Spiel Satz und Sieg, oder doch ein erneut enttäuschendes Tennis-Erlebnis? Tennis ist eine der beliebtesten Sportarten weltweit, doch hochwertige Tennis-Simulationen sind rar gesät. Während jedes Jahr neue Ableger von Fussball, Basketball und anderen Sportarten erscheinen, hinken Tennisspiele in den letzten Jahren hinterher. Ob Big Ant Studios nach ihrem letzten «Knüller» AO Tennis 2 in diese Bresche springen kann?
Das Gameplay von Tiebreak ist eine Mischung aus einigen gut gemeinten Ansätzen und vielen Schwächen. Positiv fällt die Vielfalt der Schlagtechniken auf. Es stehen verschiedene Schlagarten wie Topspin, Slice und flache Schläge zur Verfügung, die auf den ersten Blick für ein abwechslungsreiches Spiel sorgen könnten. Allerdings zeigt sich schnell, dass diese Vielfalt in der Praxis kaum von Bedeutung ist. Die Ballphysik ist ungenau und oft unberechenbar, entsprechend scheinen sich die verschiedenen Schlagarten kaum zu unterscheiden. Der Ball verhält sich oft unrealistisch, besonders bei Slices. Jene fühlen sich seltsam an und sind oft schwer zu kontrollieren. 15-0 für Virtua Tennis.
Ein weiterer Schwachpunkt ist die Steuerung der Spieler auf dem Platz. Deren Bewegungen wirken klobig und unnatürlich. Das Sprinten ist ein zentrales Element, da es aber kaum einen Einfluss auf die Ausdauer hat, fühlt es sich komplett unbefriedigend an. Spieler können ununterbrochen sprinten, was jede taktische Tiefe aus dem Spiel nimmt. Zudem führt es oft zu unfreiwilligen und unlogischen Animationen. Wenn man beispielsweise in eine Richtung sprintet und gleichzeitig versucht, einen Schlag auszuführen, kommt es häufig zu abrupten Richtungswechseln und unnatürlichen Bewegungen. Das hat Virtua Tennis schon vor Jahren besser gemacht; 30-0.
Ein weiterer Kritikpunkt, insbesondere für Solo-Spieler, ist die mangelhafte KI. Auf jeder Schwierigkeitsstufe bleibt das Spiel monoton, da die CPU entweder leicht zu besiegen oder gleich unrealistisch schwer ist. Schön ist die visuelle Darstellung der Schläge. Die Animationen sind flüssig und schön anzusehen, was besonders bei Nahaufnahmen der Spieler zur Geltung kommt. Leider bleibt dies einer der wenigen Lichtblicke von Tiebreak. Der Mangel an Einfluss von verschiedenen Platzbelägen auf das Spielgeschehen muss man nicht verstehen und macht die Matches nicht gerade interessanter. Ein weiterer Punkt für Virtua Tennis: 40-0.
Inhaltlich bietet Tiebreak die üblichen Modi, die man von Tennisspielen erwarten darf: Karriere, Sofortspiel, Online-Turniere und hier noch die Djokovic Slam Challenge. In der Karriere beginnt man entweder mit einem eigenen Charakter oder schlüpft in die Rolle eines berühmten Spielers. Leider wertet ein Detail den Karrieremodus massiv ab: Die Spielerwerte können nicht verbessert werden. Muss man nicht verstehen, ist aber so. Also ab in die Djokovic Slam Challenge. Dieser Modus besteht aus zwei Teilen: "Re-Live Championships" und "Re-Write History", wobei der zweite Teil freigeschaltet wird, sobald man den ersten abgeschlossen hat. Ähnlich wie im kürzlich getesteten WWE 2K24 bietet dieser Modus eine unterhaltsame Einzelspieler-Erfahrung. Der Modus führt uns zurück zu den bedeutendsten Momenten seiner Karriere, beginnend mit den Australien Open 2008, wo Djokovic seinen ersten Grand Slam-Titel holte. Im Spiel tritt man gegen die Gegner an, denen Djokovic in diesen entscheidenden Matches gegenüberstand. Mit über 100 lizenzierten, zur Auswahl stehenden Spielern, ist dieser Modus einer der gelungensten Aspekte von Tiebreak. Der Umfang spricht klar für Big Ant Studios Titel; erster Punktgewinn 40-15.
Im Online-Modus kann man sich mit anderen Spielern messen, doch auch hier bleibt das Spielerlebnis hinter den Erwartungen zurück. Was nur logisch ist, wenn das Gameplay nicht überzeugt. Virtua Tennis 1 spielten wir zwar nur zu zweit auf dem Sofa oder am Spielautomaten, aber der Spielspass, und nur darum geht es doch letztendlich, war vorhanden. Punkt für Segas Klassiker und damit Spiel, Satz und Sieg für Virtua Tennis.
Fazit:
Tiebreak hat das Potenzial, eine grossartige Tennissimulation zu werden, doch leider bleibt das Spiel zum Zeitpunkt dieses Tests weit hinter den Erwartungen zurück. Die Grafik ist ansprechend, und die lizenzierten Spieler wirken realistisch, solange sie sich nicht bewegen. Aber das Gameplay lässt auf der ganzen Linie zu wünschen übrig. Es bleibt zu hoffen, dass zukünftige Updates einige der vielen Probleme beheben können. Momentan fühlt es sich nach "Early Access" an. Tennis-Fans, die Wert auf lizenzierte Spieler legen und über die Gameplay-Mängel hinwegsehen können, wagen ein Testspiel.
Tiebreak - Official game of the ATP and WTA gibt's für Xbox Series X|S, Xbox One, PS4 und PS5 sowie den PC. Wir haben das Spiel auf der Xbox Series X getestet. Das Test-Muster stammt von NACON, wofür wir uns herzlich bedanken!
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