Mit Xenoblade Chronicles 2 kommt nach langer Zeit wieder ein interessantes RPG Abenteuer für die Nintendo Konsole. Nach „Zelda: Breath of the wild“ wurde es langsam aber auch wieder Zeit, in riesige Welten voll mit gut animierten Charakteren und spannenden Kämpfen eintauchen zu dürfen.
Xenoblade Chronicles 2 verspricht zu Beginn vieles. Eine Geschichte mit Titanen, einem undurchdringlichen Wolkenmeer und den Beginn des Aufstiegs eines unscheinbaren Helden namens Rex. Rex ist ein unscheinbarer, kleiner Bewohner der Wolkenwelt Altrest. Schon zu Beginn fällt auf, dass sich die Geschichte vieler Elemente aus dem Buch Genesis bedient.
Es gab eine Zeit, da lebten alle Menschen zusammen mit ihren Erschaffern auf dem Weltenbaum namens Elysium. Dieses Paradies ragte in Mitten des Wolkenmeeres hoch in den Himmel hinauf. Eines Tages wurden die Menschen aus dem Paradies vertrieben und starben langsam aus. Weshalb, weiss man zu Beginn nicht. Da erschufen die Herren der Schöpfung die Titanen, welche ziellos durch das Wolkenmeer streifen. Auf oder in diesen konnten sich die letzten Menschen sesshaft machen und fingen wieder an zu gedeihen. Dies ist der Beginn der Geschichte von Xenoblade Chronicles 2 und ein tolles Potential, um ein innovatives Erlebnis zu kreieren. Es wäre ein leichtes, Seiten über die Vorgeschichte zu schreiben, diese sollte aber das Erlebnis des Zockers bleiben und ist wahrlich empfehlenswert. Mit viel Liebe wurden fantasievolle Welten mit einer Unmenge an versteckten Schätzen entwickelt. Die Lebewesen haben ein tolles Design und überraschen mit jeder weiteren Entdeckung. Auf jedem Titanen gibt es eine Hauptstadt, die es zu erkunden gilt. Überall sind Händler tatkräftig am Werk, Rex und seine Kumpane mit neuen Waffen, Hilfskernen oder Items zu versorgen.
Die Grafik kann in zwei Teilen bewertet werden. Die Umgebung, die Weite und die Atmosphäre sind für einen Switch Titel gut umgesetzt. Die Filmsequenzen hätten primär wegen dem Charakterdesign ein bisschen mehr Liebe vertragen können. Leider sind die Zwischensequenzen oftmals viel zu lang geraten. Aufgefallen sind mehrere Filmsequenzen, welche die magische fünf Minuten Grenze gerne mal überschreiten. Das hätte man sich bei gewissen RPGs gerne gewünscht aber in Xenoblade Chronicles 2 wird zigmal um den heissen Brei oder über belanglose Themen geredet. Sei es eine vorgegaukelte Liebelei oder einfach nur Situationen, die überhaupt nichts mit der Geschichte zu tun haben und komplett überflüssig sind.
Fahrt nimmt die Geschichte auf, als die Meister mit den Klingen die Bühne betreten. Rex wird ungewollt Meister der heiligen Klinge Aegis, auch Pyra genannt. Jede Klinge ist ein manifestiertes Individuum in Gestalt eines Menschen, eines Monsters oder Tieres. Diese Klingen unterstützten ihre Meister im Kampf mit Fähigkeiten wie zum Beispiel Feuer, Wasser, Erde oder Heilung. Wären es nur diese Umstände, könnte das Spiel mit hunderten anderer RPGs verglichen werden. Aber auf was muss im Kampf geachtet werden: Distanz zur Klinge, Kombinationen zwischen den jeweiligen Angriffselementen von Rex, zusätzlich jenen der Gruppe, Combos, Items, Stufen der Angriffsstärke um einen Superangriff auszuführen und vieles mehr. Im Endeffekt fast schon zu viel. Zu schnell wird aus Spass plötzlich wahlloses Kombinieren von Angriffen ohne jegliche Ahnung, was diese eigentlich bewirken. Glücklicherweise ist der Standardangriff immer auf „auto“ gesetzt, sodass nicht immer derselbe Knopf gedrückt werden muss. Während Rex und seine Gefährten automatisch auf die Gegner einprügeln, schweift das Auge immer wieder auf die vier Angriffskacheln, die nach einer gewissen Zeit wieder aufgefüllt und für eine weitere Attacke zur Verfügung stehen. Die Kämpfer bedienen sich eines Superangriffes, der nach längerem Abwarten auf drei verschiedene Stufen gesetzt werden kann. Wird der Angriff nach kurzer Zeit eingesetzt, so fügt er weniger Schaden zu aber immer noch mehr als die normalen Standardangriffe. Der Spieler muss somit abwägen, soll er zuwarten bis dieser die Stufe 3 oder 4 erreicht hat oder die Attacke schon zu Beginn einsetzen.
Ähnlich wie der Kampfaufbau verhält es sich mit dem Skill-System. Im Menü gilt es den Überblick über Rexs Techniken, Klingenpartner, Harmonie-Ringe, Ausrüstungen und Taschen zu behalten. Auf der Klingenseite (Pyra) den Überblick der Waffenmodifizierung, deren Harmonieringe und dienlichen Hilfskerne. Besteht die Gruppe aus fünf Meistern mit jeweils fünf Klingen verliert man schnell den Überblick und es gilt sich um 10 „Charaktere“ auf einmal zu kümmern. Fühlt sich der Spieler wohl mit dem Umgang mit Rex, kommt plötzlich eine weitere Kombinationsmöglichkeit zum Vorschein und man steht wieder am Anfang. Nicht zu vergessen, dass Rex mehrere Klingen beherrschen kann und ihm auf Grund dessen noch zusätzliche Kombinationen zur Verfügung stehen. Nun kommt es auf den Spieler an, ob er ehrgeizig genug ist, dieses System zu verstehen oder ihm irgendwann die Lust vergeht.
Steigt Rex ein Level höher, muss er in ein Gasthaus gehen und sich über Nacht ausruhen um die nächste Stufe zu erreichen. Gasthäuser gewinnen im Verlauf des Spiels eine immer wichtigere Rolle. Wie beim richtigen Meer existieren Ebbe und Flut. Will Rex ein Plateau erforschen, welches gerade vom Wolkenmeer überschwemmt ist, muss er eine Zeit lang warten oder im Gasthaus ausruhen, bis die Ebbe wieder eingesetzt hat. Glücklicherweise enthält das Spiel Schnellreisepunkte und Rex kann schnell von Ort zu Ort verschieben.
Fazit:
Xenoblade Chronicles 2 hat einen sehr positiven Aspekt: Es macht von Beginn an hungrig auf mehr. Schon die erste Filmsequenz zeigt wunderbar auf, in welches Abenteuer und Potential man sich stürzt. Eine fantastische Welt mit Titanen und eine surreale Wolkenwelt mit niedlichen Charakteren. Man freut sich darauf, mehr erfahren zu dürfen. Doch aus dem Abenteuer kann schnell eine Universitätsvorlesung im Fach Mathematik werden. Nach geschlagenen 20 Spielstunden werden immer noch neue Fähigkeiten, Kombinationen und Skillsysteme offenbart, obwohl man sich normalerweise gewohnt ist, dass nach 20 Stunden die Mainstory zu Ende ist. Hier wird jeder Spieler individuell angesprochen. Wer sich auf eine enorm grosse Anzahl Kombinationen, Skillstufen und Inventare freut, der wird dieses Spiel lieben. Bis man das Kampfsystem erlernt hat, braucht man sehr viel Übung und einen gewissen Willen, dies zu erlernen. Trotz Müdigkeit konnte ich mit dem Spiel nicht aufhören. Das Erkunden der Titanen macht sehr viel Spass. Ich hatte etwas Mühe damit, mich mit den immer neuen möglichen Kombinationen anzufreunden. Nichts desto trotz hat mich der Ehrgeiz gepackt und ich wollte die Story bis zum Schluss erleben. Denn diese ist einfach wunderbar, fantasievoll und nahezu perfekt ausgearbeitet.
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