2016 sind sie zurück, die Turnier-Kämpfer aus SNKs Kämpfer-Schmiede. Nach dem reichlich unausgegorenen Vorgänger geht es im aktuellsten Teil der langlebigen Serie ohne Bitmap Grafiken zur Sache. Ob das Spiel dem bisherigen Branchen-Primus Street Fighter das Wasser reichen kann?
Lange ist es her. 1994 steckte das, im Vergleich zur 16-Bit Konkurrenz anderer Hersteller, monströse Modul in meiner Neo-Geo Konsole. Nach Fatal Fury Special und Art of Fighting 2 genau das, was sich der prügelspiel-verwöhnte Fighting-Fan zu träumen gewagt hat. Denn SNK bediente sich beim Teilnehmerfeld an unterschiedlichsten Namen des eigenen Hauses. Nicht nur allseits bekannte Kämpferrecken wie Ryo und Robert aus Art of Fighting oder Terry und Andy aus Fatal Fury sind mit von der Partie, auch die Ikari Warriors sowie Athena aus Psycho Soldiers versuchen sich am Titelgewinn. Erstmalig prügeln nicht einzelne Fighter bis zum Ende, statt dessen geht es in 3er Teams zur Sache, die im ersten Teil der Serie noch gänzlich unveränderlich waren. Diese Tatsache änderte sich bereits im Folgejahr, 1995 bildeten sich die Spieler ihr ganz individuelles Team.
Bis 2003 daddelten die Beat’em Up Fans ausschliesslich auf SNKs Luxushardware um den Titel „King of Fighters“; alternativ natürlich auch in der Spielhalle des Vertrauens. Erschien die Serie zur damaligen Zeit noch im Jahres-Rhythmus, ist das heute nicht mehr der Fall; das dürfte spätestens beim Betrachten des Titels ins Auge springen. Teil 13 versuchte die Spieler noch mit hübsch gezeichneten HD-Bitmap-Grafiken zu überzeugen, geizte aber generell mit Umfang und lieferte einen nur mangelhaften Net-Code. PS3 Besitzer waren davon kaum überzeugt und die lange Jahre erfolgreiche Serie schien gar in existenzieller Gefahr zu sein.
Chinesische Investoren und günstiger zu produzierende, in 3D gerenderte Grafik lässt Fans nun aufhorchen, denn Teil 14 landete im August diesen Jahres in den Händler-Regalen. Als langjähriger Kenner der Serie kommt man nicht darum herum, sich an den neuen Grafikstil zu gewöhnen. Die Kämpfer selbst variieren in deren grafischen Umsetzung. Einige sind ganz gut gelungen, wogegen andere wieder Raum zur Verbesserung lassen. Ähnlich verhält es sich übrigens mit den Backgrounds, welche insgesamt aber stimmig sind und die Battles passend unter- bzw. "hintermalen".
Optisch reisst das neuste KoF entsprechend keine Bäume aus und kann der Konkurrenz von Capcom kaum das Wasser reichen. Worauf es aber letztendlich ankommt, ist der Spielfluss, der gebotene Inhalt, die Abwechslung und nicht zuletzt das Gameplay. Nicht nur Letzteres weiss zu überzeugen. Alteingesessene SNKler fühlen sich sofort heimisch und hauen mit Robert Feuerbälle über den Screen; ganz wie vor 22 Jahren. Der Fighter-Select-Screen erschlägt fast mit Optionen. Altbekannte Gesichter wie auch einige neue, die sich allesamt bestens in die Kämpfer-Riege einordnen, stehen zur Auswahl und wollen gegebenenfalls trainiert werden. Hierfür bietet sich der Trainings-Modus mindestens genauso an, wie Spiele gegen die CPU. Jene beharkt man nach Wahl im Story-Mode, in Missionen oder dem Survival-Mode. Ganz im Gegensatz zum aktuellsten Street Fighter kriegt der Käufer hier mit dem Kaufpreis auch gleich das gesamte Paket geboten. Zu erspielen gibt es keine virtuelle Währung sondern Bilder und Titel, ganz wie das sein soll.
1994 hielt man sich für den Champion, wenn die drei Kollegen nebenan im Mini-Turnier in die Schranken verwiesen wurden. Das Jahr 2016 holt den angehenden König der Kämpfer auf den Boden der Tatsachen zurück. Dank gut funktionierendem Net-Code und diversen Such-Kriterien (nach Region, der eigenen Stärke oder Ping) erfahren wir schnell, dass es nicht wenige, deutlich stärkere Spieler in den Weiten des Netzes gibt. Speziell in den Online-Fights ärgert dann die minimale Lade-Pause beim Wechseln des Kämpfers. Übrigens wie auch immer noch vorhandene Battles gegen Spieler mit schwacher Leitung, welche im Test auch bei entsprechenden Einstellungen auftraten und gepflegte Joystick-Eingaben nahezu verunmöglichten.
Fazit:
King of Fighters XIV begeistert trotz nur passabler Grafik von der ersten Sekunde an. Schnell fühlt man sich bei der alt bekannten Kämpfer-Riege heimisch und darf dennoch aus einer Vielzahl neuer Gesichter auswählen. Die Hintergründe sind stimmig, und der Netcode funktioniert jetzt schon ziemlich gut; dennoch erhoffen wir uns hier noch die ein oder andere nachträgliche Verbesserung via Update; ein Vorteil den es 1994 noch nicht gab. Mangelhafte Joystick-Fähigkeiten, um mit der weltweiten Konkurrenz mithalten zu können, werden im reichhaltigen Trainings-Modus eliminiert und danach im Story- und Survival-Modus ausgetestet, bevor es gegen die deutlich stärkere, von Menschenhand gesteuerte 3er Truppe losgeht. Insgesamt bleibt Street Fighter die deutlich hübschere Partie, aber King of Fighters überzeugt mit inneren Werten – und darauf kommt es doch letztendlich an, oder?
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