Zwar gelang THQ mit Summoner schon vor einiger Zeit auf der Playstation 2 ein Achtungserfolg, aber trotzdem stehen viele Videospieler westlichen RPGs immer noch sehr kritisch gegenüber. Zu Unrecht, wie Morrowind deutlich beweist.
Absolute Freiheit, so kann man wohl in zwei Worten Morrowind am besten zusammenfassen. Während man bei vielen Rollenspielen aus Japan durch eine feste Story mehr oder weniger gezwungen wird, eine bestimmte Richtung einzuschlagen, stehen dem Spieler bei Morrowind so gut wie alle Wege offen. Es besteht sogar die Möglichkeit die Grenzen des Spiel zu verlassen und einfach wichtige Personen aus der Haupthandlung zu töten, natürlich mit der Konsequenz, das Spiel dann nicht wirklich beenden zu können. Welchen Konsequenzen hat diese enorme Freiheit aber nun für den Spieler? Nun, das beginnt eigentlich beginnt schon bei der Charaktererschaffung.
PC typisch stehen dem Spieler verschiedenste Rassen, Berufe und Attribute zu Verfügung. Pen & Paper Veteranen dürfte dieses System sehr vertraut sein, für Konsolenpuristen dürfte dies möglicherweise aber schon der erste Schock sein. Denn so viele Auswahlmöglichkeiten mögen manchen unentschlossenen Spieler eher vor den Kopf stossen, als zum Experimentieren zu bewegen. Zum Glück haben die Hersteller aber auch die Möglichkeit offen gelassen, durch die Beantwortung von Multiple Choice Fragen den Charakter zu erschaffen. Es ist also nicht unebdingt nötig das dicke Handbuch zu wälzen. Hat man dann seine Spielfigur generiert, steht dem Spieler schon die ganze Welt von Morrowind zur freien Verfügung.
Aber ganz auf sich gestellt ist der Held auch nicht, denn die Einwohner von Morrowind versorgen euch schon mit genügend Informationen und Hinweisen für die ersten Quests. Ihr könnt euch entscheiden ob ihr beispielsweise direkt der Hauptstory folgen wollt und schnell den ersten Ort zu verlassen oder ob ihr lieber das Umland etwas erforschen wollt und mit kleineren Quests schon mal eure Geldbörse etwas zu füllen und natürlich auch etwas mehr Erfahrung zu sammeln. Denn es steht dem Spieler komplett frei zuerst 100 h zu spielen und erst dann die Mainquests zu lösen oder sich gleich mitten ins Abenteuer zu stürzen. Arbeit gibt es schliesslich genug und ob ihr nun gestohlenes Eigentum wieder dem Besitzer zurückbringt, den Mord an einem Steuerbeamten aufklärt, Reisende zu ihren Zielen begleitet oder sogar Auftragsmorde erfüllt, bleibt schlussendlich Euch überlassen. Der Spieler kann aus ca. 700 Quests aussuchen und mit über 3000 Non Player Charakters sprechen.
Für Abwechslung ist also gesorgt. Und auch Entdecker, die lieber auf eigene Faust losziehen, kommen bei Morrowind voll auf ihre Kosten. Dutzende Räuberhöhlen und Ruinen warten nur darauf erforscht oder ausgeräuchert zu werden. Und in manch einem mysteriösen Dungeon warten gewaltige Schätze auf mutige Krieger Leider trifft aber auch bei Morrowind das Sprichwort zu, wo es viel Licht gibt, gibt es auch viel Schatten. Actionfans mögen die Nase rümpfen, aber sas Spiel ist für echte Leseratten geschaffen worden. In keinem anderem Konsolenspiel gibt es so viel zu lesen und nicht nur die Non Player Characters überschütten den Spieler gerade zu mit Informationen, auch fast hundert Bücher könnte man lesen. Wobei die meisten eher kurz gehalten sind. Zwar werden die wichtigsten Informationen in Eurem Tagebuch noch einmal zusammengetragen, trotzdem umfasst auch dieses Buch schon nach kurzer Zeit über hundert Seiten. Ausserdem ist das Spiel leider auf Grund des grossen Umfangs und der grossen Freiheit sehr, sehr instabil.
Nach 20-30 Stunden beginnt das Game immer häufiger abzustürzen, im Extremfall sogar im Stundentakt. Und dann beginnen auch die Ladezeiten zu nerven, die man sonst gar nicht wahrnimmt, schliesslich lädt das Spiel sonst eigentlich nur beim Aufstarten wirklich lange. Natürlich ist es nicht möglich ein so grosses Spiel wie Morrowind komplett gegen Abstürze zu sichern, weniger ärgerlich und nervig werden die Abstürze dadurch aber auch nicht. Grafisch orientiert sich Morrowind auch nicht unbedingt an den bunten Welten, die man aus japanischen Rollenspielen kennt. Die Welt ist europäisch karg und erinnert entfernt an Neuseeland. Graphisch ist Morrowind eigentlich ein Hochgenuss, die vielen Details, die ausgezeichneten Licht- und Wettereffekte und die teilweise gigantischen Städte lassen schon staunen. Leider wirken dadurch aber auch die vielen kleinen Grafikfehler um so deplazierter, beispielsweise wenn ein Non Player Charakter in der Luft schwebt oder in einer Mauer steht.
Fazit:
Konsolenspieler ohne Berührungsängsten ist Morrowind sicher zu empfehlen. Nur sollten sie auch über ein gesundes Nervenkostüm verfügen, denn man darf sich vom Spiel nicht ärgern lassen, wenn das Game beispielsweise wieder einmal abstürzt oder ein Non Player Charakter so dumm im Weg steht, dass der Held ein Gebäude nicht betreten kann. In keinem anderem Spiel wird dem Käufer für sein Geld wohl so viel geboten und man kann mit Morrowind hunderte von Stunden Spass haben. Die technischen Mängel sind zwar nervig, beeinflussen aber sonst eigentlich kaum das grandiose Spielerlebnis.
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