Was haben wir, die PS4 Besitzer, nicht alle auf dieses Spiel gewartet. Tolle Grafik, filmreife Animationen, toller Sound. Als die Frage kam, wer das Review zum Spiel macht, habe ich laut „HIER“ gerufen. Letzte Woche hatte ich es dann endlich im Briefkasten, meine Familie weilt in den Bergen, Blu-Ray in die PS4 und LOS GEHT’S!
Das Gute voraus (es soll ja fair sein). Die Grafik ist wirklich atemberaubend. Einfach superb, was Sony da gezaubert hat. Ich glaube, man liegt nicht falsch, wenn man The Order 1886 als bestaussehendes Konsolenspiel aller Zeiten betitelt. Die Animation, fast perfekt. Die Gesichter, wirklich super. Die Umgebung, detailreich und liebevoll gemacht. Der Sound und die Stimmen überzeugen auf ganzer Länge, die Musik ist orchestral und bombastisch. Die Inszenierung und die Einstellungen in den Zwischensequenzen sind filmreif.
Und das war’s auch schon mit den Lorbeeren. Kommen wir zu den negativen Aspekten.
The Order 1886 ist kein Spiel. Es ist eine Grafikdemo mit Interaktion. Es ist ein Laborexperiment für doofe Ratten. Viele bemängeln die kurze Dauer von ca. 6 Stunden. Ich meine, 2 Stunden hätten gereicht. Man wird 6 Stunden lang durch stupideste Level geschleust. Wobei man fast nicht von Level reden kann. Es ist ein 6 Stunden langer Schlauch, so lang wie der Gotthard-Tunnel und etwa genauso spannend. The Order nimmt dem Spieler (oder besser gesagt „Knopfdruck-Sklave“) jeglichen Entscheid ab. Es gibt alles vor. Drück jetzt Kreis, geh nach vorne, drück jetzt Dreieck, lies den Brief etc. 6 Stunden lang, ohne jegliche Challenge, ohne Innovation. Alles war schon mal da und um einiges besser. Hirnrissig sinnlose Schleichereien, harzige Deckungs-Shooter-Passagen und bekloppte Minispiele – mir wird schon schlecht wenn ich mich zurückerinnere.
Das Spiel sollte Moorhuhn 1886 heissen, dann wüsste man wenigstens auf was man sich einlässt. Das Spiel bietet absolut NICHTS ausser schöner Grafik. Es besitzt keinerlei Tiefgang. Wieso gibt es verschiedene Waffen? Das erste Gewehr ist das Beste. Wozu braucht es Granaten? Sie sind absolut sinnlos. Nicht nur das, wenn man mit ihnen zielt, wird man erschossen. Pistolen? Für was? Durch das ganze Spiel verteilt gibt es diverse „Clues“, das sind Gegenstände, die man ganz sexy aufheben und in der Hand drehen kann. Interessant für vielleicht zwei Mal. Aber es gibt dutzende und dutzende von denen und nur bei einer Handvoll wird beim Drehen story-relevant etwas ausgelöst (ein weiterer Knopfdruck-Prompt).
Im Endeffekt hab ich sicher hundert dieser blöden Zeitungsausschnitte, Glühbirnen, Dosen, Bücher und Fotos aufgehoben – für nichts! Wer denkt, dass wenigstens die Bossfights spannend sind, hat weit gefehlt. Sie sind noch langweiliger als der Rest der Gefechte. Es sind reine Quicktime-Events. Schön inszenierte Knopfdruck-Abfrage-Orgien.
Und die Story… ich habe gedacht, ich hätte den "Order 1886"-Roman auf Seite 223 von 450 aufgeschlagen. Ritter? Wie lange leben die schon? Wieso? Werwölfe? Hä? Ich bin der Letzte, der über hanebüchene Storys lästert, aber bei "The Order 1886" hab ich mir ein paar mal an den Kopf gefasst. Das Setting finde ich grandios, es sollte meiner Meinung nach mehr Steampunk-Spiele geben. Aber bitte solche, bei denen man auch spielen kann.
Fazit:
Um Unendlichkeit bildlich darzustellen gibt es das „Theorem der endlos tippenden Affen“. Es besagt, dass unendlich viele Affen, die unendlich lange zufällig auf Schreibmaschinen herumtippen, fast sicher alle Werke William Shakespeares fehlerfrei schreiben werden. Um Einfältigkeit zu veranschaulichen, würden beim „The Order 1886“ schon eine paar wenige Affen reichen, die über ein paar Wochen wahllos auf die Knöpfe eines Kontrollers eindreschen, um das „Spiel“ fehlerfrei durchzuspielen. Gut inszeniert ist der Schluss, die letzte abverlangte Handlung von Galahad. Sie versinnbildlicht das, was man mit diesem Blender-Spiel machen sollte. Wer sich wundert, warum „The Order 1886“ keine 19% von mir erhält – ich bin ein Grafik- Fetischist. Leute die keinen Wert auf die Audiovisuelle Präsentation legen und die mehr auf Interaktion und effektives „Spielen“ stehen, dürfen gerne 35% von meiner Bewertung abziehen.
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