Pünktlich zum 15. Geburtstag der Reihe, welche erstmals Charaktere aus den klassischen SNK-Arcade-Serien vereinte, spendierten die Entwickler allen Kämpfern und Arenen eine grafische Generalüberholung, inklusive höher aufgelöster Sprites und neuer Animationen.
Ich bin ja einer der ganz alten NEO GEO Garde und immer noch aktiv. Seit 1992 spiele ich Klassiker wie Samurai Shodown, KoF 98 oder Mark of the Wolves und erfreue mich an der wunderschönen, zeitlosen, handgezeichneten Grafik. Ich habe dem guten, alten AES System sogar eine eigene Homepage gewidmet (www.neogeo.ch). Schaut mal rein! Neidisch hab ich immer auf die Guilty Gears und das erst kürzlich erschienene BlazBlue geschielt und gebetet, dass meine SNK-Lieblinge auch endlich in "High-Res" erstrahlen mögen. Nun ist es endlich soweit.
Als hartgesottener NEO GEO Fan bin ich also quais prädestiniert dafür, das neue King of Fighters XII genau unter die Lupe zu nehmen, was ich hiermit - trotz vorbelastendem Fan-Bonus - so objektiv wie nur irgend möglich tun werde. Zuerst möchte ich auf das Negative des Spiels eingehen, quasi als Warnung. Wie bereits erwähnt habe ich dem neuen KoF so sehr wie kein anderer entgegengefiebert, ja sogar Tage gezählt! Ich denke diejenigen, die sich heute noch für KoF (oder 2D Fighter im generellen) interessieren, werden auch eher "alte Hasen" sein, die wissen was sie erwartet und was sie wollen. Diejenigen werden entsprechend heiss auf neue 2D Spiele sein. Zu denen sage ich jetzt nur eines: Schraubt eure Erwartungen beim neuen KoF nicht zu hoch, sonst werdet ihr enttäuscht, so wie ich.
Mit nur 22 Kämpfern und 5 Arenen stellt The King of Fighters XII einen neuen Negativrekord auf. Selbst das aller erste KoF anno 1994 hatte da mehr zu bieten (32 Kämpfer, 8 Arenen). Der Wegfall eines richtigen Single-Player Modus hat mich ebenfalls ziemlich geschockt. Nach nur 5 Kämpfen ist der "Time-Trial" für Einzelspieler bereits zu Ende und das, ohne den sonst üblichen Bossgegner. Andere Modi für Alleinspieler gibt es nicht. Überhaupt sucht man irgend eine Story vergeblich. Früher hatte jeder Kämpfer eine eigene Geschichte, ein eigenes Ending und eigene Beweggründe an dem Turnier teilzunehmen. Die Jungs und Mädels hatten Persönlichkeit. Man konnte sich mit ihnen identifizieren. Kleine Details wie z.B. andere bekannte Charaktere in den Hintergründen, witzige Startposen oder Kampfsprüche oder einfach nur Anspielungen an alte oder andere SNK Titel fehlen ebenso, wie tonnenweise der bekannten Moves. Einige Charaktere wie z.B. mein Favorit Iori haben gar eine komplett neue Moves-Palette (mit der ich mich beim besten Willen einfach nicht anfreunden kann). Unverzeihlich finde ich auch, dass Publikumslieblinge wie etwa K' oder Busenwunder Mai Shiranui nicht mit von der Partie sind. Kurz; das neue KoF lässt vieles vermissen. Allem voran das, was die SNK-Spiele der guten, alten Zeit ausmachten: Charisma.
Man könnte SNK Playmore natürlich in Schutz nehmen und behaupten, dass die aufwändigen Animationen der BGs und Figuren der Grund sind, warum man nur so wenig Inhalt bietet. Teilweise mag das sogar stimmen. Derart grosse und absolut geschmeidig animierte 2D Sprites gab in der Tat noch nie zu bestaunen, das muss man schon zugeben. Wer das Spiel zum ersten mal in Bewegung sieht, staunt Bauklötze. Zwar sieht man nach wie vor einzelne Pixel, speziell wenn die Kamera ans Kampfgeschen heran zoomt, aber das ist wohl beabsichtigt und trübt die grafische Pracht in keinster Weise. Trotzdem vermisse ich als SNK Fan einfach zu viel. Man hätte meines Erachtens den Release ruhig nochmal ein paar Monate nach hinten verschieben können und dafür inhaltlich mehr bieten.
Spielerisch gibt sich das neue KoF hingegen keine Blösse und bietet ein Kampfspektakel auf gewohnt hohem Niveau. Am bewährten 3-gegen-3-Kampfsystem wurde nur wenig geändert. Das Balancing stimmt, die Kontrollen sind punktgenau und die Moves flutschen, dass es eine Freude ist - Fighting-Stick vorausgesetzt. Mit dem Xbox Pad spielt es sich entsprechend besch...eiden. Wie bereits erwähnt wurde die Moves-Palette zu Gunsten der Einsteigerfreundlichkeit reduziert und man ging - ähnlich wie Capcom mit dem neuen Street Fighter IV - den "back-to-the-roots"-Weg. An Spieltiefe ist aber immer noch genug vorhanden, dass sich auch langjährige KoF-Veteranen stundenlang verweilen können.
Einzige Neuerung stellt das "Critical-Counter-System" dar, ein Unblockable, der zwar eure Power-Leiste auffrisst und etwas Zeit benötigt, bei einem Treffer den Gegner aber völlig offen dastehen lässt. Wuchtige Combos und Specials lassen sich dann problemlos anbringen, ohne dass der verdutzte Widersacher etwas dagegen unternehmen könnte.
Wer einen Freund vor Ort hat, wird mit The King of Fighters XII viele spassige Kämpfe erleben. Ich schreibe hier absichtlich "vor Ort", denn der Online-Modus ist leider völlig unbrauchbar. Lag wie Sau, unspielbar! WTF!? SNK Playmore verspricht zwar einen Patch nachzuliefern, zum Zeitpunkt dieses Tests (7.9.09) war der jedoch nicht vorhanden und so kann ich halt nur über das schreiben, was ich erlebt habe. Peinlich und katastrofal zu gleich und äusserst schade, denn was ist besser, als gegen andere KoF-Fans aus aller Welt anzutreten?
Fazit:
Ich will das neue KoF wirklich lieben und ansatzweise gelingt mir das auch. Grafik, Spielbarkeit und Gameplay sind über jeden Zweifel erhaben. Aber - und das ist ein verdammt grosses "aber" - es fehlt einfach zu viel! Ach was red ich, sogar das auf XBLA erhältliche King of Fighters 98 Ultimate Match bietet euch mehr Inhalt, läuft online besser und kostet obendrein nur einen Bruchteil des Preises von KoF 12. Okay, es sieht nicht so atemberaubend aus, aber wen kümmert das? So kommt mir mehr als ein "Für Fans" leider nicht über die Lippen, auch wenns weh tut. Neue Jünger kann sich SNK mit diesem Spiel bestimmt nicht ins Boot holen. Vielleicht wird es nächstes Jahr ja was. Ich drück' die Daumen!
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