Wo ein gutes Buch ist, ist ein mittelmässiger Film. Wo ein mittelmässiger Film zu einem guten Buch ist, ist ein schlechtes Spiel. Diese Faustregel bewahrheitet sich im Löwenanteil der Fälle. Auf die Spiderwick Chronicles trifft dies überraschenderweise nicht zu.
Für Freunde von fantastischen Adventure-Spielen bedeutet die Videospieladaption von 'The Spiderwick Chronicles' vor allem eines: Die Möglichkeit, über den Film und die Bestseller-Buchreihe von Holly Black und Tony DiTerlizzi hinaus in die magische Spiderwick-Welt einzutauchen und die drei Geschwister bei ihren gefährlichen Abenteuern tatkräftig zu unterstützen. Die Spieler schlüpfen nämlich in die Rollen der drei jungen Protagonisten und erleben deren fantastische Abenteuer hautnah selbst.
Hauptfiguren des Spiels sind Jared, Simon und Mallory Grace, die nach der Scheidung der Eltern in ein Haus in Neuengland ziehen. Dort geschehen komische Dinge, die niemand erklären kann, bis Jared in der Bibliothek des früheren Besitzers Arthur Spiderwick - der vor 100 Jahren spurlos verschwand - auf das 'Handbuch der magischen Geschöpfe' stösst und dort einen Hinweis auf einen Haus-Kobold findet. Der kleine Kobold, ein Thimbletack, lebt schon seit Ewigkeiten hier und war ein guter Freund von Spiderwick. Schon bald lernen die Kinder noch andere Kreaturen aus dem Buch kennen, wie z.B. einen grausamen Oger, der ihnen das Buch abnehmen will und daher seine Goblin-Armee auf sie hetzt. Man beginnt also mit Jared, erkundet das Anwesen und stösst dabei auf die Bibliothek des Arthur Spiderwick. Ihr übernehmt im Laufe des Abenteuers abwechselnd die Kontrolle über einen der drei Geschwister und dürft ab und zu auch den kleinen Thimbletack steuern.
Jeder der Charaktere hat seine eigenen Kampfeigenschaften. Jared benutzt einen Baseball-Schläger, Mallory ihre Fecht-Fähigkeiten, Simon eine selbstgebastelte Super-Soaker-Gun und Thimbletack wirft mit Stricknadeln um sich. Zu Kämpfen gibt es im Spiel genug, da ständig irgendwo Goblins auftauchen. Das Kampfsystem ist nicht besonders tiefgründig, man hackt meistens auf die Buttons. Um im Spielverlauf mehr Kraft oder neue Moves zu ergattern und die Gegner mit einem Final-Move aus den Socken zu hauen, sammelt ihr fleissig Goblin-Zähne, die abgefertigte Gegner hinterlassen. Ausserhalb der Kämpfe bietet 'The Spiderwick Chronicles' einige Rollenspiel- und Adventure-Elemente. So müssen viele Objekte eingesammelt und miteinander kombiniert werden.
Auch Rätsel gibt es zu lösen. Im weiteren Verlauf häufen sich diese Aufgaben. Manche spinnen die Story weiter und andere führen euch zu versteckten Territorien oder Extras. In jedem Spielabschnitt fliegen ausserdem dutzende magische Kreaturen wie Feen oder Elfen umher. Diese gilt es zu fangen und zu katalogisieren. So könnt ihr euch deren Spezialfähigkeiten zu nutze machen. Manche davon heilen während des Kampfes, andere wiederum geben einen Geschwindigkeitsschub oder verdoppeln eure Schlagkraft. Um diese magischen Kreaturen zu fangen, muss man allerdings ein irritierendes und zeitweise frustrierendes Minispiel bewältigen, das man sich auch hätte sparen können.
Die Grafik erledigt einen guten Job. Die Umgebungen sind gross und abwechslungsreich gestaltet und vor allem draussen sehr schön anzusehen. Allerdings ist die Optik nicht makellos, einige Fehler wie unsichtbare Wände oder der eine oder andere Ruckler drücken auf die Atmosphäre, doch wird man optisch insgesamt gut in diese magische Welt hineinversetzt. Der Sound enthält wunderbare orchestrale Klänge aus dem Film, die das ganze Unterfangen gut untermalen. Leider ist die deutsche Synchronisation nicht ganz so gut ausgefallen wie englische und enthält teilweise Fehler und wirkt aufgesetzt. Zum Glück ist die englische Sprache auch mit auf der Disk.
Fazit:
Entwickler Stormfront hat schon mit den Lord of the Rings Spielen bewiesen, dass Movie-Games nicht zwangsläufig schlecht sein müssen. The Spiderwick Chronicles ist ein auf Kinder zurecht geschnittenes Action-Adventure das ziemlich gut funktioniert. Die wunderbare Story wurde gekonnt im Spiel implementiert und mit Ingame Cutscenes und echten Filmszenen verknüpft. Aufmachung und Gameplay bieten genug Abwechslung, um bis zum Ende zu motivieren, welches ihr nach ca. 6 Stunden zu sehen bekommt. The Spiderwick Chronicles ist zwar nicht perfekt, allerdings für jüngere Semester durchaus ein spassiger und gelungener Einstieg in das beliebte Action-Adventure Genre.
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