WildStar - Weg vom MMO-Einheitsbrei oder wieder nur ein WoW-Klon? MMO Kenner ist klar, dass Reviews zu jener Spiele-Gattung praktisch sinnlos sind. Man benötigt dermassen viel Zeit und Energie, um auch nur ansatzweise zu erahnen, wie das Spiel tatsächlich ist, dass ein aussagekräftiger Test unmöglich ist. Darum mach ich auch keinen. Ich schreibe, was ich den ersten paar Levels erlebt habe, und welchen Eindruck das Spiel auf mich gemacht hat. Also hopp, rein in die N00bie-Zone.
Man wählt eine Fraktion aus, die Bösen oder die Guten. Beide haben die gleichen Klassen (Arzt, Krieger etc.) aber unterschiedliche Rassen (die, soviel ich weiss, keinen Einfluss auf das Spiel haben). Der Einfachheit halber kann man beim Customizing zwischen ein paar vorgefertigten Gesichtern und Frisuren wählen. Wer es gerne ausführlicher will, darf auch mit Slidern selbst Hand anlegen und Details wie die „Wangenknochen“ verändern.
Hier trifft man auch schon das erste Mal auf die Cartoon-Optik. Für die einen eine Kaufmotivation, für die anderen ein Grund zur Flucht. Knallige Farben, übertriebene Proportionen, WildStar sieht für mich aus, wie ein Space Ace MMO. Sobald man dann das Newbie-Areal betritt fällt auf, wie wahnsinns detailverliebt die Entwickler sind. Hier bewegt sich alles. Es gibt dutzende Einrichtungsgegenstände und sonstige kleine Feinheiten. In den ersten paar Sekunden wird dann auch bereits der Tarif durchgegeben. Die fiesen Dominion foltern Gefangene, die netten Exiles sind auf der Flucht. Beide Fraktionen landen auf Nexus und versuchen die Geheimnisse dieses neu-entdeckten Planeten für sich zu gewinnen.
Das Spiel spielt sich als Action-MMO. Die Kämpfe erfordern effektiv Schiess- und Ausweichmanöver, einfach nur Knöpfchen drücken reicht hier nicht aus. Neben dem ausgedehnten PvP-Sytem gibt es drei nennenswerte Unterschiede, die WildStar von der Konkurrenz abhebt:
Das eigene Haus
Man kann sein eigenes Haus bauen, kann es mit Crafting-Stations ausbauen, Einrichtungsgegenstände kaufen/erobern/craften und das alles in einem Ausmass, wie es vielleicht Star Wars Galaxies hingekriegt hat. Das Haus dient hauptsächlich als Erfahrungspunkte-Boost. „Rested Exp“ gibt es am meisten, wenn im eigenen Haus ausgeloggt wird, Einrichtungsgegenstände erhöhen dann diesen Bonus.
Der Schwierigkeitsgrad
In meinen Augen, der grösste Unterschied zu anderen MMOs. Wo man bei WoW noch blind und schlafend das Gesicht auf der Tastatur hin- und her rollen konnte um ein paar Erfahrungsstufen zu erhalten, braucht es bei WildStar definitiv mehr; und das ziemlich schnell. Solo-Spieler werden schon zu Beginn auf die Probe gestellt. Bereits kleinere Monstergruppen können einem das Leben schwerer machen, als einem lieb ist. Bald kommt man zum Schluss, dass man sich besser mit anderen Spielern zusammenrottet, um Quests in einer Zone abzuschliessen. (Und sind wir mal ehrlich, genau dafür sind MMOs letztendlich auch da…)
Dungeons
Oh Mann die Dungeons… alleine schon deswegen lohnt sich der Kauf. Bis lvl20 ist ja alles noch so, wie man es bereits von anderen MMOs her kennt, bis zum ersten Dungeon. Wer den ersten Boss besiegt hat weiss zu diesem Zeitpunkt, ob er das Spiel auf der Spielzeit-Liste canceln kann, oder ob er für lange Zeit angefressen bleiben wird. Der Boss-Fight ist tatsächlich ein richtiger Boss-Fight. Alles brennt und explodiert, alle rennen um ihr Leben, teilweise nehmen die Gefahrenzonen auf dem Screen schon ikaruga-mässige Züge an. Und wenn er dann endlich umfällt (der Boss, nicht der Screen), hat man das Gefühl von echtem Erfolg. Am liebsten würde man sich auf die Schulter klopfen und seine Partymitglieder zu einem Bier einladen. Oder wahlweise auch um 2.00 Uhr morgens den Monitor anschreien.
Soweit bin ich gekommen. Ich leide an der bekannten MMO-Krankheit „Charakterwechsleritis“, ich muss alle paar Levels einen neuen Charakter erstellen und komme deshalb auf keinen grünen Zweig. Irgendwann einmal entscheide ich mich dann für einen (meistens den ersten) und zieh ihn hoch. Das ist mir bei WildStar noch nicht passiert. Ich wechsle immer zwischen Dominion und Exile und bewundere konstant die Spielwelt und die darin verpackte Storyline. Aber vielleicht schaffe ich es ja doch noch.
Um euch ein besseres Bild zu machen, vor allem was PvP angeht, empfehle ich euch die bereits unzähligen Youtube-Videos anzuschauen.
Fazit:
WildStar ist das, was die MMO-Welt gebraucht hat. Ein MMO das einen Tick schwieriger ist als die anderen, aber trotzdem ein grosses Budget dahinter stehen hatte. Die bunte Cartoon-Optik ist Geschmacksache, die Gameplay Elemente sind solide und erfrischend anders. Storylines sind 1A, grundsätzlich gibt es nichts zu meckern. Ausser beim Preis. Ein Vollpreis-Spiel UND monatliche Gebühren UND ein In-Game-Store; das wird einige abschrecken, zu Recht. Das Free2Play-Modell hat sich grösstenteils durchgesetzt und bewährt. Spätestens wenn die Spieler weniger werden, wird wohl umgesattelt (wie schon bei fast allen MMOs). Wer Lust auf ein etwas anderes MMO hat, sich von der Optik nicht gestört fühlt, nicht gleich aufgibt und nicht am Hungertuch nagt, darf ohne Bedenken seine Freizeit an den Nagel hängen und in die Tiefen von WildStar abtauchen.
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