Ob es wohl eine gute Idee war, White Knight Chronicles in Europa so knapp vor Final Fantasy XIII zu veröffentlichen? Das etwas untyptische JRPG aus dem Hause Level-5 hat zumindest ein paar gute Ideen im Gepäck. Wie gut sie diese tatsächlich ins Spiel integrieren zeigt unser ausführliches Review.
Von der Story her könnte man anfänglich meinen, dass man es mit einem Zelda-Ableger zu tun habe. Ein No-Name muss die Prinzessin retten und zugleich die Welt vor der grossen Unbekannten bewahren, welche durch die Aktivierung der alten Mächte in Form von Rittern auf die Welt zu kommen droht! Zack und gut ist. Dabei hat man zu Beginn des Spiels das Gefühl, ein ganz besonderes Stück Software in den Händen zu halten. Warum? Weil es für ein JRPG doch etwas untyptisch ist, sich zu Beginn des Spiels einen eigenen Avatar zu erstellen.
Einen Avatar, der danach doch die ganze Zeit lautlos vor sich hindümpelt und sich so verhält, als hätte er schwerste Probleme sich in ein soziales Umfeld zu integrieren. Ein Wunder hat er/sie die Stelle als Botenjunge beim Weinhändler bekommen. Jeder halbwegs anständige Geschäftsführer hätte nach dem Bewerbungsgespräch einen netten Breif zurückgeschickt in welchem steht dass die Stelle schon vergeben sei und man die Unterlagen zur eigenen Entlastung wieder zurückschicken würde, im gleichen Atemzug dann aber die Stellenausschreibung erneut auf die Öffentlichkeit loslässt. Die einen mögen diesen Zug des selbst erstellten Nebencharakters als lusitgen Gag am Rande empfinden – mich persönlich hats einfach nur genervt! Ein vorgegebener Charakter der sich ständig im Hintergrund aufhält wäre mir da lieber gewesen.
Nun gut – abgesehen davon macht White Knight Chronicles aber vieles richtig. Mag die Story auch noch so seicht sein. Mag die Story auch schon bei gefühlten tausend anderen Titeln – von Mario bis Zelda – dagewesen sein. Sie funktioniert eben. Ob es jetzt tatsächlich nötig gewesen ist, noch überkitschige Tanzsezenen und eine eiversüchtige Nebenrolle in die Geschichte zu integrieren, ist selbstredend fraglich. Trotzdem - auch wenn jeder halbwegs intelligente Spieler sich schon nach den ersten zwei Stunden ausmalen kann, wie die Geschichte ausgehen wird – starrt man gebannt auf den Bildschirm und lauscht den ach so kitschigen Worten, die über die schlecht animierten Lippen der Protagonisten gleiten. Der typische „DSDS-Effekt“. Obowhl man genau weiss was kommen wird, ist man doch gespannt in welcher Form die Entwickler den Plot diesmal präsentieren werden.
So, nun aber weg von Leonard (der Retter), weg von Cisna (das zu rettende Subjekt) und weg von der Story – die solltet ihr euch selbst zu Gemüte führen – hin zum zum Gameplay. White Knight Chronicles orientiert sich in vielen Punkten an einem typischen JRPG. Nebest den Storymissionen gibt es genug Nebenquests um mit der Party zu grinden. Die grossen Städte bieten euch – ähnlich wie bei The last Remnant – Gildenhäuser in welchen die Quests angenommen werden können. In Shops können Ausrüstungsgegenstände erstanden werden, welche euch auf eurer Reise vor dem schlimmsten bewahren sollen. Alles wohl bekannt und nicht neu.
Dafür bringt White Knight Chronicles in puncto Charakterentwicklung und Kampfystem einige spannende Ansätze mit. Nicht dass es in der Spielewelt etwas Neues wäre, aber gerade bei JRPGs doch etwas atypisch. Die Charaktere haben keine Vorgegebenen Rollen. Klassen existieren in WKC grundsätzlich nicht. Jede Spielfigur kann alles lernen. Wer es mag zu Grinden kann jeden Charakter mit allen Fertigkeiten ausstatten. Ob das schlussendlich aber der Sinn der Sache ist – darüber lässt sich streiten. Besonders ich sollte dazu nichts sagen, der schon bei Lost Odyssey Kaim und seinen unsterblichen Gefährten alle möglichen Fähigkeiten angeeignet hat, nur um danach einen ÜBERGOTT zu haben, der grundsätzlich jede Attacke in HP absorbiert hat. Aber zurück zu White Knight Chronicles. Im Kampf selbst steuert ihr nur den Partyleader, den ihr aber jederzeit über das Menü wechseln könnt. Meist werdet ihr wohl mit Leonard unterwegs sein, der sich nach dem Einsatz von sieben Action-Chips in den Titelgebenden White Knight verwandeln kann – doch dazu später mehr.
Die zwei anderen Partymitglieder reagieren grundsätzlich automatisch oder nach zugewisenem Verhaltensmuster, welches einwandfrei funktioniert. Das System basiert dabei auf einer Art Mischung aus MMORPG und ATB-System. Sobald sich ein weisser Ring der prominent auf der rechten Seite des HUDS positioniet ist gefüllt hat, dürft ihr eine Attacke auswählen, die danach auf die Gegner angewendet wird. Dabei unterscheidet WKC zwischen normalen Standard-Attacken, und Attacken welche Action-Chips benötigen, was mit einer Art Abklingzeit eines MMORPGS gleichzusetzen ist. Action-Chips werden gesammelt, in dem ihr erfolgreiche Angriffe auf das Monster ausführt. Da das Spiel aber einen wirklich tiefen Schwierigkeitsgrad hat, hab ich mich oft dabei erwischt, die normalen Mobs mit den Standartattacken zu beackern, während ich für die Action-Chips für die wirklich grossen Brocken aufgespart habe, die ohne den Einsatz von Leonards Fähigkeit als weisser Ritter wirklich mühselig gewesen wäre.
Wie bereits erwähnt ergaunert sich Leonard in den ersten Spielstunden – im Affekt – die Fähigkeit, sich in einen weissen Ritter zu verwandeln. Dieser hat nicht nur eine enorme grösse, sondern auch eigene Fähigkeiten und Attacken welche euch die Bosskmäpfe massiv erleichtert, da der weisse Ritter mit einer normalen Attacke x Faktor 10 zum Schwert greifft. Wirklich eine gute Idee, die aber teilweise stark an ann Final Fantasy erinnert. Im Grossen und Ganzen ein gutes Kampfystem, welches aber durch den Aktions-Ring der zuerst gefüllt werden muss, etwas an Schwung aus den Kämpfen nimmt. Wichtig zu erwähnen. Ihr dürft euren Charakter während den Kämpfen in Echtzeit steuern.
Als besonderes „Leckerli“ ist zu erwähnen, dass ihr über das Spielinterne „GeoNet“ Nebenquests auch Online mit anderen Spielern zocken dürft. Eine wirklich tolle Idee. Leider hab ich in meiner Testphase oft mit Verbindungsprobleme zu Kämpfen gehabt, so dass ein Urteil über den integrierten Online-Modus nicht wirklich angebracht wäre. Denn wenn die Verbidnung zum GeoNet mal funktioniert hat, habe ich leider keine Spieler gefunden, die sich mit mir ins Abenteuer gestürzt hätten.
Auf der grafischen Seite macht White Knight Chronicles einen gelungenen Eindruck. Natürlich ist das Spiel kein grafischer Meilenstein aber das optische Gewand mit schönen Texturen und netten Animationen rundet das Gesamtpacket ab. Die englische Sprachausgabe ist bis auf ein paar Charaktere gut gelungen und macht Laune – auch wenn diese oft nicht wirkliche Lippensynchron daher kommt. Der Score in den Städten und Gebieten untermalt die jeweilige Atmosphäre perfekt und hat ein paar tolle Ohrwürmer dabei, die euch wohl auch noch verfolgen werden, wenn die Konsole schon längst ausgeschaltet ist. Richtig genervt hab ich mich nur ab den wirklich unpassenden Kampfsound der wirkt, als ob dieser in einem frühen Alphastadium als Platzhalter genutzt worden wäre und man schlussendlich keine Zeit mehr gehabt hat, diesen auszutauschen.
Fazit:
White Knight Chronicles ist ein gelungenes JRPG mit ein paar frischen Ideen. Leider verpasst es das Spiel, dem geneigten Zocker als richtig tolles Erlebnis in Erinnerung zu bleiben; dafür ist alles etwas zu sehr von anderen Titeln abgekupfert und die Story zu wenig packend. Auch fehlen diese gern gesehenen „Whoa“-Momenten komplett. Da seit kurzem das Meisterstück Final Fantasy XIII zu haben ist, können sich RPG-Fans das Spiel aber als tolles „After-FF-Game“ schon ins Regal stellen.
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