Wir leben im Zeitalter der Remasters und Remakes. Für den einen die Wonne des Seins, für die anderen das Zeichen kreativer Armut. Nun die Gretchenfrage: Ist die Neuauflage von Until Dawn den nicht gerade niedrig angesetzten Preis im PlayStation Store wert?
Ich liebe Interaktive Filme. Until Dawn war seinerzeit einer der ersten ganz grossen Titel im Genre. Als bekennender Fan dieser Art von Spielen habe ich schon damals das (G)Review übernommen und den Titel hoch gelobt: «Ein Film, der das Mittendrin statt nur dabei Gefühl dank eigener Einflussname perfekt vermittelt und so durchgehend interessant und spannend bleibt.». Die Erinnerung an Until Dawn erscheint noch gar nicht so lange her? Ist es auch nicht, noch keine zehn Jahre hat das PS4-Original auf dem Buckel. Und gleich vorweg: Wie es er Name schon sagt, handelt es sich beim Until Dawn Remake, das derzeit für knapp 70 Franken im PS-Store um die Gunst eures Geldbeutels buhlt, um das fast identische Spiel wie damals – fast!
Natürlich wäre ein Remake kein Remake, gäbe es nicht die eine oder andere, meistens technische Verbesserung. Hier springen und sterben unsere wackeren Teenies nämlich in der Unreal Engine 5 im Wald oder der alten Berghütte rum. Dank viel schönerer Lichteffekte und klar detailreicheren Texturen sieht das Spiel um ein Vielfaches besser aus als sein PS4 Vorgänger. Zumindest solange die Action nicht in Bewegung ist. Auch mit dem neusten Patch (1.05) kämpft das Remake immer wieder mit Frameraten-Einbrüchen. Zudem rennt unser klischeebehafteter Charakter nur in 30fps durch die Gegend, da kann das PS4 Original auf der PS5 mehr aufweisen; und kostet dabei nur einen Bruchteil.
Nebst diesen technischen Facetten haben wir auch im Gameplay Neues entdeckt. Ist Neues immer besser? Leider nein. Die Truppe, welche aus einem generischen Hollywood Slasher-Film stammen könnte, darf sich nun mit einer beweglichen Kamera durch die gruselige Umgebung bewegen. Dadurch geht leider etwas von der cineastischen Erzählung verloren, dafür fühlen wir uns etwas mehr in Kontrolle.
Weniger gut kontrollierbar ist dagegen 2024 die Steuerung der schreckhaften Freunde. Was gerade in einem Spiel, wo wir öfters schnell weg wollen, nicht für Begeisterungsschübe sorgt. Ach, da sind noch die allseits beliebten Totem-Funde. Überall in der Spielewelt verteilt und clever versteckt, lassen sie uns kurz in die Zukunft blicken und einen möglichen, anstehenden Todesfall erspähen. Konnten wir die Totems damals einfach aufnehmen, anschauen und gut war, müssen die Dinger jetzt erst eine gefühlte Ewigkeit gedreht und betrachtet werden. Ein Gameplay-Element, auf welches wir ganz gut hätten verzichten können, da es keinerlei Mehrwert bietet – übrigens genau wie die wenigen neuen eingestreuten Szenen.
Fazit:
Wer das Original aus dem Jahre 2015 noch nie gespielt hat, findet mit dem Remake einer der bis dato besten interaktiven Movies. Selbst das jüngst veröffentlichte The Quarry hat die Qualität des Erstlings von Supermassive Games nicht mehr erreicht. Leider trüben technische Schwierigkeiten das Spielerlebnis. Dazu kommt ein, in meinen Augen, zu hoch angesetzter Preis für ein Remake eines nicht mal zehn Jahre alten Spiels. Letzteres sieht auch heute noch gut aus und bietet nahezu das gleiche zu einem erschwinglicheren Preis. Eine Wertung fällt mir schwer, ich möchte den Titel so gerne loben, gibt es doch viel zu wenige derlei Spiele. Statt eines Remakes hätte ich aber viel lieber einen zweiten Teil gesehen, mit neuen Charakteren, frischer Story und ohne technische Problemchen. Ansonsten gilt das gleiche wie schon vor neun Jahren: Spieler, die eine Gameplay-technische Herausforderung suchen, sind anderswo besser bedient. Fans von interaktiven Filmen schlagen dagegen zu, sofern sie das Original noch nicht gespielt haben.
Das Until Dawn Remake ist für PC und PS5 erschienen. Wir haben das Spiel auf der PS5 getestet. Das Test-Muster stammt von SIEE, wofür wir uns herzlich bedanken!
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