Nach einigen NEOGEO Umsetzungen von Hamster folgt in diesem Spät-Sommer ein wahres Sahnestück aus der kleinen aber feinen Software-Bibliothek von SNKs Edelkonsole, diesmal aber von DotEmu.
Mitte der 90er Jahre erblickte das eine oder andere nicht von SNK produzierte Spiel das Licht der NEOGEO Welt. Mit dazu zählte 1994 das von Data East entwickelte Windjammers, bzw. Flying Power Disk im Land der aufgehenden Sonne. Der Arcade-Entwickler Data East meldete 2003 Konkurs an, womit auch die Rechte von Windjammers weiter wanderten. Das führte mitunter dazu, dass dessen Wii Umsetzung aus dem Store verschwand und nun eine nicht minder interessante PS4 wie auch Vita Version den Weg zu uns Spielern fand.
Im Kern bleibt sich das Spiel so treu, wie es bereits vor mehr als 20 Jahren weltweit in den Spielhallen zu finden war. Dabei gilt es mit einem von sechs unterschiedlichen Charakteren im Wesentlichen dem Pong-Prinzip nach zu eifern. Jeder der fünf Sportler wie auch die Quoten-Dame stammt aus einem anderen Land und ist geübt im Umgang mit Power-Discs, im Volksmund möglicherweise gar Frisbee genannt.
Im Spiel selbst bewegt sich der eigene Charakter Tennis-ähnlich ausschliesslich in der eigenen Spiel- und damit Bildschirm-Hälfte. Ziel des Sports ist, die Scheibe über die Bildschirm-Mitte zu werfen und den Gegner möglichst daran zu hindern, jene vor dem Aufprall am Boden bzw. der hinteren Wand zu fangen. Dazu hat jeder der Charaktere nebst unterschiedlicher Stärken wie Tempo und Kraft auch einen Power-Wurf zur Verfügung, welcher die Disc besonders unberechenbar in des Gegners Hälfte befördern soll. Dieser muss allerdings vor dem Abfangen des Flugkörpers aufgeladen werden, was wiederum eine entsprechend gute Platzierung des Spielers bedarf. Ein sicherer Punktgewinn steht dann noch lange nicht auf dem Plan, da der Gegner auch besonders schnelle Scheiben mittels geschicktem Stellungsspiel und Boden-Slides abfangen kann. Grundsätzlich gilt: Je schneller das Sportgerät retourniert wird, desto höher dessen Geschwindigkeit. Alternativ darf mittels zweitem Button eine Art Lob eingesetzt werden, fliegt die Disc auf den Boden, gibt es zwei Punkte zu verzeichnen.
Zusätzlich für Abwechslung sorgen die sechs unterschiedlichen Arenen. Jene unterscheiden sich einerseits durch das „Netz“ in der Mitte, welches je nach Arena Unterbrüche aufweist und die Discs somit von ihrer normalen Flugbahn abweichen lassen, als auch von der Punkte-Verteilung am hinteren Bildschirm-Rand. Je nachdem gibt es zwischen drei und fünf Punkten zu erhaschen, sollte der Gegner nicht in der Lage sein, die Scheibe vorher abzufangen. Diese Optionen und Gegebenheiten führen einerseits zu einem schnellen Spiel, das aber wie im Tennis überlegtes Stellungsspiel, Taktik und Gedanken-Schnelle erfordert. Nicht zuletzt hilft der gekonnte Einsatz des Joypads. Wer ein möglichst originalgetreues Windjammers haben möchte, kommt derweil nicht um den Einsatz eines Arcade-Joysticks herum. Aber auch mit dem handelsüblichen PS4-Controller macht der Titel Laune.
Neu ist letztendlich ausschliesslich die Online-Option im Spiel. Gerade Windjammers lebt von der Multiplayer-Komponente, ist das Spiel doch im Einzelspieler-Modus maximal zu Übungszwecken zu gebrauchen. Denn weder gibt es einen Karriere- noch einen Trainings-Modus. Nach dem Sieg über die fünf Kontrahenten sowie das eigene Abbild ist das Spiel gewonnen. Online sieht die Sache ganz anders aus. Sowohl im quick game wie auch im Ranglisten-Modus wird versucht, der weltweit beste Windjammers Spieler zu werden. Technisch läuft das Geschehen einwandfrei, einzig vereinzelte Abbrüche nach dem ansonsten stets raschen Verbinden mit dem zugelosten Gegner konnten wir ausmachen. Nach einer Ranglisten-Partie darf übrigens jeweils eine Revanche mit dem selben Gegner gespielt werden.
Fazit:
Windjammers war der Überraschungshit auf SNKs Nobelkonsole und ist geradezu erstklassig gealtert. Im August haben wir den Titel noch in Japans Spielhallen in Akihabara gespielt, umso passender die PS4 Umsetzung inklusive Online-Play. Denn genau das haben wir über die letzten 20 Jahre vermisst. Obschon die deutlich weiterentwickelte Pong-Version im Duett viel Spass macht, lässt der Single-Player Modus auch heute noch zu wünschen übrig. Hier hätte man in der Neuauflage mehr erwarten dürfen. Genauso fern bleibt eine zeitgemässe Grafik, bis auf die Menüs erwartet Kenner schlicht die NG/MVS Version des Titels. Das macht Windjammers nicht schlecht, aber gibt Punktabzug (trotz vorhandener Scanlines-Optionen). Freunde des Klassikers holen sich den Download für preiswerte 15 Franken auf die Harddisk, Neulinge und Sport-Interessierte schlagen ebenso zu – denn Windjammers gehört zu der kleinen Sparte an Spielen, die tatsächlich jeder immer wieder für eine Viertelstunde zwischendurch anwerfen mag.
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