The(G)net Review: Wheelman
- Sascha Böhme
- 7. Apr. 2009
- 3 Min. Lesezeit
Wheelman mit Action-Held Vin Diesel hat eine lange Reise hinter sich. Ursprünglich war das Spiel als Vorgeschichte zu einem Film geplant, der 2006 sogar mit einem ersten Trailer vorgestellt wurde. Aus dem Film wurde nix, dafür halten wir jetzt zumindest das Spiel in den Händen.

Kampf-Sau Vin Diesel gibt wieder mächtig Gas. Nach langer Schaffenspause ist der Action-Held derzeit multimedial omnipräsent. Neben seiner Hauptrolle im neuen Kinofilm "Fast and Furious" tritt der ehemalige Türsteher auch in zwei neuen Videospielen auf: Im bereits erhältlichen und hier getesteten "Wheelman" von Ubisoft und Midway sowie im Ende April auf den Markt kommenden Action-Titel "The Chronicles of Riddick: Assault on Dark Athena" (darauf freu ich mich persönlich am meisten!).

Die Story von "Wheelman" ist ebenso konfus wie Teile des Gameplays. Ein US-amerikanischer Gesetzeshüter macht sich auf den Weg nach Barcelona, um Gangsterbanden und Mafia-Clans erst zu infiltrieren und dann zu zerschlagen. Seine Werkzeuge: Autos und Knarren. Diese Kombination ist zwar nicht neu, doch machen die zahlreichen Kurierfahrten und Autoverfolgungsjagden, bei denen wie wild geschossen und gerempelt wird, wirklich Spaß. Das Gleiche gilt für die Zeitlupenfunktion, die das Geschehen verlangsamt, so dass besser gezielt werden kann.

Die Stunts die ihr vollführen könnt hängen die meisten Verfolger ab und wer kräftig Fokus sammelt, kann sogar einen Temposchub aktivieren. Fokus bekommt man durch Fahren im Gegenverkehr oder durch das Rammen von Objekten, verliert es aber wenn man Fußgänger ins Visiert nimmt. Brutal ist Wheelman dabei nicht, weil es kein Blut gibt, die Passanten stets ausweichen und die Schießereien nicht wirklich brutal ablaufen. Richtig, Milo aka Vin Diesel sitzt nicht immer im Cockpit eines schnellen Wagens, auch zu Fuß gibt es einiges zu tun. Mit der Waffe im Anschlag könnt ihr in Feuergefechten bestehen, die mittelprächtig umgesetzt wurden und sehr simpel ablaufen. Habt ihr alle Gegner beseitigt, dürft ihr die Stadt rein theoretisch übrigens auch ganz allein erkunden und tun und lassen was ihr wollt. Damit das nicht langweilig wird gibt es jede Menge Nebenmissionen. Ihr könnt den "Taxifahrer" spielen, bei einer inszenierten Flucht versuchen zu entkommen (begleitet von massiver Gegenwehr) oder den Lieferjungen mimen. Aufgaben also, die gewiss nicht neu sind, das Spiel aber angenehm strecken - auch wenn beispielsweise die Wettrennen ziemlich frustrierend sein können. Der Schwierigkeitsgrad ist ohnehin einer der Schwachpunkte von Wheelman, da man manchmal sehr angenehm durchs Spiel kommt, manchmal fast zu leicht, dann aber hin und wieder gerne das Pad in die Ecke schleudern würde, weil es frustrierend schwer ist. Egal ob euch ein Zeitlimit im Nacken sitzt oder der Gegner wieder mal unmenschliche Manöver an den Tag legt, ganz glatt läuft es nicht immer.

Das sture Autofokus-Zielsystem ist nicht besonders ausgereift, sodass die Schießereien meist in vogelwilde Ballereien ausarten. Nervig ist auch, dass die Entwickler auf ein Deckungssystem, das heutzutage zur Grundausstattung nahezu aller Action-Games gehört, verzichtet haben. Anstatt also auf Knopfdruck seinen kahlen Schädel aus der Schusslinie zu bewegen, muss der Digital-Diesel hinter Kisten in Sicherheit gebracht werden. Dafür darf man immerhin kurz ein Stück sprinten Nur gut, dass die computergesteuerten Gegner - aufgrund der teils schon lächerlichen künstlichen Intelligenz - kein Kapital daraus schlagen können. Immer wieder stellen sich die Feinde in die Nähe explosiver Objekte, sodass ein gezielter Schuss genügt, um die Anzahl der Bandenmitglieder zu dezimieren.

Ähnlich zwiespältige Gefühle hinterlässt auch die Grafik. Die actiongeladenen Autoverfolgungsjagden sind spannend und dank eingestreuter Zeitlupen- und Explosionseffekte spektakulär in Szene gesetzt. Die Qualität der Zwischensequenzen reicht indes von hollywoodreif bis hin zu B-Movie.

An der Sounduntermalung gibt es jedoch nichts zu meckern. Sitzt der Spieler im Auto, kann er zwischen mehreren Radiosendendern auswählen, die unterschiedliche Musikgenres abdecken. Doch im Gegensatz zum großen Vorbild "GTA" schallen keine Originalsongs aus den Boxen. Hörenswert sind die Tracks dennoch. Und auch die deutschen Synchronsprecher leisten gute Arbeit - allen voran der von Vin Diesel. Deutschsprachige Zocker stört dabei in erster Linie die absolut fehlende Lippensynchronität. Vin's tiefe und rauhe Originalstimme ist in englisch natürlich besser. Glücklicherweise befindet sich auch die englische Tonspur auf der Spiele-Disk.
Fazit:
Viel Freude werden Next-Gen-Zocker nicht an "Wheelman" haben: Die Missionen sind langweilig und nach rund zehn Stunden flimmert der Abspann über den Bildschirm, was für ein "Sandbox-Game" einfach zu kurz ist. Deutlich früher geht dem Game trotz zahlreicher Nebenaufträge der Sprit aus. Zu lieblos und hastig wirkt alles zusammengeschraubt, zu wenige Freiheiten bietet das actionlastige "Wheelman" gegenüber einem GTA 4. Aus der verwendeten Grafik-Engine "Unreal Engine 3" hätten die Programmierer von Vin Diesels Entwicklerstudio Tigon durchaus mehr kitzeln können. Und auch einen Multiplayer-Modus sucht der Spieler vergeblich, was die Langzeitmotivation empfindlich schmälert. Kurzum: "Wheelman" wirkt, als hätte man erst drei von vier Reifen montiert.

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