The(G)net Review: Test Drive Unlimited

Seit das neue Test Drive mit dem Zusatz "Unlimited" im Mai 2005 angekündigt wurde, wartete die Spielerwelt sehnsüchtig auf den Release dieses Autorennspiels. Ein Hypewelle jagte die Nächste und am 8. September 2006 war es dann soweit. Endlich dürfen die Spieler auf ihrer XBOX 360 die Motoren in idyllischer Insel-Atmosphäre heulen lassen.

Es ist wieder mal an der Zeit die Zündschlüssel vom Schlüsselbrett zu nehmen, die Garage zu betreten und in eine der tollen Luxuskarossen einzusteigen. Doch die Entscheidung fällt nicht leicht. Soll es ein Oldtimer wie der Maserati 3500 GT, oder eher was modernes wie der Mercedes McLaren sein? Doch bevor es los geht, muss erst noch ein neues Spiel angelegt und ein Spiel-Charakter ausgewählt werden. Die 'Charaktererstellung' beschränkt sich auf 3 Männer und 3 Frauen und ist gekonnt in ein Tutorial und gleichzeitiges Intro verpackt. Das Aussehen der Avatare ist zu Beginn vorgegeben, kann jedoch im Spiel selbst bezogen auf den Kopf und die Kleidung jederzeit angepasst werden. Die 6 Personen befinden sich in einem Flughafengebäude beim Check-In und warten nur darauf, endlich den Flieger nach Hawaii betreten zu dürfen.

Nach einem ruhigen Flug und einer ebensolchen Landung, wird man zur nächsten Mietwagenvertretung geleitet und kann dort erst einmal einen Wagen aussuchen. Dazu stellt das Spiel ein Startkapital von $200'000.- zur Verfügung. Habt ihr einen Wagen ausgewählt, geht es zum nächsten Immobilienhändler. Wir brauchen für unseren zukünftigen Wagenpark nämlich auch die entsprechenden Abstellplätze. Je nach Grösse des Anwesens bietet dieses zwischen 4 und 10 Parkplätze. Je grösser und luxuriöser das Grundstück, desto teurer. Eines jedoch ist klar. Die Aussicht auf das Insel-Paradies ist immer traumhaft. Während dieser Start-Phase erklärt das Spiel die einzelnen Optionen, Symbole und Möglichkeiten. Dies ist auch nötig, da sich das mitgelieferte Handbuch nicht bis ins Detail darüber auslässt. Dafür ist eine farbige Karte von Hawaii mit im Lieferumfang. Im Eigenheim können nicht nur detaillierte Statistiken eingesehen, sondern auch das Aussehen des Spielers verändert werden. Kleidung und Zubehör gibt es massig zu kaufen. Doch nun zum eigentlichen Spiel.

Wie bereits erwähnt, findet das ausschliesslich auf Hawaii statt. Die Insel wurde sauber vermessen und die Strassen können auf jeder aktuellen Strassenkarte wiedergefunden werden. Die Vulkaninsel bietet rund 1800km Strassennetz. Ihr düst meistens durch grüne Gegenden, dann und wann auch durch kleinere Städte. Nebst den vielen unterschiedlichen Häusern und Details wie Vögel oder umherwirbelnde Blättern lockert auch der tägliche Strassenverkehr oder änderndes Wetter die Atmosphäre auf. Dadurch wirkt das ganze Szenario sehr lebendig. In Test Drive Unlimited folgt ihr keiner Storyline, keinem vorgegebenen Pfad. Ihr könnt wahlweise einfach nur ziellos durch die Gegend fahren oder die vorhandenen Aufgaben in beliebiger Reihenfolge absolvieren. Dazu stehen 90 Fahrzeuge zur Verfügung. Weitere werden in naher Zukunft über den Marktplatz zum Download verfügbar gemacht. Die ersten beiden Fahrzeuge stehen dort übrigens bereits zur Verfügung.

Neben den verschiedenen Autos bietet TDU auch noch Motorräder, welche aber erst gekauft werden können, wenn alle Fahrzeugvertretungen auf der Insel besucht wurden. Alle Flitzer wurden mit sehr viel Liebe zum Detail und getreu den Originalen im Spiel umgesetzt. Eine eindrucksvolle Rundum-Cockpit-Ansicht fehlt ebenso wenig wie die Möglichkeit, Abstand zum Lenkrad und Sitzhöhe zu verstellen. Wenn ein neuer Wagen gekauft wird, kann in der Regel der Felgentyp, die Fahrzeugfarbe und im Falle von Autos auch die Farbe des Innenraumes ausgesucht werden. Nur in wenigen Fällen sind diese Möglichkeiten nicht gegeben. Jedes Auto verfügt auch über den originalen Motorensound. Lediglich die Hupen der Fahrzeuge klingen je nach Typ nicht sehr realistisch. Nette Spielereien wie bedienbare Seitenfenster, die Lichthupe oder auch zu öffnende Autotüren sind nicht wirklich spielentscheidend, geben TDU aber sehr viel Flair. Die Fahrphysik ist von Wagen zu Wagen unterschiedlich und wird immer mit einer Wertung von 0 bis 100 auf die Eigenschaften Beschleunigung, Topspeed, Bremsen und Handling angegeben. Mit einem entsprechenden Tuning können diese Eigenschaften nochmals markant verbessert werden. Dabei ist jedoch zu beachten, dass sich dadurch die Klasse des Fahrzeuges verändern kann.

Die Fahrzeugklasse ist nicht ganz unwichtig, denn nicht jeder Wagen ist für jedes Rennen zugelassen. Die Rennen auf der Insel werden in zwei Grundkategorien aufgeteilt. Zum einen sind das die normalen Rennen. Darunter fallen Rennen gegen die Uhr, Rennen gegen 6 bis 8 Gegner, Geschwindigkeitsrennen oder auch der "Eliminator". Die zweite Kategorie beinhaltet Missionen. Da muss z.B. ein Foto-Model oder ein Anhalter in einer bestimmten Zeit von A nach B gefahren werden, ohne dass ihnen übel wird. Oder man muss ein Paket oder teueres Fahrzeug abliefern. Luxuriöse Autos und Motorräder kosten natürlich viel Geld. Dieses will also erst mal verdient werden. Dazu fährt man die einzelnen Strassen ab, um mögliche Rennen zu finden, die durch ein entsprechendes Symbol auf der Karte markiert sind. Wurde der Weg vom momentanen Aufenthaltspunkt zum gewünschten Ziel bereits irgendwann mal gefahren, kann man sich sogar direkt via Karte zum Ziel "beamen" lassen. Andernfalls muss man das Ziel mit Hilfe des GPS selber erreichen. Dadurch werden schnell viele Kilometer abgespult. Was anfänglich etwas nervig wirkt, wird später mit entsprechenden Kilometer-Achievements belohnt. Die Steuerung der Fahrzeuge fällt relativ einfach, auch wenn diese zu Beginn etwas hackelig scheint. Nur das Steuern der Motorräder ist ziemlich gewöhnungsbedürftig.

Die AI-Gegner während der Rennen passen sich der jeweiligen Fahrzeugklasse an, sind jedoch zu keinem Zeitpunkt unfair oder unschlagbar. Nur die passiven Verkehrsteilnehmer können manchmal richtig nerven. Das ist vor allem dann der Fall, wenn man ein Fahrzeug unbeschadet abliefern soll. Gelingt dies, bekommt der Spieler nämlich noch einen Bonus in der Höhe des halben Preisgeldes spendiert. Das bedeutet aber, dass der Wagen ohne Kratzer am Ziel ankommen muss. Das ist alles andere als einfach. Da fährt man mit gut 250 km/h über eine Landstrasse und plötzlich steht ein Verkehrsteilnehmer unmotiviert auf der Strasse rum. Es gibt weit und breit keine Abzweigung, welche den Stillstand rechtfertigen würde. Da heisst es auf solche Hindernisse immer gefasst zu sein. Ansonsten blinken sie immer brav, wenn sie Richtungs- oder Spurwechsel durchführen. Zwischendurch können Slowdowns dem Spielfluss übel mitspielen. Das kann sogar soweit gehen, dass das Spiel für mehrere Sekunden still steht. In der Regel passiert das aber nur dann, wenn ein Achievement freigeschaltet wird und/oder gerade ein hektisches Rennen im Gange ist.

Für die Langzeitmotivation bietet das Spiel nebst den über 200 Rennen/Missionen und 90 Fahrzeugen auch noch eine grosse Anzahl an Multiplayer-Rennen. Hier überrascht TDU mit einer Genre-Innovation: Die ganze Insel ist quasi eine riesige Online-Lobby. Darin tummeln sich jederzeit bis zu 8 weitere Spieler in Echtzeit. Da kommt es schon mal vor, dass einem ein anderer XBOX-Spieler lichthupend entgegen kommt und eine Einladung zu einem Instant-Race sendet. Auch Unterhaltungen mit den anderen Spielern ist durch simples nebeneinander her fahren möglich. Sobald ein Einzelspieler-Rennen gestartet wird, verlässt das Spiel diese Lobby und man sieht die anderen Spieler nicht mehr, damit diese nicht stören. Dieses Konzept stellt ein absolutes Novum dar und macht wirklich Spass. Ein Blick auf das HUD verrät auch immer die Anzahl der sich in der Lobby befindlichen Spieler. Als Bonus darf man seine Luxusschlitten sogar direkt im Spiel an andere XBOX-Live Spieler verscherbeln. Durch die stimmungsvolle Umgebung, verleitet das Spiel auch nur zum planlosen Rumfahren. Es gibt immer wieder etwas zu entdecken.

Viele Einzel- oder Multiplayer-Rennen sind auf abgelegenen, nicht markierten Strassen zu finden. Leider hat man während der Rennen keine Zeit, die wundervolle Landschaft zu geniessen. Sonst landet man schneller im Strassengraben als einem lieb ist. Im Gegensatz zu anderen Rennspielen enthält TDU kein Schadenmodell am eignen Flitzer, weder physikalisch, noch optisch. Im Falle von TDU ist das aber ok, da Unfälle oftmals unvermeidlich sind und es sich andernfalls eher demotivierend auf den Spieler auswirken würde. Übertreiben sollte der Spieler es mit den Unfällen jedoch nicht. Die Polizei schaut nicht immer tatenlos zu und eine Verfolgungsjagd ist schnell im Gange. Ab einem gewissen Wanted-Level werden sogar Strassensperren aufgestellt. Wird man geschnappt, droht eine heftige Busse. Diese kann schnell mal in $50'000.- oder mehr betragen. Kann die Busse nicht bezahlt werden, dann heisst es einfach 'ab in den Knast'. Hawaii ist halt nicht nur ein Ferienparadies.

Fazit:

Trotz der auftretenden Slowdowns und manchmal wirklich dämlich agierenden AI-Gegner, bietet das Spiel eine echte Langzeitmotivation. Es gibt unendlich viel zu entdecken und viele unterschiedliche Fahrzeuge zu kaufen, so dass locker 50+ Stunden dabei drauf gehen. Die einzelnen Rennen haben auch immer eine unterschiedliche Streckenführung. Diese ist je nach Schwierigkeit mehr oder weniger fordernd für den Spieler. Der neuartige Multiplayer-Modus ist dabei die Innovation schlechthin und darf gerne für andere Spiele in Zukunft als Vorbild dienen. Das unterschiedliche Handling der einzelnen Wagen, der entsprechende Motorensound und die wunderschöne Inselatmosphäre bieten viel Abwechslung. Wer noch nie in Hawaii war und sich gerne mal einen Eindruck verschaffen möchte, findet hier quasi eine Art virtuellen Reiseführer. Rennspiel-Fans greifen zu!