Es war eine dunkle und stürmische Nacht. Eigentlich ist es immer dunkel und stürmisch wo Skarin auftaucht, egal ob es jetzt Tag oder Nacht ist. Und wo immer es dunkel und stürmisch ist findet Skarin Feinde, die er töten oder gleich vierteilen muss, damit die Sonne wieder scheint.
So oder so ähnlich lautet der Kurzbeschrieb von SEGAs Viking: Battle for Asgard. Hauptdarsteller Skarin wandert durch die Welt, bis er in einem dunklen und regnerischen Gebiet auf eine Ansammlung Zombie-ähnlicher Kreaturen stösst - manchmal ohne aber meistens mit einer Gruppe gefangener, alliierter Soldaten, die entweder in einem Käfig stecken oder an Marterpfählen gefesselt sind. Die Schergen werden dann mit Axt und Breitschwert fein säuberlich eins, zwei in zwei oder drei Teile zerlegt, worauf sich die dunklen Wolken verziehen und es aufhört zu regnen. Freilich sind dann auch die alliierten Soldaten befreit, die sogleich Teil von Skarins stetig wachsender Armee werden.
Im Grunde genommen ist Viking ein richtiges old-school Action-Adventure mit einem modernen Touch und extrem blutigen Kämpfen, die eine 18ner Einstufung der PEGI wahrlich rechtfertigt. Ihr lauft mit eurem Charakter durch die Gegend, säbelt Feinde nieder, worauf neue Gebiete freigeschalten werden, mit neuen Gegnern und neuen Städten. Dort trefft ihr unter Anderem auch freundliche Zeitgenossen, mit denen ihr reden könnt und die manchmal hilfreiche Hinweise liefern, was als nächstes zu tun ist. Mit jedem Kampf werdet ihr stärker, lernt neue Moves und erweitert eure Armee, bis ihr schliesslich mit Sack und Pack und allen euren Mannen zu einer Massenschlacht ansetzt, die wiederum einen Boss-Battle birgt.
Das Prozedere wiederholt sich dann ein paar mal, bis ihr schliesslich dem Ober-Grufti gegenüber steht. Diesmal handelt es sich dabei um eine Frau, die Angst und Schrecken im Land verbreitet. Während ihr durch die Lande zieht, Soldaten befreit und Frieden bringt, findet ihr tonnenweise Gold. Säcke mit Gold, Urnen mit Gold, Schatztruhen mit Gold... und eventuell andere Schätze. Asgard scheint ein reiches Land zu sein. Gold gibt es genug und es blinkt auch noch, damit man es einfacher findet. Wer noch schneller reich werden will, investiert ein bisschen von seinem Schotter beim örtlichen Händler in Landkarten. Darauf sind nämlich die Locations des Goldes praktischerweise eingezeichnet. Eine andere, wichtige Markierung auf diesen Landkarten sind die der so genannten 'Leystones'. Diese 'Portale' sind einfach zu finden und immens hilfreich, da sie euch von einem Ort zu nächsten teleportieren. Da ihr im Spiel sehr viel laufen müsst, ist diese Art des Reisens natürlich besonders willkommen.
Die Kämpfe in Viking gestalten sich eher einfach: Der A-Button ist eine flinke, X hingegen eine wuchtige, langsame Attacke. Hat Skarin genug Gold und eine Kampfarena gefunden, kann er sich neue Moves kaufen. Das erweiterte Repertoire ist notwendig, um den weiter fortgeschrittenen, gefährlicheren Feinden beizukommen. In bestimmten Situationen erscheint während der Kämpfe ein Button-Indikator - z.B. wenn ein Feind betäubt vor euch liegt. Dann könnt ihr zu einem Finishing-Move ansetzen, der in Zeitlupe präsentiert wird, damit ihr auch ja richtig sehen könnt wie Körperteile, Blut und Gedärme durch die Gegend fliegen. Ein scheusslicher aber befriedigender Weg Feinde zu besiegen, hart und erniedrigend. Bei grösseren Feinden, wie z.B. den riesigen Orks, wird eine ganze Button-Folge angezeigt, ähnlich wie in God of War, die den riesigen Brocken in einer einzigen, blutigen Sequenz in seine Einzelteile zerlegt. Getötete Feinde hinterlassen Orbs. Rote Orbs füllen eure 'Power-Bar', grüne Orbs frischen eure Lebensenergie auf. Tötet ihr einen Gegner mit einem Finishing Moves, gibt es zur Belohnung doppelt so viele Orbs. Ist eure Power-Bar voll, wechselt ihr auf Knopfdruck in den 'Rage-Modus', worauf eure Angriffe alle Feinde einfrieren und zwar solange, bis die Leiste sich wieder geleert hat.
Zur Abwechslung müsst ihr in einigen Sektionen des Spiel beispielsweise durch eine Festung schleichen und Feinde geschickt umgehen, ohne gesehen zu werden. Als letztes Gameplay-Element seien die riesigen Massenschlachten erwähnt. Einige Gebiete der Karten ermöglichen es euch, eure Armee einzusetzen. Dann dürft ihr euch hinsetzen und zuschauen, wie eure Mannen die feindlichen Horden dezimieren. Üblicherweise gibt es aber ein paar grössere Brocken in den feindlichen Riegen, die nur ihr als Held erledigen könnt. Eventuell dürft ihr sogar einen feuerspeienden Drachen zu Hilfe holen vorausgesetzt, ihr habt genügend Rune-Steine gesammelt. Diese epischen Schlachten sind leider mehr, als die Xbox 360 Hardware zu leisten vermag. Die Hundertschaften an Figuren, die sich gleichzeitig auf dem Bildschirm tummeln, bringen das Spielgeschehen fast zum Stillstand. Es kommt schon mal vor, dass ihr euch im Getümmel verliert oder Freund und Feind nicht mehr unterscheiden könnt. Enttäuschend, wenn man sich den Rest des Spiels anschaut und die Tatsache mit einbezieht, dass SEGA gerade mit diesen Massen-Schlachten viel Werbung betreibt.
Abseits dieses Fauxpas ist Viking eine Augenweide mit vielen coolen Effekten. Das fängt beim realistischen Wasser an und endet bei den glaubwürdigen Outdoor-Szenarien mit weitläufigen Feldern und gleissenden Hügeln. Indoor bekommt ihr schöne Steintexturen zu sehen, die vor allem in Höhlen atemberaubend aussehen. Viel Zeit die Schönheit zu bewundern bleibt euch aber nicht, da ihr konstant von Legion-Kämpfern überrannt werdet. Ein weiteres Problem in Viking birgt die halb-manuelle 3D Kamera. Ihr dürft diese jederzeit mittels Analogstick justieren, jedoch entwickelt sie in engen Passagen ein merkwürdiges Eigenleben und schwenkt ab und zu unkontrolliert, was euch orientierungslos und offen für feindliche Attacken lässt. Akkustisch bietet Viking: Battle for Asgard ein breites Spektrum an passender, filmmässiger Musik, die weder besonders erwähnenswert ist, noch als besonders störend empfunden wird. Die Sound-Effekte sind dafür ziemlich fett, speziell dann, wenn ihr wieder einmal einen Legion-Kämpfer in zwei Teile spaltet.
Fazit:
Viking: Battle for Asgard ist weit davon entfernt perfekt zu sein. Es zeigt ein gutes Konzept, das handkehrum Innovationen oder Abwechslung vermissen lässt. Die Kämpfe sind spektakulär und äusserst brutal inszeniert - was mir gut gefallen hat - sind aber unter dem Strich viel zu repetitiv. Grafisch ist Viking toll anzusehen, ruckelt aber ausgerechnet dann, wenn die Kämpfe in Massenschlachten ihren Höhepunkt erreichen. Viking bietet eine solide Singleplayer-Erfahrung, die speziell Freunde von oldschool Hack-n-Slash Spielen gefallen wird. Der Gore-Faktor spielt da sicher auch eine aufwertende Rolle. Wenn ihr eure Erwartungen nicht allzu hoch schraubt, dürfte euch die Geschichte um Skarin und der Kampf um Asgard einige Stunden gut unterhalten.
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