Ein Konflikt, älter als die Menschheit selbst. Geschichten über einen Krieg, die jedes Kind nur zu gut kennt. Selbstverständlich ist die Rede vom Krieg zwischen den Fröschen und den Ratten. Und der Erzähler dieser Geschichte ist, logischerweise, Doug Cockle, die englische Stimme von Geralt von Riva höchstpersönlich! Na, interessiert? Dann seid ihr bei Tails of Iron genau richtig.
Nachdem die Ratten unter König Rattus die Frösche während einer dunklen Zeit bezwungen haben, konnte ihr Königreich in Frieden florieren. In dieser friedvollen Zeit wurde Prinz Redgi geboren, eine der scheinbar kleinsten Ratten überhaupt. Trotz diesem Nachteil ist er der würdige Nachfolger des alternden Königs. Die Übergabe der Krone kommt schneller als gedacht, denn die Frösche sind zurück und ziehen mordend durch die Ländereien der Nager. Sie töten oder fangen alle, die sich ihnen in den Weg stellen, König Rattus inklusive. Deshalb liegt es nun an Redgi, seine Gefährten zu retten und die Frösche wieder dorthin zu schicken, wo sie her gekommen sind.
Setting und Artstyle sind die grössten Stärken von Tails of Iron. Die Geschichte ist düster und brutal und die hauptsächlich lineare Story wird dabei nicht nur von der herrlich gezeichneten Spielwelt erzählt, sondern wie eingangs schon erwähnt vom Veteranen Doug Cockle. Dialoge gibt es in diesem Sinne nicht, denn alle Tiere geben nur Töne und Piktogramme von sich. Der Erzähler übernimmt den Rest und bringt alles in den Kontext. Diese gleichzeitig wunderschöne und abstossende Welt zu erkunden, gepaart mit der exzellenten Sprachausgabe, ist von der ersten Minute an ein wahrer Schmaus für die Sinne.
Laut eigenen Aussagen wurden die Entwickler von Odd Bug Studios von Titeln wie Hollow Knight und den Souls-Spielen von From Software inspiriert und das zeigt sich auch. Spielerisch orientiert es sich sehr stark an der Souls-Reihe, nur halt in 2D, ähnlich wie zuvor schon Salt & Sanctuary. Redgi kann im Nah- und Fernkampf angreifen, gegnerische Angriffe blocken bzw. parieren und sich mit Ausweichrollen in Sicherheit bringen. Heilung ist nur begrenzt möglich, denn ist die Saft-Flasche einmal leer, dann muss diese erst wieder gefüllt werden, bevor sie erneut eingesetzt werden kann.
Wie gesagt, die Inspiration ist offensichtlich und schämen tun sich die Entwickler dafür glücklicherweise nicht. Denn zumindest was das Kampfsystem angeht, ist die Umsetzung absolut gelungen. Das Wichtigste überhaupt ist, die Gegner und deren Aktionen zu lesen, damit man richtig darauf reagieren kann. Schweren Angriffen sollte ausgewichen werden, um danach ein oder zwei Angriffe anzusetzen. Leichtere Angriffe werden einfach geblockt und mit dem richtigen Timing kann man sie auch parieren und danach ordentlich Schaden verursachen.
Den Überblick zu behalten ist nicht immer einfach und das gilt auch für die Kämpfe selbst. Schon normale Gegner können eine unvorsichtige Ratte mit Leichtigkeit erledigen. Selten fühlt es sich jedoch so an, als ob das Spiel schummeln würde. Es ist stets fair und dank grosszügig verteilten Kontrollpunkten sollte wenig Frust aufkommen. Schwierige Stellen zu überwinden, in Kämpfen keinen Schaden zu nehmen und das Spiel zu meistern, fühlt sich richtig gut an. Es ist ein Aspekt, der viele Soulslikes nicht hinkriegen, weshalb es immer fantastisch ist, wenn es ein Entwickler schafft, dies auf ihre eigene Weise zu erreichen. Hut ab!
Nicht ganz so gelungen sind die Bosskämpfe. Erneut geht es darum deren Attacken zu lernen, um im richtigen Moment zum Angriff überzugehen. Viele Bosse haben jedoch nur wenige Attacken, die sie dauernd wiederholen. Dadurch werden Kämpfe gegen grosse Brocken eher zur Tortur, da man einfach immer genau das gleiche macht. Hier starb ich persönlich öfters, aber nicht wegen der Herausforderung an sich, sondern weil die Monotonie mich ungeduldig oder unaufmerksam machte.
Auch Rollenspielelemente dürfen nicht fehlen. Die sind zwar eher simpel, aber nicht uninteressant. Anstatt ein System mit Punkten in etlichen Werten zu haben gibt ein Balken an, wie “gut” ein Gegenstand ist. Findet man etwas Neues für den gleichen Slot, wächst dieser oder nimmt ab. Das ist übersichtlich und nimmt nicht Überhand und obwohl wenig detailliert, sehr aussagekräftig. Ausserdem sind die Rüstungen und Waffen für die kleine Ratte genial gestaltet und passen perfekt zum Setting.
Fazit:
Ein wunderschöner Artstyle, gepaart mit einer tollen, gezeichneten Präsentation, dem perfekten Erzähler und spannendem Gameplay, machen Tails of Iron zu einer echten Perle für Genre-Fans. Fast alles greift schön ineinander und sorgt für Motivation. Neben den süssen Rüstungssets, den herausfordernden Kämpfen oder Doug Cockle als Sprecher wird viel geboten. Die Linearität, die eher schwachen Bosskämpfe und Rollenspielelemente, die bestimmt nicht alle begeistern, legen dem ganzen zwar ein paar Steine in den Weg, das hindert mich jedoch auf keinen Fall daran, eine absolute Kaufempfehlung auszusprechen. Wenn ihr mal ein Soulslike zu einem günstigeren Preis und in einem frischen und unbenutzten Setting wollt, dann greift auf jeden Fall zu.
Wir haben Tails of Iron auf Xbox Series X getestet, das Spiel ist digital aber auch für Nintendo Switch, PS4 und 5, sowie den PC erhältlich. Das Test-Muster stammt direkt vom Publisher United Label, wofür wir uns herzlich bedanken.
Comments