Für PC-Spieler ist die Warhammer-Serie schon lange ein Begriff. Konsoleros hingegen dürfte dieses Universum weniger geläufig sein. Das erstaunt nicht, sind doch die meisten Spiele dieser Reihe Echtzeit-Strategie-Spiele. THQ zeigte Einsicht und stellt nun einen Action-Spross der Franchise in die Händlerregale. Warhammer 40k: Space Marine ist ein waschechter Shooter im Gears-of-War-Stil.
Als THQ den Genrewechsel ankündigte, war das Murren bei den Fans und die Freude bei den Action-Liebhabern gross. Die ersten Bilder und Videos zeigten einen frechen GoW-Verschnitt, so dass wir für einen kurzen Moment Marcus Fenix in einer anderen Rüstung wähnten. Doch weit gefehlt, denn dieser Held heisst Captain Titus, ist jedoch nicht minder rabiat, wenn man sich ihm in den Weg stellt. Genau dies versucht indes – wie sollte es auch anders sein in einem Warhammer-Spiel – eine Horde Orks. 'Green-Skins' werden die liebevoll genannt und es ist die einzige Art Gegner-Art, auf die unser Supersoldat im Spiel treffen wird. Zum Glück treten sie in vielen verschiedenen Varianten auf und tragen die unterschiedlichste Bewaffnung. Da gibt es Kleine, die mit einem Hieb das Zeitliche segnen, etwas grössere, die eine Combo-Attacke vertragen, noch grössere, die nur durch geschickte Kampfeinlagen zerlegt werden können und riesige, denen man am besten mit aktivierter Fury-Leiste gegenüber tritt. Mal kämpfen sie mit Keulen, Schwertern und Beilen, mal tragen sie MGs, Raketenwerfer oder Scharfschützengewehr. Und sie treten immer in Gruppen auf, grossen Gruppen. Da muss man schon aufpassen, dass man nicht einfach überrannt wird. Das passiert ziemlich schnell - zumindest auf normaler Schwierigkeitsstufe - und dann geht einem schnell das Licht aus. Space Marine ist kein Spiel für Weicheier und stellenweise ziemlich schwer. Zum Glück tragen die Ordens-Ritter wuchtige Rüstungen, die so manchen harten Treffer schlucken und sie zu übermächtigen Soldaten machen. Trotzdem sind die Orks nicht einfach Kanonen- bzw. Sägeschwertfutter: Das Balancing stimmt.
Wehren tut sich der gemeine Space Marine mit haufenweise Blei- und Laser-Spritzen wie etwa der Plasma-Shotgun und dem Bolter (Sniper-Rifle). 15 Stück sind es an der Zahl. Und dann gibt es da noch jede Menge Nahkampfwaffen. Die sind ein Hauptaugenmerk im Gameplay. Meistens wird man von Orks umzingelt und kann seine Knarren nicht mehr einsetzen - zu lange dauert das Nachladen, die Agilität während des Zielens ist begrenzt. Dann heisst es den Hammer auspacken und loszuschlachten. Ein kleines aber feines Kampfsystem macht brachiale Combos und Finishing-Moves zum Kinderspiel. Letztere füllen magischerweise den Lebensenergie-Vorrat auf. Darum heisst es immer feste druff, bis Ärme, Beine, Köpfe und Hirn durch die Gegend fliegen. Nur wenn die Rüstung tropft vor Blut hat der Space Marine gut gekämpft, heisst es.
Die Kampagne führt euch durch staubige Landschaften, zerstörte Siedlungen, dunkle Fabrikanlagen und stinkige Abwasserkanäle. Hier hätte ich mir mehr Abwechslung gewünscht. Zwar darf man ab und zu an Geschütztürmen Platz nehmen oder ein paar Meter mit einem Jump-Suit durch die Gegend hüpfen, trotzdem wirkt die Action auf Dauer etwas ermüdend bzw. monoton. Dazu tragen auch die sich ständig wiederholenden Kampfansagen der Orks bei. Ich schwöre, wenn ich noch einmal 'More Space Marines to Kill' höre, schiess ich mir ins Knie! Ich hätte mir auch ein paar fette Boss-Fights gewünscht. Bis zum Schluss sucht man solche vergebens.
An der Präsentation gibt dafür nichts auszusetzen. Die Grafik ist fantastisch und läuft stets flüssig. Die Entwickler wurden nicht müde zu erwähnen, dass die hauseigene Engine es ohne Probleme mit der Konkurrenz aufnehmen könne. Recht haben sie. Schöne Licht- und Schatteneffekte soweit das Auge reicht und besonders scharfe Texturen machen das Spiel zum Augenschmaus. Die Sound-Effekte haben richtig Bumms. Man fühlt sich tatsächlich wie ein praktisch unbesiegbarer Hüne und geniesst es förmlich, wenn die Köpfe mit einem saftigen Sound-Effekt platzen.
Begleitet werden wir in der Kampagne von zwei weiteren Soldaten unseres Kalibers, leider jedoch ohne eine Form der Squad-Kontrolle. So etwas hätte die Gefechte taktisch anspruchsvoller gemacht. Ein CoOp Modus würde sich anbieten, aber auch der fehlt. Ihr konzentriert euch nur darauf, Titus heil voranzutreiben. Um die Übermacht der Soldaten spürbar zu machen, verzichtete man komplett auf ein Deckungssystem. Stattdessen sprintet man mit Vollgas durch die Feindeshorden („Bullrush“) und metzelt sich mit reichlich Gore-Effekten durch die Monster-Horden. Auch gut.
Wer die 8-10 Stunden lange Story-Modus hinter sich gebracht hat, kann sich auf einen tollen Multiplayer-Modus für bis zu 16 Spieler freuen. Hier könnt ihr nach Herzenslust und mit einem umfangreichen Editor euren eigenen Space Marine kreieren. Selbst kleinste Details dürfen geändert werden um sicherzustellen, dass ihr anders als alle anderen aussieht. Wie üblich werden neue Teile und Waffen mit zunehmender Spielzeit freigeschalten. Viele Challenges für Waffen, Rüstung und Spielmodi warten auf ihre Erledigung, ganz wie man es von Genre-Primus Call of Duty her kennt. Lags hatten wir bei unseren Test-Sessions keine. Bravo!
Fazit:
Wer mich kennt, der weiss, dass ich überhaupt kein RTS-Spieler bin. Daher kannte ich die Warhammer-Serie auch nur vom Hörensagen und durch ein paar coole Wallpaper. Dafür kenne ich mich umso besser im Shooter-Genre aus und ich muss sagen, dass dieses neue Gewand der berühmten Franchise äusserst gut zu Gesicht steht. Präsentation und Action haben mir durch die Bank gefallen und ich hab sogar ohne Hintergrundwissen mitbekommen, um was es in Warhammer prinzipiell geht. Alte Fans der Serie könnten jedoch Murren. Ich hoffe aber, dass sie die Space Marines mit einem weinenden und einem lachenden Auge sehen, denn es ist ein wirklich tolles Spiel geworden. Wer auf Shooter à la Gears of War abfährt, ist bei Warhammer 40k: Space Marine bestens aufgehoben.
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