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AutorenbildArmin Medic

The(G)net Review: System of Souls

Wir schreiben das Jahr 2155. Unser Planet liegt in Schutt und Asche und um zu überleben, transferieren die letzten Homo Sapiens ihre Seele in Androiden der Firma ION, angeführt von der mysteriösen K.I. AURA.


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Eigentlich ist der Seelen-Transfer eine simple Sache, doch bei L-064N alias Logan lief etwas gründlich schief. Zwar stecken wir wie geplant im Roboterkörper, haben aber nur dank der Intervention von AURA überlebt. Umsonst gibt es aber auch in der Zukunft nichts. Als Ausgleich zur Lebensrettung verlangt ION, dass wir als Versuchskaninchen auf vier Stockwerke unterschiedliche Räume meistern, die uns mit kuriosen Rätseln und der einen oder anderen Knacknuss vor die heutigen Herausforderungen stellen. Da es draussen sowieso nichts mehr zu tun gibt, gehen wir auf den Deal ein.


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Die ersten paar Räume machen uns mit den Grundfähigkeiten von L-064N vertraut. Aus der Egosicht benutzten wir unseren Multifunktionsarm für allerlei kinetische Spielereien und legen auf Knopfdruck einen sportlichen Sprint hin. Hauptsächlich gilt es in jedem Abschnitt einige Schalter zu aktivieren und/oder ein paar Würfel zu platzieren, bis wir das Türschloss am Ende jedes Raumes entsichert haben. Rote Blöcke dienen als Gewichtsersatz für gleichfarbige Druckschalter und können nur aufgenommen werden, wenn unser Charakter unmittelbar neben einem solchen steht. Blaue Würfel hingegen lassen sich aus der Ferne heranziehen. Mit der Sprungfunktion überwinden wir kleine Abgründe. Weite Distanzen legen wir mit dem virtuellen Greifhaken zurück, insofern der Raum über einen Grapplepoint verfügt. Um die wilde Schwingerei einigermassen unter Kontrolle zu halten, aktiviert ihr für einen kurzen Moment die Zeitlupenskill, damit wir uns gezielt auf den nächsten Greifpunkt konzentrieren können. Dies funktioniert aber nur, wenn sich L-064N in der Luft befindet. Bei Bodenkontakt endet die Zeitlupe.


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Ein paar Räume später erlernen wir das kurzzeitiges Einfrieren gewisser Objekte. Durch geschicktes Kombinieren mit Jump Pads und Druckschalter holt ihr auch die unmöglichsten Blöcke zu euch. Des Öftern spielt die Gravitation verrückt und plötzlich klebt der Würfel an der Decke. Auch hier müssen wir einen Weg finden, die Polarität umzukehren. Meistens ist die Lösung nicht ersichtlich, deshalb sollte man jeden Raum gründlich absuchen. Kleine Piktogramme und Pfeilmarkierungen weisen uns dezent in die korrekte Richtung oder geben kleine Tipps für die vielen Teilrätsel.


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Während bei Portal 1 und 2 (das unbestritten als Inspiration für System of Souls diente) die K.I. sich als dauerquasselndes Grossmaul herausstellt, bleibt AURA stumm. Es wir nur durch nüchterne Texteinblendungen kommuniziert. Alle paar Abschnitte treffen wir in einer Art Roboterpausenraum NPC-Blechkameraden mit denen wir uns optional unterhalten können. Zu mehr, als ein bisschen Hintergrundstory zu vermitteln, sind die Android Kollegen aber nicht fähig. Zusätzliche Infos erhalten wir beim Aktivieren eines Energiekerns, der uns mit jeweils einer Aktenmappe belohnt, die noch mehr Tratsch zur System of Souls-Historie bereithält.


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Fazit:

Da Valve trotz der Steam Milliarden es nicht auf die Reihe bringt, einem dritten Teil von Portal (mit HL 3 wollen wir gar nicht erst anfangen!) zu entwickeln, müssen wohl die spanischen Entwickler Chaotic Lab die Lücke vorerst schliessen. System of Souls ist aber kein billiger Klon. Vielmehr ist die Kombination der verschiedenen Spielelemente ein eigenständiger Puzzler mit erstaunlich guten Rätseln und sauberer technischer Umsetzung. Anfänglich hatte ich ein wenig Mühe mit der eigenwilligen Steuerung. Wenn man aber sämtliche Ressourcen optimal nutzt, kann man sich mit der eigensinnigen Physik anfreunden. Der Schwierigkeitsgrad bewegt sich im humanen Bereich, wenn auch gewisse Rätsel einiges an Gehirnschmalz erfordern. So müssen wir z.B. sprinten, Plattformen einfrieren und hüpfen in einem Run, was die eine oder andere Joypadakrobatik erfordert. Gelegentliches Um die Ecke-Denken und unorthodoxe Methoden anzuwenden ist Pflicht. Es ging mir vielfach ähnlich wie bei Valves Puzzlehit. Zuerst hält man den Raum unmöglich und wundert sich, wie man das bevorstehende Problem lösen soll. Hat man aber einmal die teils komplexen Abfolgen verstanden, offenbaren sich die Qualitäten von System of Souls. Die Befriedigung, wenn man das Rätsel geknackt hat, kann locker mit Portal mithalten. Ein wenig tolerantere Rücksetzpunkte hätten aber nicht geschadet. Manchmal wird das Backtracking ein wenig zur Tortur, wenn ich den Raum schon zum 8. Mal abschliessen wollte, aber im letzten Moment der Würfel ins Wasser fällt oder mich eine der Laserbarrieren killt. Stecke ich fest, hätte eine Restart-Option wie Balsam auf der Seele gewirkt. Einen Neustart bekommt man nur umständlich über Quit-to-Titelbild. Sehr unpraktisch!



Schade finde ich, dass man auf jegliche Sprachausgabe für AURA verzichtet hat. Ich bräuchte zwar nicht unbedingt eine Labertasche wie Portals GLaDos, doch die mageren, seelenlosen Dialogboxen passen irgendwie nicht rein. Generell ist es ziemlich still in System of Souls. Sounduntermalung sucht man mit der Lupe. Ich vermute, dass das Budget dafür einfach nicht mehr ausreichte. Im Endeffekt ist System of Souls ein sehr guter Puzzler, der nicht ganz die Qualitäten des Ideengebers von Valve erreicht. Trotzdem darf sich das kleine Softwareteam ungeniert auf die Schultern klopfen, denn das Spiel verfügt über genügend Eigenständigkeit und clevere Passagen, die selbst einen abgebrühten Review Veteranen wie mich regelmässig zum Staunen bringen.



Wir haben System of Souls selbst im Playstation Store gekauft und auf einer PS5 getestet. Das Spiel ist exklusiv und nur digital für Playstation-Konsolen erhältlich, also für PS4 und PS5.

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