Uncharted ist das Pitfall der Neuzeit. Das belegt nicht nur die von Indiana Jones inspirierte Dynamik sondern ebenso die von überall kassierten Höchstwertungen. Schon jetzt sei gesagt: Auch im vierten und letzten Teil der Saga ändert sich nichts daran.
Lange mussten die Fans auf ein neues Abenteuer rund um Drake und seine Freunde warten. Vor fünf Jahren machte sich der Indy-Verschnitt zum letzten Mal auf die Suche nach längst vergessenen Schätzen. Da ist es nur logisch, dass auch im Spiel einige Jahre an den Protagonisten vorbeigezogen sind. Die Story setzt ganze zehn Jahre nach deren letzter Reise an und die bekannten Gesichter zeigen sich leicht gealtert. Das alles ändert nichts daran, dass sich Nathan Drake auch im fortgeschrittenen Alter auf Schatzsuche begeben wird.
Das warum und wieso belassen wir bewusst im Dunkeln. Die Story in Uncharted gehört genauso zur epochalen Spielerfahrung, wie das altbekannte Action-Feuerwerk. Mit dem Unterschied, dass nun innerhalb der Geschichte sichtlich mehr an der Charakter-Entwicklung gefeilt wurde. Naughty Dog schafft im Vorzeige-Titel das Kunststück der nahezu perfekten Verschmelzung von Film und Spiel. Uncharted 4 fühlt sich besser an als der letzte Multimillionen-Dollar Indy-Streifen (was zugegebenermassen nicht die ganz grosse Kunst ist) und zieht den Spieler von der ersten bis zur letzten Sekunde in seinen Bann.
Das gelingt mitunter auch dank des ruhigen, fast schon gemächlichen Einstiegs. Wer gleich zu Beginn eine wilde Achterbahn-Fahrt erwartet, wird enttäuscht. Stattdessen widmet man sich erstmal der Vergangenheit und nimmt Teil an Nathans Leben. Erst im Verlauf der verschiedenen Kapitel nimmt die Story sprichwörtlich Fahrt auf. Unzählige und wenig geliebte Endlos-Schiesserein der Vorgänger suchen wir derweil vergebens. Stumpfe Arena-Action gibt es kaum, und wenn bietet sich viel mehr Raum zum Taktieren, als das in vorherigen Teilen der Fall war. Dies trifft aber nicht nur auf die Schusswaffen-geprägten Szenen zu: Jegliche Szenerie im Spiel lässt dem Forscherdrang freien Lauf. Sicher ist Uncharted nach wie vor kein GTA, Open World sucht man hier vergebens. Aber die offensichtlichen Schlauch-Levels der Vorgänger wurden gekonnt eliminiert oder zumindest kaschiert. Nur logisch, dass die oft offensichtlichen, überall verstreuten Schätze so auch nicht mehr ganz so leicht zu finden sind.
Spielerisch erwartet den Fan das, was er von einem Uncharted erwartet. Die Schiessereien funktionieren wunderbar, wem es doch zu schwer wird, der schaltet die automatische Zielsuche ein. Damit wird der Titel allerdings effektiv gar zu leicht, also falls notwendig sollte man besser nur den Schwierigkeitsgrad etwas senken. Nebst diversen Kampf- und Schusseinlagen klettert Nathan wieder unzählige Felsen, Wände und Höhlen empor und darf sich sogar in diversen Fahrzeugen fortbewegen.
Soweit so gut, wenig neues im Uncharted-Land. Das mag auf die Spielmechanik im groben zutreffen, aber der Detailgrad, in welchem die gesamte Geschichte wie auch deren Action präsentiert wird, ist nahezu unglaublich. Ein kleines aber feines Detail: Nathan Drake soll ein Seil an einem Gegenstand befestigen. Hier reicht es nicht, einen beliebigen Button zu drücken. Stattdessen will das Seil um den Gegenstand herum geführt und „eingeklinkt“ werden. Kleine Details wie dieses verblüffen immer wieder.
Dazu kommt die grafische Präsentation, die seinesgleichen sucht. Die Erwartungshaltung an den Titel war bereits ungebrochen hoch. Tatsächlich hätten wir es aber nicht für möglich gehalten, dass uns Uncharted 4 derart die Kinnlade herunterklappen lässt. Alles läuft stets flüssig, die Weitsicht ist schlicht phänomenal und der Detailgrad der Charaktere sowie der Umgebung gar einmalig. Uncharted 4 ist ohne Zweifel das schönste und technisch ausgereifteste Spiel zum aktuellen Zeitpunkt. Das verrückte ist: Das Spiel verschiesst keinesfalls sein gesamtes Potential in den ersten fünf Kapiteln, nein – es wird effektiv bis zum Ende hin immer besser und noch besser.
Entsprechend ist auch über die gesamte Spielzeit für enorm viel Abwechslung gesorgt. Die Rätsel dürfen sich endlich auch als solche bezeichnen, auch wenn die ganz grosse Kopfnuss nicht anzutreffen ist. Sie sorgen aber für eine willkommene Auflockerung des Kletter- und Action-Alltags. Jedes Kapitel bringt Uncharted Typisch eine neue Umgebung mit sich, die den Spieler mehr als einmal dazu zwingt, kurz stehen zu bleiben und die famose Grafikpracht zu bestaunen. Wem das alles noch nicht reicht, der darf sich auch noch online Vergnügen. Der Kernpunkt des Spiels ist jener Modus seit jeher allerdings nicht und wird das auch mit Uncharted 4 kaum. Es gibt wenig Spiele, bei welchen wir Spieler das Erscheinen des Endings bedauern, Uncharted 4 gehört dazu. Jede Minute ist ein Genuss.
Fazit:
Nach diesem Text benötigt das Spiel kaum mehr ein Fazit. Dennoch seien die Superlative nochmals kurz zusammengefasst: Uncharted 4 macht alles richtig, eigentlich perfekt. Eine interessante Story mit sich weiter entwickelnden Charakteren, 1A Spielbarkeit sei es kletternd oder ballernd und das alles mit gekonnt eingestreuten Rätseleinlagen garniert. Das Sahnehäubchen, oder besser die Verpackung des Ganzen, ist nicht nur „gut“: Uncharted 4 setzt die Messlatte für alle kommenden Spiele, sei das auf PC oder Konsole. Wer bisher noch keine PlayStation 4 sein Eigen nannte, braucht spätestens jetzt eine richtig gute Entschuldigung für sich selbst, denn hier serviert uns Naughty Dog einen wahrhaftigen System-Seller wie er im Buche steht.
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