Entropie ist eine Zustandsgrösse der Thermodynamik, die ein Mass für die Unordnung eines abgeschlossenen Systems bzw. für die Irreversibilität eines Vorgangs darstellt. Und wir befinden uns mitten im Zentrum! Na das kann ja heiter werden...
Nach einem verstörenden Intro, in dem wir mit unserer Heldin Aria die totale Zerstörung unseres Planeten Erde ungewollt mit ansehen müssen, erwachen wir mit Gedächtnisverlust in einer wissenschaftlichen Anlage namens Aperture, die an Remedy's Knaller Control angelehnt scheint. Nachdem wir uns mit einem kauzigen Roboter namens "E" bekannt gemacht haben, der unerwartet durch eine Wand kracht, werden uns kurz die Eckdaten unserer Mission verklickert. In dem 15 stöckigen Gebäude wimmelt es von Puzzleräumen und Umgebungsrätseln, die alle gelöst werden müssen, damit wir den Untergang der Welt doch noch verhindern können.
E lotst uns nach dem kurzen Briefing in eine kleine Waffenkammer. Und siehe da, ein schmuckes Lasergewehr geht in unserer Repertoire über, inklusive einem kleinen Screen, der von der K.I Astra in Beschlag genommen wurde und fröhlich drauflos quasselt. Doch zu früh gefreut. Mit der Wumme rösten wir weder fiese Aliens, noch zerlegen wir finstere Dämonen. Der einzige Skill, den die Waffe besitzt, ist Zeitmanipulation. Mit dem Visir zielen wir auf eingefallene Treppen und versetzen die Trümmer dank automatischem Rewindeffekt wieder in den Originalstand. So missbrauchen wir z.B. einen entsicherten Container als Lift, manipulieren die Zeitachse einer Zahnradbahn, um einen geheimen Raum mit einem Key Item zu erreichen oder schleudern mit der Rewindfunktion die Energiebälle schlechtgelaunter Wartungsroboter zurück.
Während die Umgebungsrätsel mehr sportlicher Natur sind und nur sporadisch auftreten, sind die Puzzleräume, von denen wir vier bis fünf pro Stockwerk antreffen, weitaus kopflastiger. Hier müssen wir meistens unterschiedliche Objekte wie Würfel und Sprungpads manipulieren, um den finalen Bodenschalter zu aktiveren und den Levelausgang zu öffnen. Ein kleines Beispiel: Im vorliegenden Puzzleraum liegen zwei Bodenschalter aber nur ein Würfel. Wir nehmen den Würfel legen ihn aufs erste Pad, nehmen ihn wieder auf und laufen zum zweiten Bodenschalter, der eine Glastür öffnet. Unser Zeitgewehr hat sich die vergangen Sekunden gemerkt. Wir aktivieren, nachdem wir die Tür durchschritten haben, die Rewindfunktion und der Würfel bewegt sich wie von Geisterhand an die Anfangsposition zurück. So entsichern wir den Ausgangsmechanismus und rücken siegessicher ins nächste Level vor.
Später werden die Rätsel und Knobeleien verzwickter. Wir jonglieren mit verschiedenen zeitmanipulierten Items und machen uns mit neuen Rätselmechaniken vertraut, wie beispielsweise Lasercubes oder Brückenwürfel. Gespeichert wir nach jedem Level automatisch und falls unsere Protagonistin in seltenen Fällen den Löffel abgibt, dann liegt der letzte Checkpoint meist nicht weit.
Damit es im Audiobereich nicht langweilig wir, quasselt uns Astra vom Waffenscreen ständig mit mehr oder weniger hilfreichen Infos zu, während uns dezente Backgroundmelodien begleiten. Vereinzelte Computer offenbaren Textlogs mit weiteren Hintergrundinformationen zur Apokalypse. Zwischen 10 bis 12 Stunden muss gerechnet werden, um wieder einmal die Erde vor dem endgültigen Aus zu bewahren.
Fazit:
Für Puzzlefans, die sehnsüchtig auf ein neues Portal hoffen, ist heute schon Weihnachten. The Entropy Centre bietet alles, was sich der knobelbegeisterte Spieler wünscht: Eine coole Story mit witzigen Dialogen, ein kreatives Puzzlesystem mit fairem Fortschritt und stets neuen Elementen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich alle Rätsel so gelöst habe, wie es sich die Entwickler vorgestellt hatten, denn die stabile Physik lässt viel Spielraum für kreative Lösungsansätze. Die Rätsel sind nicht superharte Knacknüsse, es kann aber passieren, dass man viel zu weit denkt und die Lösung viel näher liegt, als man anfangs vermutet hat. Sehr abwechslungsreich fand ich auch die vereinzelt eingestreuten Umgebungsrätsel mit steigendem Wasserpegel, wo unsere Heldin in actionreichem Tempo das nächste Stockwerk erklimmen muss, bevor wir jämmerlich ertrinken. Ein perfekter Ausgleich zu den eher langsameren Puzzle Rooms. Wie schon bei System of Souls wird man stets vom Portalflair begleitet, Entropy Centre bleibt aber dank der Zeitmanipulationsmasche und der tadellosen Präsentation mit einigen Plot Twists ein eigenständiger Genrevertreter und geht im direkten Vergleich zu System of Souls klar als Sieger hervor. Die Steuerung ist zwar nur marginal besser als bei der Konkurrenz, und die Jumpfunktion reicht nicht einmal um auf einen 40cm hohen Würfel zu springen, im Gesamtpaket betrachtet ist die ungewöhnliche Weltrettungsaktion 2022 aber das beste Spiel im Knobelgenre, das mit seinem Preis von günstigen CHF 25.- die Kaufentscheidung noch leichter macht.
The Entropy Centre gibt's digital für PS4/5, Xbox One/Series S|X und PC. Wir haben die PS5 Version getestet. Das Test-Muster stammt von Playstack, wofür wir uns herzlich bedanken!
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