Shinji Mikami, der Schöpfer der legendären Resident Evil Serie, will mit The Evil Within wieder zurück zu den Wurzeln des Survival Horrors, ist das Experiment geglückt?
Ihr schlüpft in die Haut von Detective Castellano. Ein Routineauftrag entwickelt sich innert kürzester Zeit zu einem Alptraum. Ein Wahnsinniger hat eine Irrenanstalt eingenommen. Schnell wird Castellano (und somit dem Spieler) klar, dass er selbst Teil eines Experimentes wird und nicht mehr zwischen Realität und Wahnsinn unterscheiden kann. Was nun folgt ist ein Trip in die abartigsten, ekligsten Abgründe der menschlichen Psyche.
Wer Resident Evil 4 gespielt hat, wird sich sofort heimisch fühlen. Das Spiel fühlt sich sehr vertraut an. Das Gameplay hat sehr viel mit Resident Evil 4 gemeinsam. Stetiger Terror, unglaubliche Munitionsarmut, mutierte Geschöpfe und irre Einwohner summieren sich zu einem einzigen Deja Vu Erlebnis. Erschwerend kommt hinzu, dass jeder Feindeskontakt tödlich sein könnte. Castellano ist kein Supersoldat, nur wenige Treffer genügen, um ihn ins Jenseits zu befördern. Im Unterschied zu Resident Evil 4 könnt ihr hier aber schleichend agieren. Wenn ihr es schafft, euch leise an einen Gegner anzuschleichen, könnt ihr ihn mit einem brutalen Finisher sofort erledigen und so wichtige Munition sparen. Trotzdem werdet ihr häufig sterben. Dies hat nichts mit eurem Können zu tun, sondern mit frustrierenden Instant-Death Momenten oder -Abschnitten, bei welchen ihr anfänglich so gut wie keine Überlebenschance habt. Wenn ihr die Stelle kennt, könnt ihr sie meistern, ansonsten bleibt nicht viel als den letzten Checkpoint zu laden.
Auf eurem Horrortrip durch dunkle Wälder, gespenstische Herrenhäuser, Spitäler und verlassene Dörfer, trefft ihr auf eine Vielzahl an furchteinflössender Gegner. Ihr müsst versuchen jede Situation taktisch klug anzugehen. Schiesst den Feinden zuerst in die Knie und sie fallen um. Rennt hin und zündet sie mit (arg limitierten) Zündhölzern an. Wenn ihr Glück habt, breitet sich das Feuer auf andere Gegner aus. In den Abschnitten selbst finden sich überall Fallen, die ihr zu eurem Vorteil nutzen könnt. Trotz all diesen Möglichkeiten kommt euch aber meistens die hakelige Steuerung sowie die unvorteilhafte Kamera in den Weg. Besonders die Bosskämpfe zehrten an meinen Nerven. Stellt euch auf viele mühsame Passagen ein, die ihr viele, viele Male wiederholen müsst. Man muss schon sehr frustresistent sein, um hierbei Spass zu haben.
Während des Horrortrips erwacht ihr häufig in einem Irrenhaus aka Safehouse. In diesem könnt ihr gefundene Schlüssel einsetzen um kostbare Munition oder euer im Spiel erworbenes Hirngel verschleudern. Das Hirngel wird für Upgrades des Charakters oder eurer Waffen gebraucht. Allgemein bietet das Spiel einige Waffen. Neben Pistolen, Schrotflinten, Scharfschützengewehren und Grantaten ist eure wichtigste Waffe die Armbrust. Diese lässt sich mit diversen Spezialbolzen ausrüsten. Ob Explosivpfeile oder Frostpfeile, die Armbrust ist extrem nützlich. Entschärfte Fallen bescheren euch zusätzlich wichtige Komponente, um neue Pfeile zu basteln. Die vielen Abschnitte im Spiel sind eher linear gehalten, bieten aber trotzdem Raum zum Erforschen. Dies ist auch bitter nötig, da wie schon erwähnt Munition sehr rar ist. Intensives Absuchen der Umgebung ist Pflicht, um im späteren Spielverlauf zu überleben.
Leider hat es im ganzen Spiel nur ganz wenige Rätsel, die man eigentlich gar nicht als solche bezeichnen kann. Schade, denn sogar das aller erste Resident Evil hatte viele Rätsel, die das Spiel auflockerten.
Atmosphärisch ist The Evil Within genial. Ihr habt niemals das Gefühl in Sicherheit zu sein. Komische Geräusche, Schattenspiele, herumliegende Leichen, nie wisst ihr was als nächstes auf euch zu kommt. Dieser Teil des Spiels ist den Entwickler wirklich hervorragend gelungen. Wer sich hier nicht fürchtet, hat definitiv eiserne Nerven.Schade, dass der Hauptcharakter des Spiels über die gesamte Spielzeit sehr blass und uninteressiert bleibt.
Technisch ist das Spiel eher durchschnittlich. Die Charaktere sehen ansprechend aus. Besonders die grusligen Gegner sind so richtig hässlich. Leider sind die Animationen sehr hölzern. Die Umgebungen sind auf den ersten Blick schaurig schön. Beim genaueren Hinsehen entlarven wir aber viele unsichtbare Wände und auch hässliche Texturen. Am schlimmsten ist jedoch die Framerate. Bei fast jeder Szene stören mühsame Ruckler und Bildverzerrer den Spielfluss. Die langen Ladezeigen sind ermüdend. Dafür ist der Sound Spitzenklasse. Die Musik und abstossenden Geräusche untermalen die geniale Atmosphäre gekonnt. Das Spiel ist in 15 Kapitel aufgeteilt. Um es einmalig durchzuspielen benötigt ihr knapp 15 Stunden. Danach habt ihr noch die Möglichkeit einen höheren Schwierigkeitsgrad anzuwählen oder ein sogenanntes 'Game Plus' zu starten. Zusätzlicher DLC wurde ebenfalls schon angekündigt. Ihr werdet also lang bei der Stange gehalten.
Fazit:
Ich habe mich extrem auf The Evil Within gefreut. Ein richtiges Survival Horror Spiel gab es für mich seit Dead Space 1 nicht mehr. Leider ist es dem Resident Evil Vater nicht gelungen spielerisch sehr wichtige Punkte sauber umzusetzen. Die Steuerung ist extrem schwammig, richtig mühsam. Der Bildschirmauschnitt (FOV oder Field of View) ist viel zu klein um präzise zu agieren. Dazu kommen dicke, schwarze Balken am oberen und unteren Bildschirmrand. Die Bildrate geht andauernd in die Knie. Mühsame Abschnitte mit Instant-Deaths zehren an den Nerven und frustrieren ungemein. Schade denn das Potential für ein tolles Spiel wäre vorhanden, allein die grauenhaft schaurige Atmosphäre und das abgefahrene Design werten das Spiel enorm auf. Trotzdem ist es leider nicht der erhoffte Survival Horror Hit geworden, den ich mir so sehr gewünscht habe.
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