Piñatas sind bunte Pappmaché-Figuren, die traditionell mit Süßigkeiten und Geschenken gefüllt sind. Mit verbundenen Augen schlagen die Kinder mit einem Stock solange auf die Piñatas ein, bis sie zerbrechen und den leckeren Inhalt freigeben.
Rare hat sich diese Tierchen zum Thema einer Aufbausimulation einer etwas anderen Art genommen. Stell Dir vor, es gäbe einen Ort jenseits des Meeres, wo jedes Piñata ein lebendes, atmendes Wesen ist. Stell Dir vor, Du wärst dorthin eingeladen, und man würde Dir das Land und die Werkzeuge zur Verfügung stellen, um damit den Piñatas ein Zuhause zu schaffen. Jetzt kannst Du Piñata Island selbst erleben - auf dem Land, das einst Jardiniero gehört hat, dem bekanntesten und begnadetsten Gärtner aller Zeiten. Im Zentrum der Insel, umgeben von Gärten, liegt Piñata Central. Wenn die Piñatas aus den umliegenden Gärten zu ihrer Höchstform aufgelaufen sind, werden sie von Piñata Central in die ganze Welt hinausgeschickt, um ihre Süssigkeiten dort, wo sie auf einer Party gebraucht werden, zu verteilen.
Viva Piñata kann nicht klar einem bestimmten Genre zugeordnet werden. Es enthält die verschiedensten Konzepte aus Spielen wie 'die Sims', oder Animal Crossing und auch noch Resourcen Management. Klingt komplex, ist es aber nicht. Gestartet wird in einem leeren Garten, wobei "Garten" doch etwas übertrieben ist. Das Stück Land kommt eher einem Acker gleich und zu Beginn liegt da noch ein Haufen Müll rum, welcher mit der Schaufel entfernt werden muss. Die dabei freigesetzten Schokoladenmünzen werden als Zahlungsmittel gleich eingesammelt. Kaum ist der Acker umgegraben, lassen sich auch schon die ersten Piñatas in Form von "Whirlms" blicken. Diese kleinen Würmer sind im Vergleich zu späteren Tieren noch recht genügsam und lassen sich auch schnell nieder.
Über das Journal können zu jedem Zeitpunkt wichtige Informationen zu bereits entdeckten Piñatas abgerufen werden. Dabei sollten vor allem den Punkten für das Niederlassen und Vermehren der Tiere Beachtung geschenkt werden. Jedes Tier stellt seine eigenen Bedingungen, bevor es sich dauerhaft im Garten ansiedelt. Manche wollen eine bestimmte Pflanze, andere wollen einen bestimmten Bereich in der richtigen Grösse und wieder andere wollen ein gewisse Anzahl spezieller Piñatas als Nahrung. Der zu Beginn noch eher kleine Garten ist schnell gefüllt mit allerlei Tieren. Doch alle Piñatas wollen eine artgerechte Behausung. Vorher ist an eine Fortpflanzung nicht zu denken. Kleine Herzen über den Tieren zeigen die Bereitschaft zur Vermehrung an. Führt man zwei solche Tiere der gleichen Gattung zusammen, beginnt ein kurzes Minispiel worauf sich die beiden Tiere in ihre Behausung zur Paarung zurückziehen. Nicht lange, und schon wird das erste Ei geliefert, aus dem nach kürzester Zeit der Nachwuchs schlüpft. Ein wenig später wird verpuppt und schon ist ein weiteres, erwachsenes Tier im Garten.
Mit Blumen und Früchte tragenden Pflanzen wird der Garten optisch und praktisch aufgepeppt. Piñatas, Pflanzen und die gekauften Gegenstände dürfen natürlich wieder verkauft werden. Der selbe Laden stellt auch die Samen für die Pflanzen zur Verfügung. In einem anderen Laden können die benötigten Behausungen oder spezielle Produktionseinheiten eingekauft werden. Zu einem späteren Zeitpunkt kommen auch noch Helferlein dazu. Jedem fällt dabei eine wichtige Aufgabe zu. Da wäre das automatische Pflanzen Giessen, das Einsammeln von verkaufbaren Gegenständen oder das Verscheuchen von ungebetenen Gästen. Diese Helferlein sind also sehr nützlich, damit sich der Spieler um die Piñatas kümmern kann. Leider können aber genau diese Helfer auch nervig sein. Teilweise verrotten die Früchte am Boden oder sie streichen Gegenstände ein, welche für die Ansiedelung einer neuen Tierart gedacht war. Auch die Piñatas selbst gehorchen nicht immer den Wünschen des Spielers. Oftmals muss der selbe Befehl mehrmals gegeben werden, bis es dann am Ende doch noch klappt. Werden die Piñatas schlecht gepflegt, sinkt ihre Laune. Dann werden sie aggressiv und greifen andere Tiere an.
Es vertragen sich auch nicht alle Tierarten miteinander. Die Ameisen und Bienen können sich beispielsweise gar nicht ausstehen. Hier sind Konflikte bereits vorprogrammiert. Im Laufe der Zeit und mit der richtigen Pflege, steigt der Garten im Wert und der Spieler im Level. Dadurch werden neue Gegenstände und Upgrades freigeschaltet oder auch "saure Piñatas" aktiviert. Diese üblen Gesellen wollen nichts gutes. Sie kommen meistens in der Nacht und lassen sauere Bonbons fallen, welche unsere Piñatas nach Verzehr krank machen. Wird der Doktor nicht gerufen, kann dies auch zum Tod führen. Die sauren Piñatas können aber entweder mit der Schaufel erschlagen oder einfach mit Wasser verscheucht werden. Die fallengelassenen Bonbons werden gegen ein kleines Entgelt entsorgt.
Der Garten selbst wird im Laufe des Spiels zwei mal vergrössert und bietet mit dem letzten Upgrade eine beachtliche Fläche. Bei regelmässiger Interaktion mit "Seedos", dem Samengenie, erhält der Spieler ein immer grösseres Angebot an Bäumen, Sträuchern und Blumen. Im Verlauf des Spieles kommen auch immer wertvollere und demzufolge auch schwerer anzusiedelnde Tiere ins Spiel. Das regt menschlichen Sammeltrieb an. Online dürft ihr Tiere und auch Gegenstände mit anderen Spielern auszutauschen. Ansonsten ist Viva Piñata ein klares offline- Spiel. Jedoch können offline bis zu 4 Spieler gemeinsam im selben Garten rumwerkeln.
Grafisch liefert Viva Piñata viele Leckereien. Jedes einzelne Tier wurde mit sehr viel Liebe zum Detail entworfen. Die bonbonbunte Grafik ist ein Augenschmaus. Mit etwas Geschick und Fantasie können die Farben der Piñatas sogar variiert werden, wodurch eine noch grössere Artenvielfalt entsteht. Bäume, Blumen, das Gras, Sträucher, Hütten und Häuser passen perfekt ins Bild. Coole Grafikeffekte, wie z.B: das organisch wirkende Wasser oder der Regen, welcher Tropfen an den Fernseher zu werfen scheint, wissen zu gefallen. Die Sound- und Musikuntermalung passt perfekt ins Geschehen: Das Gequiecke, Gequacke und Gefiepse der Piñatas können in Punkto Niedlichkeit nicht mehr überboten werden.
Fazit:
Wer Viva Piñata auf die Seite legt, weil das Spiel eventuell zu kindlich wirkt, der verpasst definitiv eines der genialsten Spiele dieses Jahres. Noch nie hat ein Strategiespiel so viel Charme und Niedlichkeit ausgestrahlt. Zu Beginn noch eher skeptisch, konnte ich schon bald nicht mehr aufhören mit Spielen. Der Anreiz, ein noch wertvolleres Piñata in den eigenen Garten zu bekommen, den nächsten Level-Up des Gartens zu erleben, zwei Piñatas miteinander zu Paaren um danach den Nachwuchs zu verkaufen (hehe), ist einfach riesig. Der Wiederspielfaktor ist ebenfalls da, weil das Geld und alle Upgrades beim Neustart vom vorhergehenden Spiel übernommen werden. Auch spassig: Gegenstände und Tiere können mit Freunden ausgetauscht werden. Über diesen Weg kann man sich gegenseitig helfen. Kurz: Viva Piñata ist definitiv das Geld wert und sollte in keiner gut sortierten Spielesammlung fehlen!
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