Red Storm’s Vertreter des Special-Forces Genre sollte ja ursprünglich als Launch-Titel für den Dreamcast erscheinen. Heute – über ein ganzes Jahr später – hat es Majesco endlich fertiggestellt und wir können Euch endlich sagen, ob sich die Warterei gelohnt hat.
Rainbow Six offeriert Euch zwei verschiedene Game-Modes. Zum einen gibt’s über 27 Trainings-Missions (Shooting Range, Hindernis-Kurse, Rettungs-Aktionen in einzelnen Räumen oder ganzen Häusern, etc.) und zum anderen den Campaign-Mode. Das bringt uns auch gleich zum grössten Minuspunkt des Spiels: Leider fehlen in der Dreamcast-Version überraschenderweise jegliche Multi-Player-Modes, sei es nun CoOp-Campaing oder Online-Play! Wieso, da müssen wir wohl Majesco fragen. Nach dieser langen Wartezeit hätte zumindest der 2Player-CoOp-Mode drin sein müssen.
Dafür gibt’s das Eagle-Mission-Pack gleich mit dazu, das für den PC ja separat erhältich war. Das Main-Game besteht aus zwei Teilen: Einer Planungs- und einer Missions-Phase. Vor der Mission bekommt Ihr nützliche Background-Informationen zu verschiedensten Charakteren und zur jeweiligen Location der Mission. Unter Berücksichtigung dieser Infos könnt Ihr Euch anschliessend ein maximal 8-köpfiges Team aus über 20 verschiedenen Spezialisten mit verschiedenen Eigenschaften zusammenstellen, diese mit Waffen, Munition und Items ausrüsten und in Gruppen aufteilen (Alpha, Beta, Charly, Delta). Danach könnt Ihr auf einer Karte, die den jeweilgen Level nachbildet, die genauen Routen, Wegpunkte und Start-Codes der Teams festlegen und wie schnell sie sich bewegen sollen. Schneller ist gefährlicher, langsam = wachsam! Gerade diese Planungs-Phase ist nicht jedermanns Sache und daher hält das Spiel sogenannte Standard-Pläne parat. Diese sind zwar nicht unbedingt die cleversten, reichen aber meistens völlig aus, um die Mission zu beenden.
Nachdem Ihr Eure Mannen zusammengestellt und die Mission gut geplant habt, gehts in die Action-Phase von Rainbow-Six über. Das Game-Interface erinnert stark an bekannte 1st Person Shooter a la Quake. Die Animationen von Freund und Feind gewinnen heutzutage zwar keine Preise mehr, sind aber durchaus schön anzusehen. Ihr steuert jeweils den ranghöchsten Söldner solange selber, bis er das zeitliche segnet. Sterben zuviele Team-Mitglieder, gilt die Mission als gescheitert. Start-Codes oder andere Befehle für’s Team werden dabei immer in Echtzeit gegeben. Die anderen Teams folgen während der Mission stets stupide den von Euch festgelegten Routen und eliminieren meist effektiv - manchmal aber auch nicht - alle Feinde, die sich in Reichweite befinden. All das hört sich eigentlich ziemlich simpel an, ist es aber nicht. Rainbow Six verschmilzt gekonnt Realismus mit actiongeladenem Gameplay und ist daher verdammt schwer. Gerade in den späteren Missionen ist genaueste Planung (editieren der Standard-Pläne) unumgänglich, was bei der grösse mancher Level beinharte Arbeit ist.
Die KI der Kameraden ist auch in der DC-Version noch verbesserungswürdig. Manchmal leisten sich computergesteuerte Team-Mitglieder unmögliche Fehler, die meistens sofort zum Tod eines Kameraden oder sogar zum scheitern der Mission führen. Glücklicherweise gibt’s den rettenden „Hold“ Befehl, nachdem alle Kameraden sofort stehenbleiben und auf weitere Befehle warten. So könnt Ihr Euch zuerst selbst ein Bild vom Feindaufkommen innerhalb der Levels machen und schonmal „Vorarbeit“ für die nachfolgenden Kollegen leisten. Ausserdem dürft Ihr jederzeit die Teams wechseln um zu sehen, was dort gerade los ist. Unter all den Gesichtspunkten dürft Ihr Euch nicht wundern, wenn Ihr so manche Mission 20, 30 oder 40 mal probieren müsst, bis Ihr sie ohne grössere Verluste endlich besteht! Wer die guten Mannen nämlich gleich zu beginn verliert, sieht in den späteren Missionen ziemlich alt aus. Man sollte also möglichst jeden Abschnitt ohne Verluste meistern.
Was also ist Rainbow Six nun eigentlich. Eigentlich ist es ein ziemlich gutes Game, wenn auch verdammt schwierig und zeitweise ziemlich frustrierend. Die Anti-Terror Action wurde einerseits wirklich sehr realisitsch eingefangen. Die gute Stimmung wird andererseits aber durch schlechte KI wieder zu nichte gemacht. Die Ladenzeiten sind ziemlich lang und auch die Steuerung, mit ihren vielen Funktionen, ist mehr als gewöhnungsbedürftig. Die Grafik hat gegenüber der PC-Version auch keine Verbesserungen erfahren, ausserdem gibt’s da und dort Slo-Mo’s zu sehen. Vor einem Jahr konnte mich Rainbow Six noch überzeugen. Heute sind die Standards aber leider etwas höher angesetzt.
Fazit:
Was einst auf dem PC mächtig Laune machte, wird dank langen Ladezeiten, fehlendem Multi-Player Mode und immernoch schwacher künstlicher Intelligenz auf dem Dreamcast zur Gurke degradiert. Ohne irgendwelche Verbesserungen gegenüber der über ein Jahr alten PC-Version kann Rainbow Six heute leider nicht mehr überzeugen. Absolute Fans des Games können mal einen Blick wagen. Allen anderen rate ich auf Rogue Spear zu warten, das ja ebenfalls in diesem Jahr für Dreamcast erscheinen wird.
Comments