bei denen aber zieht das Argument dann nicht mehr. Trotzdem – Daumen hoch für Yakuza 3. Wer ein Spiel mit Tiefe, viel Liebe zum Detail, guter Story und langer Spielzeit sucht, der darf hier getrost zugreifen und sich zusammen mit Kiryu in die Welt der Mafia begeben.
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