Ist das Spiel so gut, wie die Kämpfer auf dem Cover? Viele sind der Meinung, dass die UFC moderne Gladiatorenkämpfe veranstaltet. Menschen, die wie wilde Tiere aufeinander losgehen und sich blutig und besinnungslos prügeln.
In Wirklichkeit ist MMA eine der komplexesten und spannendsten Sportarten, die je entwickelt wurde. Nichts ist sicher, nichts ist berechenbar, alles ist möglich. Die beiden Kämpfer auf dem Cover von EA Sports UFC 2, Ronda Rousey und Conor McGregor, können das sicher bezeugen. Beide wissen wohl mehr als jeder Andere, dass alles Training der Welt nichts nützt, wenn man seinen Gegner unterschätzt, den eigenen Energiehaushalt nicht im Griff hat oder schlicht von einem Schienbein am Kopf getroffen wird. Aber gucken wir mal, was das Spiel zu bieten hat.
Vor zwei Jahren habe ich hier http://thegnet.ch/article/1014/PS4/UFC--Ultimate-Fighting-Championship über den ersten Teil geschrieben und gesagt, dass uns ein wirklich gutes Spiel erst noch bevorsteht. Daran hat sich leider nichts geändert.
Die offensichtlichste und auch beeindruckendste Änderung ist die Grafik. Die Kämpfer sind in mühsamer Kleinarbeit bis ins Detail nachgebaut worden. Von der Frisur über die Win-Pose bis zu den Tattoos. Jeder Kämpfer (und NICHT-Kämpfer ACHTUNG SPOILER OMG) ist sofort erkennbar. Was es aber auch immer noch gibt, sind die urkomischen Glitches und Bugs, welche die Kämpfer als menschliches Bretzel über den Boden rasen lassen oder sonstige urkomische Zappeleskapaden hervorrufen. Youtube ist bereits voll davon.
Gerade zu Beginn des Spiels bekommt ihr die gesamte Grafikpracht von UFC 2 zu sehen. Robbie Lawler geht’s nicht besonders gut in seinem Kampf. Sein Trainer meint: Du brauchst einen KO um zu gewinnen. Und dann ist der Spieler dran. Diese Sequenz dient als Tutorial, man wird durch die Möglichkeiten geführt, die einem zur Verfügung stehen. Das ist äusserst mager und steht in keinem Verhältnis zu den Arschtritten, die man Online einfährt. Gewinnt man anschliessend den Kampf, stehen einem bereits alle Modi des Spiels zur Verfügung.
Wie schon letztes Mal habt ihr die Möglichkeit euch im The Ultimate Fighter Mode durch das TUF-Haus zu prügeln. Nachdem ihr euch durch die Amateur-Ränge geboxt, getreten und gewürgt habt, könnt ihr ihm letzten Kampf um einen Platz in der UFC kämpfen.
Das Wachstum eures Kämpfers hängt stark vom Stil und der Gewichtsklasse ab, welche am Anfang ausgewählt wurde, sowie der Trainingszeit im Gym. Diese Trainings-Montagen sind Mini-Games, welche hohe und tiefe Schläge abfragen, das Clinch-Game trainieren oder Submissions üben. Sie sind in leicht, mittel und eine hohe Schwierigkeit unterteilt. Die erreichte Punktzahl entscheiden darüber, welchen Rang man in einer Trainingseinheit erreicht und wie hoch die Ausbeute zur Hebung der Attribute ist. Angenehm: Ist man mit einem Ergebnis zufrieden, kann man weitere Trainingseinheiten auf diesem Grad simulieren lassen, ohne dass man immer alles erneut spielen muss.
Um die Monotonie ein wenig zu brechen, werden Ereignisse ausgelöst, welche den Trainingsfluss beeinträchtigen, wie etwa eine Fitness-Studio Renovation, welche verhindert, dass man auf der Matte trainieren kann, oder noch schlimmer eine Schliessung, die nur zwei Ausbildungseinheiten gibt anstelle des normalen drei. Das hört sich total spannend an, ist es aber nicht. Die Events werden in einem Ladescreen angezeigt. Wie in der realen Welt kann ein Übertraining auch zu Verletzungen führen, welche den Kämpfer solange plagen, bis der nächste Kampf beendet wurde. Verletzungen im Kampf können auch dazu führen, dass der Kämpfer stetig schlechter wird und früher als später seine Karriere an den Nagel hängen muss. Siege verlängern diese Zeit, aber am Ende holt der schlechte Zustand des Körpers immer auf und zwingt einem in den verdienten Ruhestand.
Anders als bei anderen EA-Sports-Titeln, lädt der Karriere-Modus leider nur zum kurzen Verweilen ein. Das ganze Turniersystem wird ziemlich herzlos runtergerasselt und wie beim Vorgänger wird auf humorvolle Einlagen im „TUF-Haus“ komplett verzichtet. Deshalb kommt auch mit einem eigenen, selbstgemachten Fighter nie wirklich Stimmung auf. Übrigens kann man dank dem weltweiten Erfolg von Ronda Rousey in dieser Ausgabe auch weibliche Kämpfer erstellen.
Eine der grössten Erneuerungen ist der sogenannte Ultimate Team Modus. Es wird eine Gruppe von bis zu fünf Kämpfern, aufgeteilt nach Style und Gewichtsklasse, erstellt, ähnlich einem „Fight-Stable“, so in etwa wie die Blackzillians, American Top-Team, AKA oder das Tri Star Gym. Doch der Ausbau und die Hege und Pflege dieser Kämpfer läuft anders von Statten, als man vielleicht denken würde.
Mit In-Game-Währung oder echtem Geld, können Karten-Booster-Packages erworben werden. Diese Pakete geben Vorteile, Attributsteigerungen, zusätzliche Ausbildungsmöglichkeiten und andere Vorteile, eingeteilt von „basic“ bis „master“. Einige sind dauerhaft und andere sind nur für den einmaligen Gebrauch bestimmt, wie z.B. Karten, die dem Arsenal eures Kämpfers neue Techniken hinzufügen. Eine grosse Enttäuschung bleibt aber bestehen: Es gibt keine Möglichkeit ungewollte Karten loszuwerden. Man kann weder verschenken, verspielen noch verkaufen. Das liegt ziemlich sicher daran, dass EA ihre geldgierigen Finger mit im Spiel hat und so viel Cash wie nur menschenmöglich von der Spielerbasis abgreifen will. Verständlich, aber nicht erfreulich.
Fazit:
UFC 2 ist mancher Hinsicht das bessere Spiel als sein älteres Geschwister. Aber ist es dieses Mal ein wirklich GUTES Spiel geworden? Die Antwort ist schwierig. Die Optik ist fantastisch und wegweisend. Die Anzahl Modi ist auch sehr gut. Wer kein UFC Fan ist, wird es auch nach dem Spiel nicht und wer bereits einer ist, kann sich gut und gerne ein paar Stunden oder sogar Tage damit verweilen. Aber noch immer kämpft das Spiel mit Glitches und Bugs und der schlichten Unfairness, welche der computergesteuerte Gegner an den Tag legt. Zudem ist das Spiel ein Paradebeispiel für das „Uncanny Valley“. Erscheinen die Fighter und Octagon-Girls realistisch? Jein. Sie sehen wahnsinnig gut aus, aber sie leben nicht. Es scheint, als ob ein Zombie-Meister Leichen animiert hat und sie als Spektakel für uns tanzen lässt. Sieht man ganz genau hin, kann man vielleicht sogar Angst und Verzweiflung in den toten Augen der seelenlosen Figuren erkennen.
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