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AutorenbildAndy Meier

The(G)net Review: Wasteland 2

Rundenbasierte Rollenspiele sind kein Genre, dem übermässig grosse Beachtung seitens der Publisher zugesichert wird. Früher noch kaum wegzudenken, heute scheint das gemächlich taktische Spielprinzip nicht mehr der hektischen Zeit zu entsprechen.


Wasteland 2 Test, Review, Testbericht.

Wo keine Konkurrenz, da eine umso grössere Absatz-Wahrscheinlichkeit. Das dachte sich auch Brian Fargo und lancierte eine Kickstarter Kampagne. Das anvisierte Ziel von 900‘000 US-Dollar erreichte das durch Crowdfunding finanzierte Projekt innert weniger Stunden, letztendlich sprangen über drei Millionen raus. Was die ganzen Kickstarter Projekte auf jeden Fall zeigen: Es lungern nach wie vor Spieler vor den heimischen Rechnern, die gerne bereit dazu sind für klassische, möglicherweise von anderen als altbacken bezeichnete Spielprinzipen Geld locker zu machen. Das Risiko der Spender liegt auf der Hand: Die effektive Qualität des Endproduktes ist erst Jahre nach dem Kauf klar.


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Beim öffnen der Ranger Edition finden wir neben der Spiele-Disc noch Postkarten, den Soundtrack auf CD sowie eine Karte der Spielewelt und ein ausführliches Handbuch vor. Speziell das gedruckte Handbuch ist in der neuzeitlichen Spielelandschaft eine Seltenheit geworden. Das schmökern im schön bebilderten Heft macht Lust auf mehr, also ab in die Endzeit der späten 90er Jahre. Denn dort lancierten die beiden Grossmächte USA und die Sowjetunion einen alles vernichtenden Atomkrieg. Einige Glückliche blieben vom Bombenteppich und der radioaktiven Verseuchung verschont und kämpfen nun in der Einöde ums Überleben. Ziele des Krieges waren zu allererst die feindlichen Städte, entsprechend spielt Wasteland 2 in der Einöde Arizonas.


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Bevor es ans Eingemachte geht, will freilich erst der eigene Trupp zusammengestellt werden. Hört sich einfacher an, als es letztendlich ist. Um in der postapokalyptischen Zukunft zu überleben werden mannigfaltige Fähigkeiten benötigt. Umgang mit Sprengstoff, Handfeuerwaffen, den eigenen Fäusten oder den Mitmenschen. Alles kann im entscheidenden Moment über Leben oder Tod des virtuellen Daseins entscheiden. Doch Wasteland ist gnadenlos, kaum Fähigkeitspunkte werden zur freien Verteilung offeriert. Zwar weist am Ende der Charaktererstellung jeder der vier Endzeit-Krieger individuelle Fähigkeiten aus, für alle gewünschten Eigenschaften reichten die frei zu vergebenden Punkte jedoch nicht aus. Das Spiel zwingt das Quartett mit dem Nötigsten an Fachverstand und sozialen Fähigkeiten in die erbarmungslose Welt hinaus.


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Wie hart es wirklich ist, stellen wir schon früh fest. Insbesondere zu Beginn ist es nicht einfach, in Arizona alle vier Recken am Leben zu halten. Munition ist Mangelware. Das macht die zerstörte Welt nicht nur authentischer, es lässt die ab und an gefundenen Gegenstände auch an Wert gewinnen. Da nicht alle Fähigkeiten von der Party abgedeckt sind, kann unmöglich alles im ersten Durchgang des Spiels abgeschlossen werden. Das schafft Wiederspielwert und macht die Welt insgesamt glaubwürdiger. Gleichzeitig hat praktisch jede Entscheidung seine direkten oder indirekten Konsequenzen, mit welchen man im fortschreitenden Spielverlauf zu leben hat. Gutmenschen die jedem NPC ein besseres Leben verschaffen möchten, dürften hier an ihre Grenzen stossen. Wasteland ist kein Kindergeburtstag, das Leben in der nuklear zerstörten Umgebung fördert nicht nur Happy Endings zu Tage.


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Vermittelt werden die Geschehnisse nicht unbedingt zeitgemäss, gesprochener Text bleibt eine Seltenheit. Die Gespräche zwischen der eigenen Ranger-Gruppe und den überall anzutreffenden NPCs verlaufen über ein Textfenster, und von diesen Gesprächen gibt es einige. Wasteland ist textintensiv, das Geschriebene ist aber auch meist interessant – die original englische Version ist naturgemäss empfehlenswerter. Ähnlich angestaubt ist die Grafik, zweckmässig passt hier wohl am besten. Das rundenbasierte Kampfsystem mit limitierten Aktionspunkten gefällt, wird aber mit zunehmender Spieldauer nicht spannender. Obschon andere Spiele audiovisuell mehr auf dem Kasten haben, zieht Wasteland uns schneller in seinen Bann, als das andere Genrevertreter mit modernerer Technik getan haben.



Fazit:

Wasteland 2 macht vieles richtig, in erster Linie ist es ein Spiel für die Fans des ersten Teils. Spieler die 1988 bereits im post apokalyptischen Arizona unterwegs waren, freuen sich über Anspielungen auf die Vergangenheit und ein Spielprinzip, das dem Urvater des Endzeit-RPGs mehr als nur gerecht wird. Schwerwiegende Entscheidungen sowie deren spürbaren Konsequenzen und die gelungene Vermittlung eines gnadenlosen Arizonas machen den Titel aber auch für Neulinge interessant. Jünger der ersten beiden Fallouts greifen bedenkenlos zu, Mad Max Begeisterte sollten zumindest einen Blick riskieren und Hardcore Fans von Wasteland dürften sich derweil über die Kickstarter Kampagne bereits ein Exemplar gesichert haben.


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