Nach der lustigen Schiffsreise vom vergangenen Jahr steht ein kurzer Städte-Trip in dem beschaulichen Örtchen Little Hope an. Museumsbesuche und Park-Besichtigungen inklusive. Wir sind die Busfahrt (mangels anderwärtiger Reisemöglichkeiten zurzeit) aber gerne angetreten.
Eine Busfahrt die ist lustig, eine Busfahrt die ist schön. Zumindest schöner als der Hochsee-Trip im letzten Jahr, so dachten wir. Man of Medan bot viele enge Gänge, gepaart mit der nicht immer tadellosen Kamera und einem insgesamt hakeligen Gameplay war das nicht immer ein Vergnügen. Hier haben wir uns durch die vermeintlich offene Szenerie in Little Hope Besserung erwartet. Genauso wie bei der nicht immer flüssigen Grafik des Vorgängers.
Schon früh stellen wir fest: Technisch hat der zweite Teil der Dark Pictures Geschichten einen Sprung nach vorn gemacht. Das Spiel läuft deutlich flüssiger und die Videosequenzen sehen nochmal besser aus, als noch vor einem Jahr. Was die engen Gänge betrifft und die ungünstigen Kamera-Perspektiven, hat sich leider nicht ganz so viel getan. In den Häusern fühlt sich der Titel an wie Resident Evil zu PlayStation 1 Tagen. Unsere Charaktere steuern sich immer noch träge und langsam durch die Gefilde, da hilft auch das «schnellere» Laufen mittels Schultertaste nicht viel; um ehrlich zu sein bemerkt man den Speed-Boost kaum. Die Kamera ist derweil immer noch genauso irreführend wie eh und je. So ist oft nicht ganz klar, wo man hin soll oder wo es noch was zu entdecken gäbe.
Letztgenannte Kritikpunkte hebelt das Spiel geschickt aus, indem die effektiven Gameplay Elemente noch weiter reduziert wurden. Ein Beispiel: Wir durchsuchen ein Haus und möchten mit unserem Charakter in die zweite Etage. Konnten wir diesen Weg früher selbst bestreiten, folgt nun automatisch eine Videosequenz, die kein weiteres Eingreifen mehr erfordert. So geht es im ganzen Spiel. Einige Male haben wir in einem unserer Charakter Story-Schnippsel tatsächlich nichts getan, bis auf etwas rumzulaufen; nur um dann die nächste FMV Sequenz abzuwarten. Das ist schade; gefühlt haben wir Kontrolle über das «Spiel» verloren, was auch der Spannung nicht wirklich zuträglich ist.
Überhaupt wirkt der Titel weniger spannend, das Geisterschiff war da etwas furchteinflössender. Das liegt vielleicht am Thema der Hexenverbrennung, vielmehr aber an den unzähligen Rückblenden, welche die Story vorantreiben sollen. So wurde die erzählte Geschichte zwar insgesamt interessanter, bildet aber nicht mehr das Grundgerüst vom Gameplay, sondern beraubt jenes um fast jeglichem Dasein. Der Horror reduziert sich nahezu gänzlich auf Jump-Scare Szenen, die allerdings immer exakt genau gleich ablaufen und uns deswegen schon schnell eher gelangweilt haben, als vom Sofa aufzuschrecken.
Wie bei jedem Spiel ist das Gameplay der Kernpunkt. Fairerweise muss man sagen: Nicht bei den Dark Pictures Spielen. Denn bis auf das Aufsammeln einiger Postkarten und weniger Gegenstände erwarten die Teilnehmer des Kurzaufenthalts in Little Hope nur noch Quick Time Events. Weil jene insbesondere in den ersten zwei Dritteln allerdings auch spärlich gesät sind, folgen nun Warnungen vor einem solchen; unnötig eigentlich. Das Erscheinen eines beliebigen Buttons auf dem Screen sollte ja eigentlich ausreichen, um dem Spieler mitzuteilen, dass nun nach langer Zeit wieder mal eine Interaktion gefragt ist.
Zu guter Letzt sei erwähnt, dass unsere fünf Mann (und Frau) starke Truppe vielleicht einen Deut interessanter ist, als die Teenie-Kollegen aus Man of Medan. Letztendlich sind aber auch die drei Herren und zwei Damen im Bunde nur generische Horror-Streifen Abziehbilder. Schön ist, dass auch Little Hope im Filmeabend auf der Couch mit Freunden gespielt werden darf, Joypad-Weitergabe inklusive; oder natürlich online im Co-Op.
Fazit:
Schade, hier wäre mehr möglich gewesen. Die Story ist zwar gelungen und deren Präsentation eigentlich ganz hübsch, aber ein Spiel mit wenig Gameplay um noch mehr Spieler-Interaktionen zu berauben, kann nicht gut kommen. Insgesamt haben wir uns im Filme-Modus speziell die erste Spiel-Hälfte mehr gelangweilt als gut unterhalten gefühlt. Hinten raus zieht der Titel etwas an, aber dann ist das «Spiel» auch schon zu Ende. Da mehrere Auflösungen möglich sind, und dank des wirklich gelungenen Mehrspieler-Modus, steigt die Motivation, die gut fünf Stunden noch ein zweites Mal anzugehen. Fans interaktiver Unterhaltungskost empfehle ich die Reise nach Little Hope trotz der Macken. Es fühlt sich halt an wie ein sehr durchschnittlicher direct-to-TV Horror/Mystery-Streifen, der aber speziell zu zweit lohnenswert ist, zumal der Preis hier noch entgegenkommend ist. Für den nächsten Ableger erhoffe ich mir aber wieder etwas mehr Spiel im Film.
Comentarios