In Asien existieren Spiele mit Millionen von Usern, die in unseren Breitengraden kein Schwein kennt. Dungeon & Fighter, ein Online Beat’em Up aus Südkorea ist so ein Fall. Mit über 300 Millionen registrierten Nutzern lassen solche Zahlen selbst CEOs westlicher Softwareentwickler in Schnappatmung versetzen. Was hat das nun mit Khazan zu tun? Ganz einfach. Der erste Berserker gilt als Uropa des Dungeon & Fighter Universums.

Khazans Geschichte beginnt 800 Jahre vor den Ereignissen des oben erwähnten Onlinegames. Als kampferprobter Kriegsgeneral sitzt man eigentlich fest im Hierachiesattel. Aber auch in dieser vermeintlich sicheren Position kann die Lage kippen. Vom intriganten Pell Los Empire als Verräter gebrandmarkt und zum Tode verurteilt, scheint sich Kahzan's Militärkarriere seinem Ende zu nähern. Es sieht so aus, als ob sein letztes Stündchen geschlagen hat, als plötzlich eine geisterhafte Erscheinung namens Blade Phantom auftaucht und unseren Helden vor dem Real Life Game Over rettet. Nochmals gut gegangen!

Kurz darauf befinden wir uns auf Arad, dem Heimatkontinent von Khazan. Im spieleigenen Hub, dem “Crevice” sind wir erst einmal sicher. Blade Phantom erklärt uns in einem Dialog, wie die Dinge hier laufen und per Teleportstein springen wir schon in die erste Mission. Mit Ausweichschritt, schwachem und hartem Schlag (der sich auch aufladen lässt), strammer Block Option und geiziger Stamina wie auch Lifebar ziehen wir los. Zur Auswahl stehen uns drei unterschiedliche Schnittwerkzeuge. Die Doppelsäbel stellen agile Spieler, die gerne ganz nah mit dem Gegner auf Tuchfühlung gehen möchten, zufrieden. Während der Speer uns grössere Distanz verleiht und mit harten Kombos die Gegner malträtiert. Wer es gerne langsamer, aber mit mehr Schlag Power mag, schnappt sich das Grossschwert und fühlt sich mit seinen klobigen Schlägen direkt in die alten Dark Souls Zeiten zurückversetzt.

Auch wenn das Waffentrio ein wenig dünn erscheint, können wir euch bestätigen, dass mit späteren Zusatzskills und Spezialattacken kampftechnisch richtig die Luzi abgeht. Das Kampfsystem leiht sich sehr viel von FromSoft's legendärem Schnetzler Sekiro. Jeder Gegner verfügt über einen Stamina- sowie Energiebalken. Ersterer sollte zuerst unter heftigem Draufprügeln geleert werden, damit der Knilch kurzzeitig taumelt und wir ihm mit einem saftigen Hieb ein gutes Stück seiner Gesundheit rauben. Gegnerischen Attacken wird entweder ausgewichen oder wir wehren den Angriff im richtigen Moment mit einem Block ab, was bei exaktem Timing keine Ausdauer kostet. Solltet wir getroffen werden, nehmen wir nicht nur Schaden, sondern können bei niedriger Stamina sogar in einen kurzen Stagger verfallen, der unserem Widersacher für ein paar Sekunden freie Bahn lässt.

Einige Attacken, besonders bei den insgesamt 16 Bossen, könnt ihr nur mit einem Super Counter neutralisieren. Und genau wie bei Sekiro muss per Tastenkombination im richtigen Moment dagegengehalten werden. Angreifer in der Ferne hauen wir mit unserem magischen Wurfspeer aus den Socken, der mit unseren Spirit Slots verbunden ist. Durch freudiges Prügeln füllen wir die Spirits auf, damit wir zudem brachiale Special Moves aus der Hose zaubern können. Diese müssen aber auch erst im Skilltree freiliegen, dürfen aber individuell tastentechnisch angepasst werden, ähnlich wie in Stellar Blade. Bis zu drei unterschiedliche Specials lassen sich gleichzeitig ausrüsten.

Die nächsten Inspirationen holte sich Nexon von Team Ninja's Nioh. Nach jedem besiegten Boss reisen wir zurück zum Crevice. Hier wählen wir auf einer Karte den nächsten Missionspunkt aus. Ab und zu werden ein paar optionale Side Quests eingeschoben, die dickes Loot oder weitere Spieloptionen wie den Waffenschmied oder Transmog Features freischalten. Beinahe jeder erledigte Feind, egal ob gross oder klein, lässt zu den gewonnenen Seelen, die hier Lacrimas heissen, mindestens ein Item fallen. Bald ist unser Inventar vollgestopft mit Helmen, Schuhen, Beinschonern, Ringen, Medaillons und Handschuhen. Unnötige Ausrüstung wird gewinnbringend entsorgt. Entweder beim Schmied für Crafting Materialien oder bei der Kräuterhexe für mehr Seelen. Skillpoints landen regelmässig auf dem Ingame Konto. Im dazugehörigen Fähigkeitenbaum erwerben wir neue Combos, brutale Finisher, Pariermöglichkeiten, schnellere Spiritauffüllung und vieles mehr.

Erinnert ihr euch noch an Blade Phantom? Der feurige Geisterkollege dient nicht nur als Garnitur. Nachdem wir ihn ziemlich am Anfang in einem schweisstreibenden Fight auf die Matte legten, schliesst er sich uns als treuer Kollege an, der uns als Summon bei den Bossfights unter die Arme greift. Gratis ist das ganze aber nicht. Um unseren Kameraden heraufzubeschwören, müssen wir ihn zuerst einmal in seiner Geistform bezwingen. Regelmässig stehen in den Levels semitransparente Lichtsäulen herum. Interagieren wir mit ihnen, erscheint Blade Phantom und erst wenn wir den Knilch erneut zur Strecke bringen, ist sich der Herr Geisterklinge gut genug, um uns zu helfen. Es herrscht ein rauer Wind auf Arad und Khazan benötigt jedes Quäntchen Hilfe, das er bekommen kann.

Als passive Buffs dienen zum einen die roten Kristalle, zum anderen die Phantoms. Eine vorgegebene Anzahl an Kristalle finden wir gut versteckt in jedem Level. Sobald wir ein paar eingesackt haben, tauschen wir sie bei einem NPC gegen eine 2% Lacrima Erhöhung oder dieselbe prozentuale Anzahl an Gesundheitsregeneration für unseren Heiltrank. Nach der ersten Hälfte der Story regnet es als Abschlussgeschenk noch den Rage Mode. Ist die dazugehörige Leiste voll, werden wir für einen kurzen Zeitraum unverwundbar und geben dem Schurken Saures. Gewisse NPCs wünschen einen verlorenen Gegenstand zurück. Als Dank erhalten wir ein Phantom, das wir beim Blade Nexus, den Bonfires von Khazan, ausrüsten können. Jene verleihen uns mehr Stamina, Schlagkraft oder Gesundheit. Der Blade Nexus beinhaltet ausserdem die Reise zurück zur Crevice und die Status Upgrade Option, in der wir individuell Schlagkraft, Stamina, Verteidigung, Gewichtslast usw. aufwerten.
Noch ein kleiner, aber wichtiger Hinweis zum Schluss. Trotz zwei unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade (Easy & Normal) ist The First Berserker: Khazan am oberen Schwierigkeits-Limit. Selbst der Easy Mode ist nicht zu Spässen aufgelegt und fordert sehr! Wir haben euch gewarnt!
Fazit:
Die Südkoreaner haben's drauf! Nach Stellar Blade liefern unsere Freunde aus Fernost einen erneuten Soulslike-Kracher. Diesmal konzentriert man sich primär auf die Hardcore Gemeinde, die schon jedes Dark Souls plus alle Imitate durchexerziert hat. Will heissen, Khazan the First Berserker ist ein hammerhartes Stück Software und garantiert nichts für Anfänger. Selten habe ich so geschwitzt bei einigen Level Bossen. Aber nicht wegen ihrer teils extrem ausgeklügelten Attacken, sondern aufgrund der Lebensleiste, die mit HPs nur so vollgesaugt ist. Und dies ist einer der ganz wenigen Kritikpunkte, auf die ich eingehen muss. Ich bin mir nicht sicher, ob es dem Gameplay dienlich ist, wenn der Level Kanzler mehr Fleissarbeit und Ausdauer als Skills und Ausrüstung erfordert. Bosskämpfe können teilweise locker die Fünf-Minuten Marke überschreiten und selbst kurz vor dem erwarteten Sieg kann euch der Dicke mit einer 9er Kombo ins Game Over schiessen, wenn ihr nicht aufpasst. Für Veteranen eine sehr willkommene Herausforderung, für den Normalo-Hack&Slasher oder jene, die immer noch Traumas von Bloodborne oder Sekiro mit sich herumschleppen, ist Khazan definitiv nichts. Die Unterschiede zwischen dem normalen und "einfachen" Schwierigkeitsgrad sind so gering, dass ich mich frage, ob es nicht besser gewesen wäre, auf unterschiedliche Difficulties zu verzichten und den Zweiten erst nach dem ersten Durchspielen freizuschalten. Um mein Argument zu untermauern beziehe ich mich auf den letzten Patch, bei dem der Schwierigkeitsgrad generell ein bisschen gesenkt wurde. Sehr löblich von Nexon, die in diesem Falle auf die Demo-Kritik gehört und vor offiziellem Release noch reagiert haben. Trotzdem bleibt The First Berserker: Khazan eine stahlharte Nuss. Da sollte man sich nichts vormachen. Die Schnellreise Option ist ein wenig umständlich, da ich immer zuerst zurück in die Crevice muss. Eine solche Option an den Checkpoints wäre nicht verkehrt gewesen. Zu guter Letzt erschliesst sich mir nicht ganz der Sinn der Summon-Mechanik. Warum ich gefühlt 30-mal denselben Gegner umhauen muss, damit ich Blade Phantom beschwören darf, bleibt ein weiteres Mysterium des unendlichen Videospiel-Kosmos. Ansonsten bin ich vollumfänglich zufrieden mit dem, was die Südkoreaner hier auf die Beine gestellt haben. Khazan ist für fanatische Souls Nasen wie mich die perfekte Unterhaltung, mit satten Kämpfen, fetziger Action und harten Abschnitten und Bossen. Ein zweiter Teil darf gerne kommen!

The First Berserker: Khazan ist für PS5, Xbox Series X|S und PC erschienen. Wir haben uns das Spiel auf der PS5 angeschaut. Das Test-Muster stammt von Nexon, wofür wir uns herzlich bedanken!
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