Sony fährt 2018 die Geschütze im VR-Bereich wieder hoch und mit Skyrim-VR oder Doom-VR sind so bekannte wie grosse Titel ebenfalls rege vertreten. Mit "The Inpatient" kommt das Prequel von "Until Dawn" auf die Brille ins Wohnzimmer. Wer Letzteres gespielt hat weiss, um was es geht. Trefft erneut weitreichende Entscheidungen in einem dunklen, modrigen Sanatorium im Ort Blackwood Pine.
Für knapp 50.- Franken ist "The Inpatient" ein eher teurer Spass für die VR-Brille im Vergleich zu anderen Spielen. Mit einem Installationsvolumen von 12 GB erahnen wir, dass es sich nicht um eine lange Story oder ein umfangreiches Abenteuer handelt. Nach dem Start erscheint das Menü und es muss gesagt sein, dass die Grafik nicht schlecht umgesetzt wurde. Im Gegensatz zu anderen VR-Titeln sieht "The Inpatient" sehr schön aus und ist atmosphärisch wirklich gut gelungen.
Somit kann das Grusel-Abenteuer in der Klinik von Blackwood Pine beginnen. Gefesselt an einem Stuhl werden wir von dem Arzt Jefferson Bragg befragt. "Können Sie sich erinnern?", plötzlich sitzt man in einer Rückblende. Wieder, "Können Sie sich besser erinnern?", wieder eine Rückblende derselben Situation. Es beschleicht uns ein Gefühl von Verwirrung und Ahnungslosigkeit, ein Beginn, der sich in die Länge zieht. Die Antworten werden entweder durch den Controller gegeben oder durch ein sehr innovatives Sprachsteuerungssystem. Lustig ist, dass es sogar Schweizer Deutsch versteht (Natürlich, weil die Schlagworte wie Ja/Nein der ausschlaggebende Punkt zur Interaktion sind). Die Antworten der Charaktere sind überzeugend vertont und geben der Geschichte eine tolle Atmosphäre.
Ein weiterer Pluspunkt des Spiels sind die weitreichenden Entscheidungen, die den Spielfluss massgeblich beeinflussen. Schon der erste Schritt im Spiel, die Wahl des Geschlechts, ändert den Lauf der Geschichte. Nach der Befragung erwachen wir in einer Zelle, wo uns die Schwester Victoria das Essen serviert. Nach anfänglichen Schwierigkeiten nimmt die Geschichte seinen Lauf und wir erhalten einen Zimmergenossen namens Gordon. Nach mehreren Frage-Antwort-Spielchen starten dann endlich die grusligen Momente. Wer nun Hardcore-Splatter und literweises Blutvergiessen à la "The Evil Within" erwartet wird hier nicht fündig. "The Inpatient" spielt mehr mit der Umgebung, der Stille und einer bedrückenden Unsicherheit. Um sehr schreckhafte Personen zu beruhigen: Jump-Scare-Momente gibt es nur wenige. Allgemein bleibt der Horror-Funken allzu oft auf der Strecke, was etwas schade ist. Wir wechseln aus der realen Welt zu Rückblenden und psychotischen Träumen. Das Geschehen nimmt zu keiner Zeit richtig Fahrt auf. Einzig die sehr gute Grafik hilft den Controller nicht einfach gelangweilt aus den Händen zu legen.
Bewegung und VR haben keine gute Beziehung zueinander. Nur zu oft beklagen sich Spieler über Übelkeit. "The Inpatient" hat eine Lösung für dieses Problem gefunden. Sie heisst: Trägheit. In der Standardeinstellung können wir uns jeweils nur in 15 Grad Winkeln umsehen und laufen stets im Schneckentempo die Gänge rauf und runter. Das fördert nicht gerade die Spielbarkeit, wohl aber das Gesundheitsgefühl des Spielers. Wer will darf sich für eine leicht flinkere, freie Steuerung entscheiden. Wirklich besser wird das Erlebnis dadurch aber nicht.
Die mühselige Steuerung ist eines der grösseren Probleme von The Inpatient. Zu oft greifen wir an Objekten vorbei, bleiben an Tischen und Stühlen hängen oder fuchteln mit dem Controller wild herum, um eine Tür zu öffnen. Ein klarer Kritikpunkt ist auch der Umfang des Spiels. Nach gerade mal 3 Stunden haben wir unseren Gruseltrip bestanden und stehen mit mehr Fragen als Antworten vor dem Bildschirm. "Soll man das Spiel nochmals bestreiten?". Es gibt zwar mehrere Enden, durch die erwähnten Macken werden die aber wohl nur die wenigsten Spieler zu sehen bekommen.
Fazit:
"The Inpatient" hat im Vergleich zu anderen VR-Titeln das Prädikat "gut" verdient. Sony liefert nicht den Wurf des Jahrhunderts aber auch nicht den schlechtesten. Grafisch ist das Spielt wirklich top und die an sich interessante Story sorgt für eine gute Ablenkung. Das Sanatorium und die Albträume des Helden sind überzeugend gestaltet und sorgen das eine oder andere Mal für einen Gruselmoment. Das Entscheidungssystem, das den Lauf der Geschichte beeinflusst, wurde ebenfalls gut umgesetzt und sorgt für einen guten Wiederspielwert. Die Steuerung ist leider eher schlecht ausgefallen, dafür haben sich die Macher gute Gedanken gegen die Übelkeit gemacht. Grösster Kritikpunkt meinerseits ist die Kürze des Spiels. Lieber hätte ich ein "Until Dawn 2" genossen, als eine 3 stündige Verwirrstory, die mehr Fragen aufwirft als sie zu beantworten vermag.
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