Noch ein letztes Mal darf Kylotonn Games Hand an die World Rally Championship Lizenz legen. Bevor sie nächstes Jahr an das nächste Studio geht, ist es die letzte Chance für das französische Studio, mit einem Knall von der Bühne zu treten. Auf der Xbox Series X haben wir herausgefunden, ob dieses Vorhaben geglückt ist.
Das Fahrgefühl ist zum grössten Teil exzellent. Schon nach kurzer Zeit kann man mit Speed und Eleganz um Kurven driften und ohne Angst mit Höchstgeschwindigkeit den Geraden folgen. Der Unterschied zwischen losem Untergrund, Asphalt oder Schnee fühlt sich authentisch an. Das gilt ebenso für die Wahl der Reifen, denn mit normalen Reifen beispielsweise durch strömenden Regen zu fahren, ist schwierig und anstrengend. Einzig Sprünge und Kollisionen fühlen sich nicht richtig an. Manchmal führen die kleinsten Berührungen mit Objekten zu spektakulären Unfällen. Oder ein heftiger Aufprall lässt alle vier Räder für einen kurzen Moment abheben, bevor sie wieder aufkommen und man weiterfahren kann, als wäre überhaupt nichts passiert. Manchmal passiert auch alles so, wie man es erwarten würde. Nur ab und zu scheint die Fahrzeugphysik komplett zu vergessen, dass sie existiert. Aktuell scheint es, zumindest bei den Xbox Versionen, grössere Probleme mit mehreren Lenkrädern zu geben. Die Entwickler sind sich dessen bewusst, arbeiten an Lösungen und haben deshalb sogar den Start der ersten offiziellen Online-Saison verschoben. Plant jemand nicht mit Controller zu spielen, ist es empfehlenswert einen Blick ins Internet zu werfen, um herauszufinden, ob Kompatibilität besteht.
Für Einzelspieler steht der altbekannte Karrieremodus im Mittelpunkt. Im Vergleich zur Vorjahresversion sind die Unterschiede minimal. Positiv ist, dass man dieses Mal von Anfang an einen eigenen Rennstall aufmachen kann, ohne zuerst einen anderen Spielmodus durchspielen zu müssen. Der Spielablauf ist immer der gleiche. Für gesammelte Erfahrung gibt es R&D Punkte, die in einen Talentbaum investiert werden, um Boni freizuschalten. Spezialisten wie Mechaniker, PR-Experten oder Physiotherapeuten können angestellt werden, um weitere passive Boni für das Team zu erhalten. Neben den offiziellen Rallys kann man an historischen Rennen, Events bei extremen Bedingungen und Trainings teilnehmen, um mehr Erfahrungspunkte und Geld zu sammeln. Wie gewohnt muss man auch in einer der unteren Klassen starten, bevor man sich an die Königsklassen wagen kann. Für Fans und Veteranen weiterhin enttäuschend, wenn man sich durch die langsameren Wagen arbeiten muss, bevor es richtig losgehen kann.
Besonders weil dieses Jahr, wie in der echten Rally1, für die höchste Klasse die neuen Hybridmotoren eingeführt wurden. Die integrierten Batterien geben nicht nur mehr Power, sondern den Rennen mehr Substanz. Zur Nutzung der Batterie stehen drei Modi zur Auswahl. Ein kurzer, starker Boost; ein langer, schwacher Boost und ein ausgeglichener Modus. Um die Batterie aufzuladen, muss man die Bremse aktiv nutzen. Dadurch wird sie aufgeladen und ist bereit für den nächsten Schub. Es gibt dem Fahren mehr Tiefe und Taktik, was es noch unverständlicher macht, dass man in der Karriere zuerst Zeit als Junior investieren muss, um an die Hybriden zu gelangen.
Neben der Karriere kann man die Saisons auch ohne den ganzen Managementaspekt fahren. Im Training fährt man auf kurzen Rundkursen auf Zeit um Medaillen. Wer einfach fahren will, kann das im Quickplay machen, was empfehlenswert ist. Denn neben den Strecken der aktuellen Saison hat man dort Zugriff auf viele weitere Tracks aus der Vergangenheit des Sports. Dort gibt es nicht nur mehr Abwechslung, wo man fährt, sondern auch womit. Ganze 37 sogenannte Legenden stehen zur Freudenfahrt bereit und das sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen.
Neben dem tollen Fahrgefühl sind die erwähnten Strecken in 22 Ländern das grosse Highlight. Viele davon sind natürlich von den Vorgängerversionen bekannt, was ihre Qualität aber in keiner Weise mindert. Ganz neu ist die Rally in Schweden mit 6 Sonderprüfungen. Sie ist brutal schnell, mit vielen langen und weiten Kurven. Gepaart mit Waldabschnitten und sehr engen Routen, sowie Eis und Schnee als Untergrund. Schweden ist sehr herausfordernd und äusserst befriedigend, wenn man die Rally meistern kann.
Schweden ist ebenfalls ein ideales Beispiel dafür, wie atmosphärisch Generations aussehen kann. Zumindest solange man mit ordentlich Tempo unterwegs ist. Fährt man langsamer, sieht man in der Umgebung die fehlenden Details. Gleiches gilt z.B. für die Modelle der Zuschauer am Strassenrand. Egal ob in Estland, Japan oder Kenia, das Publikum sieht immer etwa gleich aus. Ist man mit Highspeed unterwegs, fällt es nicht so sehr auf. Gleichzeitig sind das Mängel, die seit mehreren Jahren und über mehr als eine Konsolengeneration hinweg schon bestehen. Gleiches gilt für das starke Pop-In der Szenerie am Horizont, welches leider zur Serie gehört. Nichts davon ruiniert den Spielspass, aber wer genug Zeit mit dem Spiel verbringt, stösst unweigerlich auf die vielen grafischen Ecken und Kanten. Die Soundkulisse ist generell gelungen, ausser bei den Autos der WRC Junior. Diese hören sich nämlich überraschend schwach auf der Brust an.
Fazit:
Im Vergleich mit der Vorjahresversion gibt es, ausser einigen neuen Strecken und den Hybriden, kaum Neuerungen. Das bedeutet auch, dass WRC Generations ein exzellentes Fahrgefühl mit tollen Stages kombiniert. Wer jedoch kein absoluter Hardcore-Fan ist und die neuen Hybridautos unbedingt ausprobieren muss, für den reicht auch das letztjährige Spiel, das mittlerweile zu stark reduzierten Preisen erhältlich ist. Persönlich hoffe ich, dass Kylotonn trotz des Verlusts der Lizenz dem Genre treu bleibt und diese Umstellung als Chance nimmt, frischen Wind in die Serie zu bringen. Denn das grundlegende Gerüst haben sie inzwischen fast perfektioniert.
Wir haben WRC Generations auf Xbox Series X gespielt. Das Spiel ist auch für PS4/5, Nintendo Switch und PC zu haben. Das Test-Muster stammt von Nacon, wofür wir uns herzlich bedanken!
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