Kaum den Abspann von Uncharted 3 auf Sonys Konsolen-Flaggschiff gesehen, geht es mit Drake schon wieder auf Schatzsuche. Das erste Mal im Hosentaschenformat. Ob die Serie auch auf einem Mini-Bildschirm und ohne Dolby Surround funktioniert, haben wir uns übers Wochenende angesehen.
Mittendrin statt nur dabei: Der alte DSF Werbeslogan trifft nicht nur auf die bisherigen Uncharted-Teile zu, auch der Start von Golden Abyss lässt sich damit treffend umschreiben. Kaum haben wir uns für einen der üblichen vier Schwierigkeitsgrade entschieden, geht die Action auch schon los. Altbekanntes und erfrischend Neues geben sich die Klinke in die Hand. Unerwartet ist Drakes Schatzsucher-Kumpane „Dante“ zu Beginn. Im Verlauf des Spiels lernen wir zudem eine neue Schönheit kennen und schätzen. Dennoch wirken die neu hinzugekommenen Charaktere weniger interessant als altbekannte Namen wie Sully und Elena. Das zeichnet sich wiederum in der Geschichte wieder. Die holde Weiblichkeit mit einer hartnäckigen Waffen-Ablehnung erbt Grossvaters Amulett. Wenig überraschend, dass dahinter eine erlebnisreiche Schatzsuche auf unsere Protagonisten wartet. Um die unzähligen Schiessereien zwischendurch zu ermöglichen, mischt sich zudem noch ein speziell unfreundlicherer General mitsamt Kleinarmee ins Geschehen ein.
Wo Drakes soziales Umfeld erweitert wurde, haben die Entwickler bei erfrischendem Umgebungsdesign gespart. Drake angelt sich Felskanten entlang, geht über brüchige Brücken und unternimmt waghalsige Sprünge. Kennen wir alles und macht die Serie aus. Das Setting ähnelt wieder mehr dem Serien-Erstling. So hüpfen wir im ganzen Spiel durch Dschungellandschaften und Höhlensysteme. Mal in die Tiefe, später in die Höhe – zum Staunen ob der prächtigen Landschaftsgrafiken hat mich der Titel aber zu keinem Zeitpunkt gebracht.
Für Abwechslung sorgen die diversen enthaltenen Minispielchen. Mithilfe Touchscreen und Touchpad auf der Rückseite des Geräts werden gefundene Gegenstände gereinigt, Puzzles gelöst und Schlösser geknackt. Hört sich interessant an, ist es aber nicht. Bei den Puzzles handelt es sich um gute '20 Teile'-Bilder, was zwar spielerisch gut gelöst ist, aber zu keinem Zeitpunkt herausfordernd ist. Schlösser werden via Drehmanöver auf dem Touchscreen geknackt, Gegenstände mittels Finger auf dem bewegungssensitiven Bildschirm vom Schmutz befreit. Bedeutet für den Spieler nichts anders, als wie ein Irrer auf dem Screen rum zu wischen. Das alles füllt die Spielzeit, lockert das Spielgeschehen auf, macht das Spielerlebnis aber nicht besser.
Gegner werden mit den üblichen Feuerwaffen aufs Korn genommen. Zusätzlich dürfen wir sie wie gehabt aus dem Hinterhalt attackieren. Hierfür nähert sich Drake den bösen Jungs und neu tippen wir sie mit dem Finger kurz an, um das Nahkampfmanöver auszulösen. Genauso gehen Boxkämpfe von der Hand, kombiniert mit Wischbewegungen über auf dem Bild eingeblendete Pfeile. Nach spätestens zehn Stunden, einem ebensolchen Schlagabtausch und dem unspektakulären Finish flimmert auch bei Golden Abyss der Abspann über das PS-Vita Display.
Uncharted: Golden Abyss legt Wert darauf, die neuen Fähigkeiten des Sony Handhelds zu nutzen. Leider steigt der Spielspass dadurch nicht proportional an. Zumal die gebotene Abwechslung abseits von Touchscreen-Aktivitäten im Vergleich zu den grossen Brüdern sehr mager ausgefallen ist. Was bleibt ist ein Systemseller, von dem man aber im Vorfeld mehr erwarten durfte und der es nicht ganz schafft, die grossen Fussstapfen der Vorgänger auszufüllen.
Fazit:
Uncharted hat sich von Spiel zu Spiel gesteigert und endet im letzten Teil der Serie in einem schwer zu toppenden Finale. Nun steht der Handheld-Drake im Haus und schürt die Erwartungen. Leider kann er sie nicht erfüllen. Audiovisuell macht der Titel viel her, insbesondere weil es sich hier um eine tragbare Konsole handelt. Dennoch fehlt dem Spiel der Überraschungseffekt, das verblüffende Etwas, das die Augen des Spielers ungläubig offen stehen lässt. Von solchen Dingen lebte die Serie, Popkornkino vom feinsten. Der goldene Abgrund spielt sich flott, sieht gut aus und macht eigentlich alles richtig – leidet aber letztendlich unter den grossen PlayStation 3 Vorbildern. Heisst für uns Spieler: Erwartungen runterschrauben und mit Drake einige vergnügliche Dschungel-Stunden bestreiten – denn nach wie vor ist Uncharted ein erstklassiger Action-Titel.
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