Alle Jahre wieder! Pünktlich wie die Eisenbahn beglückt 2K weltweit die Wrestling Fans. Mehr als ein halbes Dutzend unterschiedlicher Spielmodi und über 300 Wrestler aus allen Jahrzehnten lassen die Fan Herzen in WWE 2K26 höher schlagen. Was aber, wenn wir einen Genre-unkundigen Redakteur in den Ring schmeissen?

Nach den kilometerlangen AGB Bestätigungen und einer separaten 2K-Account Registrierung darf ich endlich loslegen. Als Neuling im 3D Wrestling Genre, der seine letzten Gegner 1993 bei Capcoms Saturday Night Slam Masters auf die Matte legte, folge ich dem Rat der Entwickler und verabrede mich erstmal mit dem halbstündigen Tutorial. Eine gute Entscheidung, denn die Steuerung ist nicht nur komplex. Unterschiedliche Techniken, Angriffe und Kampfsituation werden mir ausführlich erklärt.

Mit leichten und schweren Attacken zermürbe ich mein Gegenüber und schliesse die Combo mit einem soliden Wurf zu Boden ab. Nun kann ich entweder meinen Kontrahenten weiter am Boden bearbeiten und ihn mit Griffen und Hieben die Lebensleiste weghauen, oder ich nutze den Slam Move und krache mit voller Wucht auf mein Gegenüber. Mutig besteige ich auch gelegentlich die Pfosten der Ringecken und verabschiede mich mit einem dicken Finisher, in der Hoffnung, dass ich meinen Gegner drei Sekunden an den Boden pinnen kann. Ereilt mich das Schicksal, das ich in die Mangel genommen und ausgezählt werde, reagiere ich per kurzem Prompt, bei dem ich eine bewegliche Leiste mit dem Analogstick treffen muss.

Die Gegner-KI ist nicht zu Spässen aufgelegt und es kann schon mal vorkommen, dass ich von mehreren Combos ausgeknockt werde. Im besten Fall erscheint ein Button-Icon für einen Sekundenbruchteil über meinem Wrestler und ich wehre die nächste Attacke automatisch ab. Fliegt einer von uns aus dem Ring, geht das muntere Draufdreschen ausserhalb weiter. Hier habe ich 20 Sekunden Zeit, um wieder in den Ring zu gelangen. Sollte es mein Widersacher im Zeitlimit nicht schaffen, wird der Kampf ebenfalls gewonnen.

In gewissen Modis lassen sich auch unter dem Ring Waffen hervorholen. Mit einer Holzlatte wird gnadenlos ausgeteilt, der Blechstuhl wird kurzerhand als Schlaginstrument umfunktioniert oder ich hole einen Tisch hervor, lege den bewusstlosen Knilch auf die Platte und segle mit einem Eckenfinischer dem Sieg entgegen. Im Classic Mode stelle ich mir meine Kämpfe selbst zusammen. 10 Personen Royal Rumble? Kein Problem. Auch 2vs1, Cage Matches oder Tag Team Fights mit allen Geschlechtern, egal ob weiblich oder männlich, alles steht im Angebot. Die Auswahl ist gigantisch. Dazu kann ich alle möglichen Parameter einstellen und selbst Legenden wie Macho Man gegen Andre the Giant antreten lassen. Lokal darf man sich mit bis zu Spielern die Köpfe einschlagen.
Den Karrieremodus finden wir bei MyRise. Nachdem ich meinen Wunsch Wrestler im Editor erstellt habe, folge ich als aufstrebender WWE Star einer Geschichte um Verrat und Neid mit dem üblichen dramatischen Gehabe des Wrestling Zirkus. Diesmal plätschert die Story aber nicht einfach vor sich hin. Per Dialogoption wähle ich unter ein paar möglichen Antworten aus und steuere die Geschichte nach meinem Gusto, wo unser Held sich u.a. mit Kameraden wie CM Punk und Triple H anfreundet. Ein kleiner Upgrade Screen lässt mich die gewonnenen XPs in besseres Grappling, Ausdauer oder Schlagstärke investieren.

Hinter dem MyShowcase verbergen sich eine Handvoll ausgesuchter Kämpfe, die bis auf ein paar Ausnahmen historische Begegnungen widerspiegeln. Wer im Kampf alle Side Challenges löst, die stets eingeblendet werden, schaltet die agierenden Kämpfer im Roster frei.
Wer sich ein wenig von den Kampf Strapazen erholen will, kann sich zwischen dem MyFaction, Universe Mode oder MyGM entscheiden. Während die beiden ersten Modi relativ nüchtern daher kommen und wirklich nur Hardcorefans ansprechen, stürzen wir uns bei MyGM in eine wilde Wirtschaftssimulation. Als CEO eines Verbandes stelle ich mit dem Starterbudget Fighter beiden Geschlechts ein, plane die Shows inklusive Titel Fights, manage meine Stars und sorge stellenweise für interne Rivalitäten. Nach jeder Show, die ich in Echtzeit ansehen oder einfach skippen kann, wird abgerechnet. Wie populär waren die Fights? Wieviel haben die Ticketverkäufe eingebracht? Sind die Fans zufrieden? Wir treten dabei gegen drei andere Organisationen und deren CEOs an. Nach jeder Ingame Woche wird Bilanz gezogen und die temporäre Rangliste angezeigt.

Der letzte Modus ist ganz klar für Online Spieler ausgelegt. In “The Island” erstelle ich erneut einen Avatar im Editor für ein kleines Openworld HUB-Areal. Neben ein Handvoll Solo Quests, die meistens in einer Keilerei im Ring enden, fordere ich an unterschiedlichen Lokalitäten wie einer Arcade-Halle oder einem Abschnitt mit Polynesischer Szenerie, andere menschliche Gegner zum Kampf heraus. Da ich natürlich meinen Drip hart unter Beweis stellen muss, stehen mir über ein Dutzend Modehäuser wie Nike, MSCHF oder Puma zur Auswahl. Hier verprasse ich die Ingame Währung "VCs" für schicke Kleider und Schuhe. Tja und wenn das Ingame Konto zu wenig aufweist, naht Rettung. Gegen Echtgeld bekomme ich mehr Fantasie Taler, um meinem digitalen Kasper das lebenswichtige Markenlogo zu verpassen.
Für die ganz harte Fanfraktion steht ein separater Screen zur Verfügung bei dem sich alle möglichen Einstellungen wie Wrestling Moves, Roster, Aussehen, Showeinlauf, Stadium und vieles mehr für alle 300 Fighter (insofern sie freigespielt wurden) anpassen lassen. Mehr Fanservice geht nicht!
Fazit:
Ich bin ja eher in der Beat’em Up-Ecke zu Hause und mit der aktuellen Wrestling-Heldenriege weniger vertraut, da ich mit Ultimate Warrior, Hulk Hogan, Bam Bam Bigelow, Iron Sheik, Bushwackers, Bret Hard und natürlich der absoluten Legende Macho Man aufgewachsen bin, als das ganze noch unter WWF lief. Aber was weiss schon jemand, der Pro Wrestling auf dem NES noch immer als richtungsweisend ansieht. Aber genug in der Nostalgie geschwelgt. Auch wenn ich mich ein wenig in den simulationslastigen Modi aufgehalten habe, wollte ich eigentlich nur kämpfen und nicht einen auf Bürofuzzi-Endboss machen oder irgendwelche Fighter katalogisieren. Aber für ein paar Momente kann man sich besonders MyGM geben. Am besten unterhielten mich natürlich die Fights und deren Mechaniken. Ich rate jedem das Tutorial gründlich durchzuspielen, ansonsten lässt ihr euch mindestens 50% des Spielspasses entgehen. Die Kämpfe sind sehr dynamisch, wenn auch die Prompts für die Verteidigung ein schon sehr kurzes Zeitfenster besitzen, und ich in 80% der Fälle verkacke. Das liegt aber ganz klar an meinen Beginner Skills. Weniger Einfluss habe ich auf die Recovery. Zwar funkt ab und zu ein Steh-auf Icon rein. Da dieses aber nur sporadisch auftaucht, kann es schon mal ein paar lange Sekunden dauern, bis mein Charakter wieder auf der Füssen ist. Für mich als alter Beat'em Upper ein etwas befremdliches Verhalten. Ich hatte sogar ein paar Situationen, in denen mein Gegenüber mich gut eine halbe Minute lang ohne Gegenwehr bearbeitete und meine Stimmung dabei zwischen Rage und Fragezeichen hin und her pendelte. Ansonsten hat mich die Wrestling-Mechaniken aber überzeugt, auch wenn die Lernkurve zwar nicht steil, aber dennoch sehr lang ist. Technisch läuft seit dem letzten Update alle stabil, die regelmässigen Abstürze in den ersten Stunden sind glücklicherweise nicht wieder aufgetaucht. Von den Kämpfer-Animationen bin ich überzeugt, bei den Cutscenes erkennt man aber die etwas grobflächige Auflösung der Hauttexturen. Und die vielen Mikrotranskationen sind bei einer Firma wie 2K mittlerweile Standard. Klar nerven sie, wer aber nur wrestlen will und auf den Mode Schnick Schnack verzichten kann, bekommt eine erstklassige Wrestling Simulation mit tonnenweise Inhalt, die jeden noch so kleinen WWE-Fan abholt.

WWE 2K25 ist für PS5, Xbox Series X|S und PC erschienen. Wir haben das Spiel auf der PS5 getestet. Das frühe Test-Muster stammt von 2K Games, wofür wir uns herzlich bedanken!