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AutorenbildSascha Böhme

The(G)net Review: Turbo Overkill (Early Access)

Wenn ihr Gamer der ersten Stunde - um nicht zu sagen "alt" - seid, dann wird euch der Name Apogee Software vermutlich noch ein Begriff sein. Der Publisher und Entwickler machte sich in den späten 80er Jahren einen Namen mit Spielen wie Duke Nukem 3D, Wolfenstein 3D oder Prey. Später wurde das Unternehmen dann zu 3D Realms und der Name Apogee geriet in Vergessenheit...


Turbo Overkill Review Test Testbericht Early Access Playstation Xbox

...bis 2021 Apogee sein Comeback ankündigte, wobei sogar der ehemalige Gründer Scott Miller mit im Boot sitzt. Als Indie-Publisher will man kleinen, talentierten Studios mehr Möglichkeiten und Ruhm bieten und als erstes Versuchskaninchen hält Entwickler Trigger Happy Interactive seine Pfötchen hin.


Deren erstes Spiel, Turbo Overkill, passt perfekt zum Werdegang von Apogee und ist eine Rückkehr zu den sogenannten "Boomer-Shootern". Diese Art von Egoshooter legt den Schwerpunkt auf Tempo und Agilität. Es gibt keine Gesundheitsregeneration oder die Möglichkeit, sich durch Verstecken magisch zu heilen. Die Gesundheit wird klassisch mit Pickups aufgefüllt und die Waffen werden, wie in den meisten Spielen dieser Art, selten bis gar nie nachgeladen. All das dient in der Regeln dazu, die Spielgeschwindigkeit hoch zu halten und die Feuergefechte mit den Feinden zu intensivieren. Denkt beispielsweise an Doom (Eternal), ein Paradebeispiel für einen Boomer-Shooter.


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Die Geschichte von Turbo Overkill dreht sich um den halbmetallischen, halbmenschlichen und halbverrückten Johnny Turbo, ein Mann, der mit versteckten Armraketen, einem Kettensägenbein und Cyber Implantaten ausgestattet ist. Er kehrt in seine Heimatstadt Paradise zurück und muss feststellen, dass die gesamte Bevölkerung von Syn, einer abtrünnigen Super KI der Stadt, übernommen wurde. Um ehrlich zu sein ist die Geschichte, ganz im Sinne der 1980er Jahre, ziemlich schräg, heftig übertrieben und auch ziemlich belanglos. Die Action zählt und genau da beweist Turbo Overkill, dass weniger manchmal eben doch mehr ist.



Das wichtigste Element ist der Kettensägen-Slide. Mit einem einzigen Tastendruck rutschen wir über das halbe Gelände und verarbeiten Gegner in matschige Fleischmasse. Wer etwas Geschwindigkeit aufbauen kann, indem er z.B. eine Rampe hinunter rutscht, macht diese Art von Angriff noch effektiver und sägt sich gleich durch mehrere Ganoven. Später bekommen wir die Möglichkeit, Raketen aus dem Handgelenk abzufeuern, uns mit einem Enterhaken blitzschnell an Feinde heran zu ziehen oder mittels Magnet-Boots spezielle Wände entlang zu laufen. Seit Doom hatte ich nicht mehr so viel Spass, wie ein durchgeknallter Superheld durch die Gegend zu fetzen und Feinde im Dutzend niederzumähen.


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In versteckten Teratek-Truhen oder an Kaufautomaten finden wir Power-Up Chips. Mit diesen Cyber Implantaten verbessern wir unsere Fähigkeiten permanent. An Splice-Stationen laden wir diese Fähigkeiten auf. So lösen wir beispielsweise extra fette Explosionen aus, wenn wir von grosser Höhe auf unsere Feinde hinab stürzen oder erhalten Bonus-Armor, wenn wir Gegner mit der Kettensäge im Nahkampf zerteilen. Turbo Overkill lässt nie locker. Es ist die Art und Weise, wie die Dynamik aufrecht gehalten wird, und insbesondere die späteren Bewegungs-Upgrades, die das Spiel in meinen Augen zu etwas ganz Besonderem machen.


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Paradise sieht mit seinen neonfarbenen Reklametafeln und glänzenden Strassen nicht nur gut aus, sondern bietet auch die perfekte Spielwiese, um unsere Metallmuskeln spielen zu lassen. Ob das nun sorgfältig platzierte Plattformen und Boost-Pads sind, die uns durch die Luft wirbeln, oder ein plötzlicher Wechsel von offenen Arenen zu verwinkelten Tunneln und Skateparks, die sich so anfühlen, als seien sie extra für Kettensägen-Manöver gebaut worden.


Mal müssen wir Schlüsselkarten finden, um Türen zu knacken. Ein anderes Mal befreien wir ein Gebiet von ekligem Schleim, damit sich neue Gebiete eröffnen. Schon in dieser Early Access Phase wirkt die Levelvielfalt und Aufgabenstellung äusserst unterhaltsam und abwechslungsreich.


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Auch was die Waffen angeht, hatten die Entwickler ein paar coole Ideen. Alle Knarren besitzen sekundäre Feuer-Modi und lassen sich mit Upgrades verbessern. So verschiesst die Pistole bald zielsuchende Mini-Raketen, die Pumpgun entlädt betäubende Elektroblitze für Extra-Damage oder wir wirken Zeitschaden mit den Brandgeschossen der überdimensionalen Minigun. Das Balancing ist zwar noch nicht ganz optimal, aber sowas ist man sich als Early Access Spieler gewohnt. Künftige Patches werden bis zum finalen Release sicher nachbessern.


Das Spiel könnte etwas mehr Abwechslung im Leveldesign gebrauchen. Das Cyberpunk Städtchen ist zwar hübsch und sehr atmosphärisch, aber ich hätte mir gewünscht, dass man auch mal andere Orte besucht. Ich muss allerdings dazu sagen, dass die Early Access Version eben nur einen grossen Level mit einer Handvoll Missionen bietet. Weitere Abschnitte sind bereits angekündigt. Trigger Happy hat ihr Baby schon jetzt gut aufpoliert. Während meines Durchgangs hatte ich keine nennenswerten Bugs oder Abstürze zu verzeichnen. Es ist unglaublich erfrischend, ein Spiel in so guter Verfassung bei der ersten Veröffentlichung zu sehen. Das verdient extra Lob.


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Ich sollte noch einen weiteren kritischen Punkt zu Turbo Overkill ansprechen. Diejenigen, die ihre Spiele leicht oder entspannt mögen, sollten sich zweimal überlegen, in die Stiefel von Johnny Turbo zu schlüpfen. Das Spiel ist nicht nur äusserst rasant, es erfordert auch stets volle Konzentration. Wie bei den meisten Boomer-Shootern sind Schnelligkeit und Präzision überlebenswichtig. Vor allem in den verrückten Bosskämpfen. Es kommt öfters vor, dass euch Standardgegner ratzfatz den Hintern versohlen. Manchmal leeren Feinde eure Gesundheitsleiste in Sekundenschnelle, besonders, wenn sie es schaffen, euch in einem schwach beleuchteten Raum zu überraschen. Gelegentlich ist auch das Checkpoint-System des Spiels etwas knauserig und wirft euch ein ganzes Stück zurück. Zum Glück bleiben alle bis dahin gekauften oder gefundenen Items beim Respawn erhalten.



Fazit:

Turbo Overkill ist ein aufregender Neuzugang im Boomer-Shooter-Genre und eine unverblümte, actiongeladene Liebeserklärung an die schnörkellosen, pfeilschnellen Egoballereien der späten 80er Jahre. Roh und brutal. Ich mag auch den Mix aus Retro Ästhetik und modernen Cyberpunk Elementen. Man merkt, dass hier Leute am Ruder sind, die nicht nur Ahnung haben, was einen guten Egoshooter ausmacht, sie werkeln auch mit Freude daran. Gameplay is King. Schon in dieser frühen Phase gibt es viel zu entdecken, von geheimen Arenen, über Soundtrack-Collectables und jeder Menge Charakter-Upgrades, bis hin freischaltbaren Cheats und Zusatz-Inhalten. Rund fünf Stunden Spielspass erwarten den eingefleischten Shooter-Veteranen in dieser Early Access Version, und in den kommenden Monaten sollen noch mehr Level, Fähigkeiten, Waffen, Herausforderungen und Quality-of-Life Merkmale hinzukommen. Falls ihr euch - wie ich - eine manische Rückkehr zu den glorreichen Tagen von Doom 3D und Wolfenstein 3D wünscht, müsst ihr euch Turbo Overkill unbedingt vormerken.



Wir haben Turbo Overkill auf PC in der Early Access Phase getestet. Eine Wertung folgt beim Test der finalen Version. Das Spiel erscheint noch in diesem Jahr für PC, Xbox Series, PlayStation 4/5, Xbox One und Nintendo Switch. Das frühe Test-Muster stammt von Apogee Entertainment, wofür wir uns herzlich bedanken!

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