Die mittlerweile grosse Fan-Gemeinde der Cage-Fights ermunterte Crave zu einem passenden Videospiel und hier sind wir nun: Ultimate Fighting Championship. Das Spiel heimste den Titel “Best of Show” an der letzten E3 ein und kommt von den Machern von Tony Hawks, zwei Gründe für uns, das Teil zu testen.
In unseren Breitengraden sind sie ja verboten, die "Gage-Fights". Aber in der guten, alten US of A sieht das ganz anders aus. Die besten Kämpfer der Welt messen sich heutzutage im "Octagon", der Arena oder auch The Pit genannt. Ein Ring, umrandet von 2m hohen Drahtgittern! Gekämpft wird mit allem was recht ist, Regeln gibts praktisch keine. Hier genügt die Kenntnis eines einzigen Kampfstils nicht, hier muss man der Beste der Besten sein, oder zumindest einen Schweine-Mut besitzen! Zutritt erhält sowieso nur, wer bereits einen Wettkampfs-Titel vorzuzeigen hat. Ein Fehler hat tragische Folgen, in diesem Full-Contact Kampfsport (meistens K.O.). Crave nahm diesen “Sport” ziemlich ernst und kaufte kurzerhand die Lizenzen von über 20 echten Cage-Fightern ein, wie z.B. Mikey – The Eastside Assassin – Burnett oder Mark – The Hammer – Coleman.
Zu Beginn habt Ihr die Wahl zwischen den Game-Modes UFC, Champion Road, Career, Tournament, Exhibition/VS und Training. Besonderes Augenmerk gilt dem Career Mode, in welchem Ihr einen Kämpfer von Grund auf zusammenstellen dürft. Das beginnt bei der Kampfart, geht über die Moves, der Stimme, die Grundstellung, und endet beim Namen und den persönlichen Daten. Durch hartes Training wird man dann in allen Eigenschaften stärker. Da im Spiel fast alle Kampfsportarten vertreten sind (Karate, Wrestling, Jiu-Jitsu, Kung-Fu, Boxen, Street Fighting, etc.), ist die Auswahl an Moves und Styles wirklich beeindruckend. In den genannten Trainings-Session erspielt Ihr Euch Skill-Points, mit denen Ihr neue Moves und Combos, sowie Kampfstile kaufen könnt. Eine gute Idee und richtig motivierend.
Gemäss Crave befinden sich rund 3000 Moves und 1200 verschiedene Combos im Spiel und das glaube ich sogar. Ich habe Stunden im Career-Mode verbracht, nur alleine mit der Zusammenstellung der Moves für meinen Kämpfer. Nun denn, der Kampf beginnt. Die Button-Konfiguration ist denkbar einfach: 2 Hände, 2 Füsse, und bei gleichzeitigem Drücken Grabs und Counter. Tekken-Fans werden sich sofort heimisch fühlen, da die Combos und Moves sehr ähnlich ausgeführt werden. Wer jetzt jedoch ein Arcade-Game erwartet, den muss ich enttäuschen. UFC ist eine reinrassige Kampf-Simulation. Keine spektakulären Twist-Kicks und Fireballs, hier gehts noch ganz “altmodisch” zur Sache, Mann gegen Mann. Die Aufmachung vor dem Kampf ist phenomenal: Flutlicht, Kameras, Feuerwerk, das Runden-Mädchen, der Sprecher und die Zuschauer… alles macht super Stimmung, genau wie beim Wrestling oder Boxen. Vorallem die Zuschauer in den ersten Reihen sind animationstechnisch richtig cool gemacht! Vor jedem Kampf werden die beiden Kontrahenten durch ein kleines FMV/Realtime-Mix Intro vorgestellt. Allerdings ist sowas wie grafische Abwechslung im Ring so gut wie gar nicht vorhanden.
Die Kämpfer selbst sehen fantastisch aus, mit scharfen Texturen von Kopf bis Fuss, die sogar kleinste Details wie Tattoos, Narben oder Beinhaar zeigen (würg!). Die Animationen sind fein gemacht, auch wenn der eine oder andere Move etwas hölzern wirkt. Natürlich spritzt auch das Blut wieder in rauhen Mengen, man kann den Blutgehalt sogar im Options-Menü erhöhen! Mich stört allerdings, dass alle mit fast denselbem Outfit daher kommen: Oben ohne, mit Shorts. Mädels gibts keine, oh halt, das Runden-Girl! Die soundtechnische Seite kann ebenfalls überzeugen, zumindest was die Sound FX und die Sprachausgabe angeht. Der Soundtrack steht bei UFC nämlich eher im Hintergrund, obwohl sich die Gruppe Megadeth als Sounduntermalung nicht verstecken müsste. Deren Intro-Titelsong “Crush’em” macht nämlich extrem Lust auf ne gepflegte Schlägerei und passt prima zum Geschehen. Leider gibts ansonsten nur im Abspann wieder richtigen Sound.
Was mich bei UFC schlussendlich überzeugte, war der spielerische Gehalt, die Tiefe, die sich erst nach ein paar Tagen offenbart. Das Game hält hunderte von Moves und Combos parat und wird selbst hartgesottene Tekken Fanatics für Monate am Bildschirm fesseln. Das sieht man dem Titel beim ersten Anspielen nämlich nicht an und wird erst im Career-Mode ersichtlich, wo man die komplette Palette an Moves zur Verfügung hat. Da verliert man schonmal die Übersicht, oder anders rum, sieht gar kein Ende mehr. OK, der Titel lässt etwas Estetik vermissen, aber ich bin mir sicher, mehr Moves gab es bisher noch in keinem Spiel.
Besonderes Lob gilt den Entwicklern für den Realitätsgehalt der Fights. So stelle ich mir einen echten Kampf vor, auf der Strasse, Mann gegen Mann, ohne "Firlefanzgefuchtel", sondern mit Fakten Fakten Fakten, wenn Ihr versteht was ich meine. Obwohl mir das Thema Cage-Fighting eigentlich gar nicht zusagt, darf ich die Augen vor soviel "gutem Spiel" und der dahinterstehenden technischen Leistung nicht einfach verschliessen. UFC ist einfach genial durchgestylt, vom Anfang bis zum Ende. Abzüge gibts eigentlich nur bei der grafischen Abwechslung, das Spiel wirkt doch irgendwie etwas eintönig.
Fazit:
Ultrarealistische Zweikämpfe im Octagon. Für ein kurzes Spielchen zwischendurch ist UFC auf keinen Fall geeignet. Der tiefgründige Career Mode mit seinen hunderten Moves und Combos, die TV-reife Präsentation und die extrem detaillierten Charaktere verdienen Respekt und halten Fans des Genre lange bei Laune, vor allem im 2Player-Mode. Alleine ist irgendwie schnell die Luft raus, selbst mit Fighter-Editor. Nur wer den Kampfsport richtig versteht und liebt, wird mit diesem Spiel seine Freude haben.
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