Inspiriert vom gleichnamigen Buch von Stanisław Lem, erkunden wir in The Invincible einen mysteriösen Planeten und so schickt uns das Erstlingswerk des polnischen Studios Starward Industries auf eine retrofuturistische Reise ins Weltall.
Auf der Rückkehr von einer längeren Forschungsreise kommt alles etwas anders als geplant für die 6-köpfige Mannschaft der Dragonfly. Eigentlich war die Arbeit bereits getan und die Besatzung rund um Dr. Novik musste nur noch zurück zum Hauptquartier des Interplanetarischen Commonwealth reisen, doch dort sollten sie so schnell nicht ankommen.
Nachdem es sich die Crew in ihren Kälteschlafkammern gemütlich gemacht hat wird das Bild schwarz. Das nächste Mal, wenn wir die Augen öffnen, stecken wir in den Schuhen von Dr. Yasna, der Biologin der Dragonfly. Ganz verdutzt und mit einem brummenden Schädel setzten wir uns auf und stellen fest, wir sind nicht mehr in einer Schlafkammer, geschweige denn in einem Raumschiff. Eine sandige und felsige Landschaft starrt uns entgegen.
Wo zur Hölle sind wir und was ist geschehen?! Yasna trägt ihren orangenen Raumanzug und ein paar Meter von ihr entfernt, finden wir auch weitere Teile ihrer Ausrüstung. Einen Rucksack, das Reisejournal, eine Art Fernglas und einen Multifunktionsdetektor. Ein Blick ins Journal verrät uns, dass wir nicht etwa abgestürzt sind, sondern es sich hierbei um einen kurzen Zwischenstopp auf dem Nachhauseweg handelt. Mithilfe der Notizen im Reisejournal und dem Fernglas verschaffen wir uns einen ersten Überblick und machen uns langsam auf, in Richtung des Base Camps.
Über Stock und Stein mühen wir uns stetig voran. Via Funk dokumentiert Yasna die Situation mit grösster Sorgfalt, in der Hoffnung, dass ihr jemand zuhört. Endlich im Camp angekommen steigt die Freude nur minimal. Zwar treffen wir auf einen unserer Kollegen, doch dessen Verfassung ist überaus besorgniserregend. In einem fast schon katatonischen Zustand sitzt er in einem der Zelte und brabbelt leise unverständliche Sätze vor sich hin. Wenigstens können wir nun endlich unseren Funkempfänger reparieren und somit wieder mit der Dragonfly und Dr. Novik in Kontakt treten.
Nachdem wir unser Equipment etwas aufgebessert haben und die aktuelle Lage mit Novik besprochen wurde, machen wir uns auf die Suche nach den restlichen Crewmitgliedern. Diese sind schliesslich noch immer irgendwo da draussen und wer weiss, wie es ihnen geht. Doch relativ schnell wird deutlich, dass irgendetwas nicht stimmt und auf diesem Planeten, der sich Regis III nennt, nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Ursprünglich landete die Mannschaft um die Flora und Fauna von Regis III zu dokumentieren und Proben von Gestein zu sammeln. Jedoch scheint es, dass das Team der Dragonfly weit mehr entdeckt hat, als es eigentlich wollte.
Ähnlich wie im Überraschungshit Firewatch aus dem Jahr 2016, besteht auch in The Invincible der grösste Teil des Gameplay aus Laufen, Erkunden und dem stetigen Gesprächsaustausch von zwei Personen. Yasna und Novik unterhalten sich praktisch ununterbrochen. Mal beschreibt Yasna die aktuelle Situation, mal übermittelt Novik Ergebnisse aus seiner Fernanalyse. Hier und da müsst ihr auch storyrelevante Entscheidungen treffen, womit ihr dann den weiteren Verlauf der Geschichte leicht beeinflussen könnt. Das Spiel gehört also definitiv in die Kategorie “Walking-Simulator” und setzt vor allem auf eine dichte Atmosphäre, eine äusserst schöne Optik und seine Geschichte.
Um die Story rund um Dr. Yasna und Regis III zu erleben, müsst ihr 6-7 Stunden einplanen. Wer komplett alles, was das Spiel zu bieten hat, erleben möchte und jegliche Entscheidungsmöglichkeiten ausprobieren will, der darf sich auf mehrere Spieldurchgänge gefasst machen.
Fazit:
Am meisten hat mich an The Invincible die Optik und die Atmosphäre überzeugt. Das Design der Gerätschaften im besten retrofuturistischem Look à la Fallout und die öde aber trotzdem schöne Landschaft von Regis III, tragen viel zum Charme des Spiels bei. Auch die Synchronisation ist mir sehr positiv aufgefallen. Einzig mit der Lautstärke von Dr. Novik war ich häufig unzufrieden, denn egal wie ich die Mischung der verschiedenen Tonspuren in den Optionen eingestellt hatte, seine Stimme war mir immer etwas zu leise und so musste ich oftmals auf das Lesen der Untertitel zurückgreifen. Dies führte leider dazu, dass ich während dem Erkunden oft stehen bleiben musste, um aktiv mitzulesen oder Teile des Dialogs verpasst habe und so häufig bei Antwortmöglichkeiten etwas ahnungslos dastand. Sollte euch das auch so gehen, empfehle ich auf jeden Fall Kopfhörer, damit ging es dann um einiges besser. Eventuell wurde unterdessen da auch bereits etwas nachgepatched von den Entwicklern. Einen Patch erhoffe ich mir auch für das Endgame. Bei einem der möglichen Enden ist mir das Spiel nämlich einfach hängen geblieben und ich konnte es über diesen Weg nicht beenden. Bezüglich der Story kommt es ganz darauf an, ob ihr das Buch von Lem bereits kennt und damit das Geheimnis um Regis III. Ich persönlich kannte es nicht und fand die Story deshalb ganz interessant, auch wenn sie mich leider nie 100% in ihren Bann ziehen konnte. Wer storylastige Spiele mit minimalem Gameplay mag und sich auf ein dichtes Sci-Fi Abenteuer begeben möchte, darf bei The Invicible gerne zugreifen.
The Invincible ist für PS5 und Xbox Series X|S erschienen. Wir haben uns das Spiel auf einer PlayStation 5 angesehen. Das Test-Muster stammt von 11 bit studios, wofür wir uns herzlich bedanken!
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