Potential ist etwas tolles, sofern es denn auch genutzt wird. Tell Tales Episoden geführtes Adventure zeigte im vergangenen Jahr, wie viel Potential auch mit zuweilen biederer Technik möglich ist. Was der Ego-Survival Mix davon ausschöpfen kann, sahen wir uns an.
Gleich zu Beginn realisieren wir eine etwaige Gemeinsamkeit mit dem angesprochenen Abenteuer Ableger der erfolgreichen AMC Serie. Grafisch überzeugt Survival Instinct absolut nicht. Das wird leider im Verlauf des Spiels zu keinem Zeitpunkt besser, eher schlimmer. Schlechte Grafik wird durch ewiges Wiederholen von Spielszenen mit unterdurchschnittlicher Grafik nur selten ansehnlicher. Wir haben es bedauerlicherweise nicht geschafft, unsere Augen an den völlig veralteten Grafikzauber zu gewöhnen.
Interessanter wird die technische Präsentation im Bereich der Akustik. Die aus der Serie bekannten Schauspieler schenkten den virtuellen Konterfeis ihre Stimme. Die Vertonung passt soweit, wenn sie auch nicht in irgendeiner Weise hervorragend ist. Erstklassige Sprachsamples weisen heute bereits Freeware Grafikadventures auf, von daher ein notwendiger Punktgewinn für den Ego Shooter.
Wobei der Ausdruck Ego Shooter mit Vorsicht zu benutzen sei, behaupten jedenfalls diverse Presseberichte im Vorfeld. Überlebenskampf in einer von Zombies überrannten Welt, angesiedelt im Herzen von Amerika. Entscheidungen über Leben und Tod, des eigenen Charakters und anderen, in dieser misslichen Umgebung gefangenen Überlebender. Die Ausgangslage wäre nahezu fantastisch gewesen. Leider wurde nichts davon erfüllt. Zwar kämpft Daryl (der Hauptprotagonist über die gesamte Spielzeit) ab und an mit Munitions- und Treibstoffmangel, viel mehr Überlebenskampf steckt aber nicht im Spiel. Selbstverständlich auftretende Untote werden mit diversen Schiesseisen zur Strecke gebracht oder lautlos von hinten durch ein Messer in den Kopf erledigt. Letztere Variante eignet sich, um nicht weitere Zombies auf Daryl aufmerksam zu machen. Schleichen darf, muss man aber nicht. Die verunstalteten Virusträger können oftmals schlicht umlaufen werden um das gross leuchtende Ziel mitten im Level letztendlich zu erreichen.
Auf dem Weg werden auch andere, nicht zombifizierte und somit ohne weiteres ansprechbare Leute getroffen. Wieso wir dann aber keine Gesprächsoptionen erhalten und nur mit belanglosen Ein-Zeilern abgetan werden, erschliesst sich uns nicht. Dadurch entsteht leider auch nie eine Bindung zu den ins Team integrierbaren Helfern. Kein Platz mehr in der Karre, also lassen wir einen der Jungs an der Strasse stehen. Welchen? Spielt keine Rolle, wir erinnern uns kaum an deren Namen. Kaum zu fassen, was hier an Potential vergeben wurde. Walking Dead lebt sowohl im Comic wie auch in der hervorragenden TV-Show von den zwischenmenschlichen Beziehungen, geschmückt durch Zombie-Beiwerk. Hier handelt es sich um das Gegenteil und macht das Spiel zu einem weiteren belanglosen Untoten-Machwerk.
Da helfen auch schwerwiegende Entscheidungen bei der Wegfindung nicht, im Gegenteil. Wir wählen jeweils die optimale Route aus, um ans Ziel zu gelangen. Ob Highway oder auf Landstrassen, spielt dabei nur insofern eine Rolle, wie schnell das Ziel letztendlich erreicht wird und ob der Tank öfters mal gefüllt werden will. In solchen Situationen schickt das Spiel Daryl in sich immer wiederholende Spiel-im-Spiel Abschnitte. Kleine in sich abgeschlossene Levels, wo das einzige Ziel darin besteht, Benzinbehälter zu ergattern um die Reise fortsetzen zu können. Später darf der fahrbare Untersatz getauscht werden, zwecks mehr Kapazität für Passagiere. Gefahren wird allerdings nicht selbst; und weitere Punkte sind locker verspielt.
Die bereits mehrfach angesprochenen Teamkameraden, die wir im Verlaufe des Spiels um uns scharen sind übrigens nicht nur Gesprächsfaul und arm an Hintergrundgeschichten, sie wirken auch sonst kaum aktiv ins Spielgeschehen ein. Einzig dürfen wir sie auf kleine Missionen schicken, damit sie etwas zur Gruppe beitragen. Um die Erfolgsaussichten dieser Aufgaben zu verbessern, werden die Damen und Herren mit der bevorzugten Waffe ausgestattet. Jetzt läuft im Hintergrund des Spiels eine Berechnung die uns zum Ende hin zeigt, ob alles geklappt hat. Heisst im Umkehrschluss ein Rohstoff-Gewinn oder einige Zombies mehr, die auf der Erde wandeln – was uns wiederum komplett egal sein darf, denn einen Bezug zu den Typen gab es weder vorher noch nachher.
Fazit:
Erstklassiger Ursprungs-Comic, Fantastische TV-Serie, überraschend hervorragendes Grafik Adventure und jetzt so ein Rohrkrepierer, schade. Meine Erwartungen waren tatsächlich, trotz der bereits im Vorfeld bekannten bescheidenen Grafik, ziemlich hoch und wurden gänzlich enttäuscht. Survival Instincts ignoriert alle Stärken von the Walking Dead und reduziert das Setting auf die letztendlich belanglose Zombie Problematik. Gepaart mit der hoffnungslos veralteten technischen Präsentation bleibt ein knapp unterdurchschnittliches Spiel, das dank nicht vorhandener Story selbst Fans nur beschränkt zu empfehlen ist.
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