Farbenprächtige Inselwelten, Vogelgezwitscher hallt über die Wiesen, eine Urlaubsatmosphäre die seinesgleichen sucht. Wären da nicht die Vielzahl von Rätseln, welche gelöst werden wollen. Lohnt sich der Ausflug dennoch?
Die ruhige, gemütliche Atmosphäre lädt zum Verweilen ein. Wieso der Spieler auf einer einsamen, geheimnisbehafteten Insel gestrandet ist, bleibt eine der grossen Unbekannten. Genau so die versteinerten Gestalten überall und selbstredend die über 600 Rätsel, die sich auf dem Eiland befinden. Jene sind nicht nur das Kernstück des Spiels, sondern führen den Abenteurer auch immer näher an weitere Informationen, die so manche offene Fragen beantworten mögen.
Auf den Weg zu den Rätseln macht sich unser Held in der beliebten Ego-Perspektive. Obschon keine High-End Grafik geboten wird, überzeugt der durchgehende Comic-Touch auf der ganzen Linie. Bereits nach wenigen Sekunden fühlt man sich heimisch und verspürt den Drang, weitere Gebiete zu entdecken. Das lohnt sich, denn die zehn Abschnitte sind allesamt unterschiedlich und optisch ansprechend. Die malerische Atmosphäre wird durch friedliche Umgebungsgeräusche ergänzt, auf Musik verzichtet der Designer aber gänzlich. Schade, gerne wären wir auf dem Weg zu des Rätsels Lösung durch melodische Klänge unterstützt worden. So kommt es stellenweise fast schon einem meditativem Gang gleich, der über die Insel führt.
Die Insel ist gewaltbefreit, Gegner erwarten uns keine. Genau so wenig NPCs, Shops oder Charakterentwicklungen. Übrigens auch keine Raumschiffe. The Witness ist ein Knobler und fokussiert sich nahezu perfekt auf sein Kerngeschäft. Das Spiel will nichts anderes, als das die überall verteilten Rätsel gelöst werden. Zu Beginn ein leichtes, entwickelt sich das mit zunehmenden Spielverlauf zu einem verzwickten Unterfangen. Sie fordern teils einige Gehirnwindungen und zwingen zum Nachdenken. Nicht immer einfach ist deren Lösung, doch unlogisch ist der Weg zu jener nie, nur nicht immer offensichtlich.
Die Rätsel sind dabei im Grundsatz simpel: Es gilt eine Linie von A nach B zu zeichnen. Der Weg dahin geht aber von genau so einfach, wie sich das auch anhört, bis zu „ich mach mal lieber erst ein anderes“. Das ist ohne weiteres möglich, die Insel ist frei begehbar und zwingt keinen, bei einem vorerst unlösbar scheinenden Stolperstein zu verharren. Beim Begehen von anderen Insel-Abschnitten warten jeweils neue Rätsel-Variationen. Dessen Verständnis gilt es auf eigene Faust zu erlangen, Hilfe gibt es zu keinem Zeitpunkt; das würde letztendlich auch einem Cheat gleich kommen. Wichtig ist die Schalttafel mit den Linien richtig zu interpretieren und die naheliegende Umgebung nicht ausser Acht zu lassen.
Fazit:
The Witness ist, da es sich nicht um einen Retail-Titel handelt, ein verhältnismässig teurer Spass. Der PSN Store will immerhin gut 37 Franken für den Download. Diese lohnen sich für Rätselfreunde aber allemal. Selten hat ein Spiel derart lange und fordernd unterhalten. Mich erinnert das Spiel stellenweise an die alten LOLO Abenteuer auf dem NES. Obschon die Rätselmechanik eine komplett andere war und hier nicht ein einziger Gegner aufwartet. Das mag damit im Zusammenhang stehen, dass auch The Witness den Spieler noch im Schlaf verfolgen kann. Spätestens wenn des Rätsels vermeintliche Lösung einem im Traum erscheint, ist klar worauf ich hinaus will. Freunde gemütlicher Rätsel-Kost kaufen sich das Spiel ohne zu zögern, Action-Vernarrte lassen das Kleinod aber besser nicht auf die interne Harddisk.
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