The Legend of Legacy ist ein rundenbasiertes JRPG, welches 2015 sein Debut auf dem Nintendo 3DS feierte. Heute schauen wir uns das kürzlich veröffentlichte HD Remaster an.
Wir dürfen zu Beginn einen von sieben Hauptcharakteren auswählen. Jeder hat seine eigene Geschichte und auch individuelle Statuseigenschaften und ein vordefiniertes Preset, zumindest was die Startergruppe anbelangt, denn im weiteren Verlauf können wir noch weitere Charaktere rekrutieren. Die Geschichte spielt auf der mysteriösen Insel Avalon, welche einfach so aus den Tiefen des Ozeans aufgetaucht ist. Beherrscht wird sie vom „König der Abenteurer“, der einst ins Exil verbannt wurde und hier sein Leben erneut aufgebaut hat. Die Abenteurer haben die Stadt Initium als Basis. Unsere Aufgabe ist es nun, die neue Insel zu erforschen und ihre Geheimnisse zu lüften.
Zu allererst geht es für uns in die Waldruinen. Diese Exkursion dient als kleine Einführung in die Mechaniken des Spiels. Primär haben wir eine Karte, die wir freilegen müssen. Dafür laufen wir im jeweiligen Gebiet herum, bis wir den "Fog of War" zu 100% aufgedeckt haben. Dabei sehen wir, wo wir entlanglaufen, während immer ein Ausschnitt um uns herum aufpoppt; und das meine ich wörtlich. Gegner sind die meiste Zeit sichtbar, aber andere verstecken sich auch mal und tauchen urplötzlich vor einem auf. Wir laufen also nun in den Waldruinen herum, bis wir irgendwann einen singenden Splitter finden, welcher uns auch noch mal fett ein paar Halluzinationen in die Birne projiziert. Nach diesem Fund geht es auch gleich zum König, welchem wir natürlich Bericht erstatten. Auf Grund der geschilderten Ereignisse meint er, wir wären etwas Besonderes, da wir diesen Stein singen gehört haben, etwas, das nicht jeder kann. Die Steine bergen Erinnerungen an vergangene Tage und gleichzeitig binden sie Elemente, welche wir später dann nutzen können. Mit diesem neuen Wissen betankt machen wir uns auf den Weg Avalon zu erkunden.
Um nun in neue Gebiete vorzudringen benötigen wir Landkarten, welche wir beim Händler in Initium kaufen. Unsere erste Karte bekommen wir noch von einem NPC in der Stadt geschenkt. Eine weitere Möglichkeit neue Gebiete zu entdecken ist es, wenn das Gebiet eine direkte Verbindung zu einem anderen hat. Das spart uns den Kauf der jeweiligen Karte. Wie schon oben erwähnt werden neue, leere Karten mit Umherlaufen im Gebiet aufgedeckt. Hintergrund dessen ist, dass wir diese gezeichneten Maps beim Händler wieder verkaufen können; allerdings nur einmalig! Am besten ist es also, alle Gebiete auf 100% zu bekommen, denn das gibt am meisten Geld für die Mühen.
Beim Herumlaufen sollte aber nicht zu vielen Monstern ausgewichen werden, da das Spiel primär auf Statuswerten basiert. Beim Bekämpfen von Monstern bekommt jeder Charakter individuell diverse Werte erhöht: Angriff, Verteidigung oder Support. Hinzu kommen noch Skills, welche an die jeweilige Waffenart gebunden sind. Und auch dies ist komplett charakterindividuell. In anderen Worten, einige haben die Eigenschaft sehr schnell Skills zu erlernen, bei anderen dauert es fast eine Ewigkeit, bis etwas Neues zur Auswahl steht. Ausserdem sind Skills nicht kostenlos einsetzbar; es werden Skillpunkte zur Ausführung benötigt. Skills an sich leveln sich auch auf und werden somit mit der Zeit stärker. Was es noch zu beachten gilt: Bei der Mechanik bekommen nur aktive Partymitglieder Statusaufwertungen, was im Umkehrschluss bedeutet, wer nicht dabei ist, der bekommt auch nichts.
Letztendlich gibt es noch die bereits erwähnten Elemente. Neben den drei Hauptelementen, welche wir primär suchen und finden müssen, gibt es zu jedem noch diverse flüsternde Splitter. Die Mechanik sieht vor, dass wir mit dem singenden Elementsplitter einen "Elementvertrag" aufbauen. Nur mit den flüsternden Splittern werden jeweilige Elementarfähigkeiten bereitgestellt. Haben wir jene genügend oft ausgeführt, überträgt sich die Elementarfähigkeit in den singenden Splitter. Dies ist insofern gut, da wir nur zwei Accessoires ausrüsten dürfen. Auf Grund dieser Limitierung gilt es dann immer abzuwägen, welche Fähigkeit im aktuellen Gebiet gegen die jeweiligen Monster am besten wirkt. Durch die Übertragung auf den singenden Splitter haben wir somit deutlich mehr Auswahl an Elementarfähigkeiten zur Verfügung.
Noch etwas zu den Waffen und anderen Ausrüstungen. Mit wenig Geld in der Tasche können wir anfangs nur auf guten Loot hoffen. Haben wir etwas Kohle zusammengekratzt, stehen uns zwei Möglichkeiten zur Auswahl: Den Händler und das Handelsschiff. Ersterer hat natürlich nicht immer das Beste in seinem Shop, letzteres ist quasi reines Glücksspiel. Am Hafen können wir uns zwischen der kleinen Kogge, der mittleren Karavelle und der grossen Galeone entscheiden. Alles eine Frage des Geldes. Entsprechend bekommen wir im Gegenzug auch unterschiedlich viele Gegenstände. Das System lässt sich allerdings leicht ausnutzen. Macht ein Quicksave bevor ihr fragt, ob das Schiff schon zurück ist. Gefallen euch die erhaltenen Gegenstände nicht, ladet einfach den Quicksave neu und wenn euch die Ware gefällt, dann geht in die Herberge und legt einen richtigen Speicherstand an. Wiederholt das ganze so lange, wie ihr lustig seid.
So, nun zum HD Remaster. Das Original habe damals zwar nicht gespielt, aber es gibt ja genügend Referenzmaterial zum Vergleich. Grundsätzlich sieht das Spiel auf dem grossen Fernseher recht hübsch aus, auch wenn es den klassischen 3DS Look von 2015 beibehalten hat. Die Stadt sieht eher hochskaliert aus, als neu erstellt, aber dort hält man sich auch nie lange auf. Das Doppelbildschirm-Layout vom 3DS wurde recht angenehm umgebaut und lässt sich einfach bedienen. Stört jemanden die Karte, kann diese ausgeblendet werden, ist sie jemandem zu klein, so kann sie vergrössert werden. Kleine Wermutstropfen gibt es leider auch zu erwähnen. Zum einen die fixe Kamera und zum anderen, dass Wände nicht mal temporär durchsichtig werden. Klar, das war höchstwahrscheinlich auch im Original so, aber es wäre ein nettes Upgrade gewesen, vor allem, da man manchmal die Gegner einfach nicht sehen kann und dann blind irgendwo reinläuft, wo man nicht wollte. Auch funktioniert das Beschleunigen der Kampfsequenzen nicht so wie es sollte: Mal geht’s, mal eben nicht. Das kann dann bei bis zu zwölf Charakteren und Monstern auf dem Bildschirm schon zäh werden.
Fazit:
Grundsätzlich hat mir das Spiel Spass gemacht. Die Splitter geben die Geschichte Avalons stückweise frei, wenn man die Worte zu interpretieren weiss. Jeder Charakter hat seine eigene Motivation, warum er auf Avalon ist. Bei den Kämpfen bin ich zwiegespalten. Eine lange Zeit spielt man mit ziemlich schlechter Ausrüstung. Irgendwann gibt’s mal guten Loot oder das Schiff bringt etwas Brauchbares an Land, woraufhin man sich dann auch an stärkere Monster heranwagt und wird als Belohnung für seinen Wagemut öfters gleich mal in drei Runden zerlegt. Oder ein anderes Beispiel: Da hat man über mehr als zehn Stunden alle initialen Gebiete freigespielt, drei Dungeon Bosse dezimiert und relativ gute Statuswerte aufgebaut und dann kommt da so eine Mobgruppe in einem neuen Gebiet und man wird mit drei Schlägen chancenlos umgenietet. Bei den gigantischen Monstern ein ähnliches Bild: Du hast genug Heilung und Lebensenergie, um die Schläge zu neutralisieren, der Kampf dauert gut 30 bis 40 Minuten und was ist der Mühe Lohn? Im besten Fall eine Reihe Skill- und Statuslevel, im Schlimmsten weniger als 20 Goldstücke und sonst nichts. In anderen Worten: Das Spiel hat meiner Meinung nach ein richtig brutales Balancing-Problem. Ohne die Quicksave-Funktion hätte ich hier direkt eine 6 gezückt (oder weniger). Nichtsdestotrotz, The Legend of Legacy ist ein nettes Spiel, womit man am Abend einige Stunden verbringen kann... wenn man auf harte Grinding-Sessions steht. Wer es erträgt, hier und da mal komplett zerlegt zu werden und sich am 2015’er 3DS Look nicht stört oder sogar Fan des Originals war, der kann zugreifen. Alle anderen sollten sich aber lieber nach etwas anderem umsehen.
The Legend of Legacy ist für Nintendo Switch, PS4 und 5 sowie PC erschienen. Wir haben uns das Spiel auf der PlayStation 5 angesehen. Das Test-Muster stammt von NIS America, wofür wir uns herzlich bedanken!
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