Undisputed ist das erste grosse Boxspiel seit über einem Jahrzehnt. Ein Traum für jeden Boxfan, oder? Ja, schon… aber nur, wenn du gerne zusiehst, wie dein 2.08m grosser, 140kg schwerer Boxer aus Zürich namens Rolf «The Dancer» Schmidli trotz massiver Power Punches ständig verfehlt – und selbst nach dem krassesten Knockout der Gegner immer wieder wie ein untoter Zombie aufsteht.
Zuerst mal das Gute: Die Auswahl an echten Boxern ist beeindruckend. Ob du nun als Tyson Fury oder Katie Taylor in den Ring steigst, du hast mehr als genug Optionen. Sogar Legenden wie Roy Jones Jr. oder Joe Frazier sind dabei, und hey, du kannst auch eine Frauen-Liga spielen! Auch die vielen Spielmodi, wie der Karrieremodus, bei dem du deine eigene Karriere vom Amateur zum Undisputed-Champion durchläufst, sorgen für Abwechslung. Mein Boxer Rolf Schmidli hat es bis zum Schweizer Meister gebracht – ja, so weit bin ich gekommen!
Du kannst wirklich jeden Aspekt deiner Kämpfe, deines Boxers, deines Trainers, deines Cutman und deines Managers analysieren. Aber nach einer Weile fragst du dich, ob du wirklich die Zeit und Energie hast, um herauszufinden, wie du deine "Uppercut Power" auf 94% kriegst, wenn der Gegner ohnehin jedes Mal wieder aufsteht.
Kommen wir nun zu den weniger erfreulichen Seiten – und davon gibt es leider einige. Die Grafik? Ist jetzt nicht sooo frisch. Aber wenn du die Augen zukneifst, fühlst du dich vielleicht an Fight Night von vor genau zwanzig Jahren erinnert (und daran, wie krass das Spiel zu dieser Zeit ausgesehen hat). Die Animationen sind eine absolute Katastrophe. Blocken fühlt sich an, als ob dein Boxer in einer unnatürlichen Yoga-Pose stecken geblieben ist, während die eigenen Schwinger über den Kopf des Gegners fliegen und Schläge einfach durch den Gegner hindurch clippen. NPC-Boxer stellen sich beim Blocken seitwärts und gleiten wie auf schlechten Schlittschuhen über den Ring – mal wie eine schwangere Seekuh, mal wie Nancy Kerrigan aber nach ihrer Begegnung mit Tonya Harding!
Und dann kommt das absolute Highlight der Frustration: das Knockout-System. Natürlich war mein eigener Boxer 2.08m gross und 140kg schwer. Das gesamte Training ging in POWER (wohin auch sonst?). Bis zum Schweizer Meistertitel habe ich es mit Rolf Schmidli gebracht. Wer sich jetzt denkt, die Gegner sind dabei reihenweise umgefallen, hat leider weit gefehlt. Egal wie hoch meine Schlagkraft war, egal wie mächtig meine Power Punches, der CPU-Gegner steht immer wieder auf! Ich habe ein paar Stunden gespielt und kein einziges Mal (!) habe ich meinen Gegner einfach ausgeknocked, egal wie krass der Treffer auch war. Ich habe mehrere Stunden damit verbracht, meinen Gegner mit massiven Power Punches niederzustrecken – und was passiert? Er steht auf. Immer wieder! Die Kommentatoren schreien „OMG!! That is a knockout!“, nur um peinlich weiterzureden, während der Gegner sich immer wieder erhebt wie ein Zombie, der nicht genug von meinem sexy Rolf Schmidli bekommt. In einem 8 Runden Match stand mein Gegner locker 16-mal wieder auf!
Wer denkt, dass das beim Spieler-Boxer auch so ist, irrt sich leider. Sobald man auf die Bretter geht, muss man ein Minispiel spielen, das direkt aus der Hölle kommt. Du musst zwei Pöppel mit den Tasten L2 und R2 in kleine farbige Bereiche manövrieren, während der Schiedsrichter bis zehn zählt. Klingt einfach? Ja, vielleicht für einen Jazz-Drummer. Für den Rest von uns fühlt es sich eher an, als müsste man gleichzeitig auf seinen Kopf tätscheln und mit der anderen Hand Kreise auf den Bauch zeichnen – auf Crack, Meth und Kokain gleichzeitig.
Fazit:
„Cool? Nein. Frustrierend? Absolut.“ Du klickst dich durch unzählige Menüs, in denen hunderte irrelevante Stats und Trainingsmöglichkeiten auf dich warten. Du wählst einfach immer das Beste aus, ohne wirklich das Gefühl zu haben, dass es einen Unterschied macht – so, als ob du dir in einem Restaurant immer das teuerste Gericht bestellst, nur um dann festzustellen, dass alles irgendwie nach Karton schmeckt. Am Ende bleibt das Gefühl, dass Undisputed vieles macht, was ein Boxspiel machen sollte, aber leider nichts davon cool macht. Die Boxer (und vor allem Boxerinnen) sehen nicht cool aus, die Moves sind nicht cool, das User-Interface ist nicht cool, dass Ring-Girls nicht dabei sind ist nicht cool, die Musik ist nicht cool und die fehlenden Knockouts sind sowas von nicht cool! Selbst die Kommentatoren wirken, als hätten sie sich gewünscht, bei einem besseren Spiel dabei zu sein.
Viele meiner Kritikpunkte können gerne als "L2P" abgetan werden. Sicher, ich bin kein Undisputed-Champion. Das Ding ist: Ich möchte gar kein Champion werden, dafür ist mir meine Zeit zu schade und die Spielekonkurrenz zu gut. Und so bleibt es wohl beim CH-Meistertitel für Rolf Schmidli, denn weitere wertvolle Spielstunden investiere ich lieber in andere, bessere Spiele.
Undisputed ist für PC, PlayStation 5 und Xbox Series X|S erschienen. Wir haben das Spiel auf der PS5 getestet. Das frühe Test-Muster stammt von Deep Silver, wofür wir uns herzlich bedanken!
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