"The godfather of First Person Shooters returns" steht plakativ auf der Rückseite der schmucken DVD-Box, auf welche ich mich schon so lange gefreut hab. Ob auch Wolfenstein drin ist, wo Wolfenstein drauf steht, zeigt unser ausführlicher Test.
Passend zum Kinostart von „Inglourious Basterds“ hat Activision den inzwischen dritten Teil der "Wolfenstein"-Franchise veröffentlicht, welche mit Wolfenstein 3D begann (man beachte, dass das erste Wolfenstein nicht berücksichtigt wurde, da id Software die Franchise zwar nicht selbst erfunden, aber mit Wolfenstein 3D in eine völlig andere Richtung gelenkt hat). Die Nazis haben (wieder einmal) etwas übernatürliches entdeckt und wollen mit der Hilfe von Mächten, die sie weder verstehen, noch kontrollieren können, die Weltherrschaft an sich reissen. Dazu werden SS-Grössen nach Isenstadt ("Eisenstadt" gesprochen) geschickt, um von dort aus Operationen zu koordinieren. Der aus Wolfenstein 3D und Return to Castle Wolfenstein bekannte amerikanische Geheimagent für paranormales, B.J Blaskovicz, wird von seinen Vorgesetzen nach Isenstadt geschickt, um dem braunen Treiben einhalt zu Gebieten. Klar, der Plot gehört nach wie vor nicht zu den besten des Genres, aber ist es nicht genau dieses thrashige Element, welches aus einem "normalen" Shooter ein Wolfenstein macht?
Von da an nimmt Wolfenstein seinen Lauf wie man es gewohnt ist. Ihr ballert euch mit einem ansehlichen Arsenal an kräftigen Schiessprügeln (inklusive tollen Waffennamen wie „Leichenfaust 44“) durch die streng linearen Levels, obwohl euch das Spiel einen non-linearen Spielverlauf vorgaukeln will. Ja – ihr habt richtig gehört. Raven lässt euch die Möglichkeit die Reihenfolge einiger Missionen selbst zu wählen. Damit hat sichs aber auch schon mit "Sandbox". Nachdem ihr euch durch Isenstadt mit den ständig an der gleichen Stelle spawnenden Nazis gekämpft habt, blast ihr in den eigentlichen Missionen mehrheitlich Nazisoldaten und Offiziere über den Haufen, die ab und an Unterstützung von Supersoldaten oder fehlgeschlagenen Experimenten bekommen. Diese sind aber dank der minderwertigen KI weder für Hobby-Spieler noch für Shooter-Veteranen eine grosse Herausforderung. Einzig die teilweise grobe Übermacht an braunem Gesocks lässt euch ab und an das Zeitliche segnen. Anfänglich sieht das bei den Endgegnern zwar anders aus, aber sobald man deren verwundbare Stelle gefunden hat, sind auch die schnell aus der Welt / Dimension geschafft.
Was braucht es nun noch damit ein Wolfenstein auch ein Wolfenstein sein kann? Na klar - das Übernatürliche. Das darf nicht fehlen. In der ersten wirklichen Mission stosst ihr nämlich auf ein Medallion, welches in Kombination mit magischen Steinen
seine Kräfte entfaltet. Die insgesamt vier Fähigkeiten der "Veil" (eine paralele Dimension namens „die schwarze Sonne“) werden im Verlaufe des Spiels nämlich immer wichtiger. So könnt ihr mit der ersten Kraft von der normalen in die paralelle Dimension wechseln, in welcher ihr euch deutlich schneller bewegt und die Gegner stark leuchten, was euch die Orientieung in dunklen Räumen oder Gängen erheblich erleichtert. Ausserdem sind in der Veil Durchgänge, welche in der schwarzen Sonne angelegt wurden, sicht- und passierbar. Wenn ihr also mal an einem vermeintlichen Dead-End ankommt, einfach mal die Veil einschalten und umsehen (oder ihr schaut euch die Wände genauer an – Veil-Durchgänge sind nämlich immer mit einer schwarzen Sonne gekennzeichnet).
Die zweite Kraft lässt euch in der Veil die Zeit stark verlangsamen so dass ihr Türen, welche sich nach dem Betätigen des entsprechenden Schalters sofort wieder schliessen, passieren könnt (meistens kommen solche kleinen Aufgaben übrigens genau nachdem ihr die Amulet-Fähigkeit erlernt habt.) Das nächste Upgrade erlaubt es euch einen Schutzschild zu benutzen der feindliche Geschosse abwehrt (und später auch reflektiert) und um das Quartett zu vervollständigen könnt ihr eure Schusskraft mit der vierten Fähigkeit kräftig nach oben schrauben, so dass ihr selbst durch feindliche „Veil-Schutzschilde“ und Wände ballern könnt.
Nach erfolgreichen Missionen füllt sich euer Konto mit ein wenig Gold (welches ihr auch in den einzelnen Levels noch aufstocken könnt indem ihr Goldsäcke aufstöbert), das in Waffenupgrades wie Zielfernrohre, Rückstossdämpfer, Magazingrösse oder Nachladezeit investiert werden dürfen. Sammelwütige dürfen sich gerne auch auf die Suche nach Büchern über die „schwarze Sonne“ begeben, welche es euch erlauben, bei den schwarzmarkt Händlern die Amulett-Fähigkeiten aufzustocken. Ich bin aber mit wenigen Upgrades gut ausgekommen. Ausserdem hab ich den Schalldämpfer der Waffen ziemlich schnell wieder beim Händler verkauft, da der Wumms der Knarren einfach super gelungen ist.
Die Grafik hat bei Wolfenstein aber bei weitem keinen Orden gewonnen. Die inzwischen schon fast veraltete Doom 3 Engine macht seine Sache zwar nicht durchgehen schlecht, glänzt sie doch besonders im Zeppelin-Level oder in dunkeln Gängen – gut, dafür wurde die Engine ja auch gemacht – trotzdem ist der Gesamteindruck, abgesehen von den Effekten die wirklich gut gelungen sind, etwas trübe. Verwaschene Texturen und kleinere Ruckler - besonders beim Wechsel in die Veil – trüben das Erlebniss ein bisschen. Dafür ist die Soundkulisse umso besser gelungen. Die pompösen Orchesterklänge die je nach Situation dramatisch durch die Boxen klingen, oder sanft im Hintergrund vor sich hin trällern gepaart mit der „Ja Hans, we-häf-se-tschörmen-äksent“-Synchronisation und den bereits angesprochenen Waffensounds machen da vieles wieder Wett.
Fazit:
Ja, ich hatte viel Spass mit Wolfenstein. Ob das jetzt mit dem Kult-Faktor oder etwas anderem zusammenhängt, ist mir eigentlich ziemlich Wurscht. Wo Wolfenstein drauf steht, ist auch Wolfenstein drin. Ein Must-Have für Shooter- und Action-Fans. Hirn ausschalten und losballern. Es ist aber DRINGEND zu empfehlen, dass ihr euch eine Import-Version des Spiels holt. Wenn die Nazis plötzlich zu den „Wölfen“ werden und in den Levels keine Hakenkreuze zu sehen sind, geht viel Atmosphäre verloren. So! Nau I go to se Konsol and give Hans eins aufs Maul!
Comments