Von unseren französischen Nachbarn bei Sunny Peak kommt kurz vor Jahresende nochmal ein audiovisuelles Schmankerl für Fans von Plattformern. Doch ob die Optik und die Musik das einzig Schöne an dem Spiel sind, hab ich mir für euch mal angeschaut. Also Vorhang auf und Bühne frei für Symphonia.
2D Jump’n’Runs gibt es wie Sand am Meer, doch wirklich gute Plattformer sind schon etwas seltener. Wir alle kennen das Prinzip von „easy to learn, hard to master“, was auf die meisten Plattformspiele zutreffen kann und was auch bei Symphonia eine durchaus passende Aussage wäre. Doch ich greife vor. Was ist den Symphonia überhaupt? Symphonia spielt in einer Welt, in der Musik, in diesem Fall vor allem klassische Musik, die treibende Kraft darstellt. Doch drei der vier Hauptmusikanten wurden aus der Hauptstadt vertrieben und so ist das Land in eine Art Apokalypse geraten. Wir scheinen uns nun in der Postapokalypse zu befinden, wo der ehemalige Kapellmeister der Stadt uns, den vierten Musiker und Geigenmeister Philemon, aus dem ewigen Schlaf weckt. Kurzerhand entsendet er uns in die Welt hinaus mit der Aufgabe, die restlichen drei Musiker zu finden und zurück zu bringen, damit die Welt wieder mit Musik erstrahlen kann. Die ganze Story des Spiels wird auf non-verbale Weise durch wunderschön gezeichnete Zwischensequenzen erzählt.
Also ziehen wir los, nur wir und unsere Geige, welche zwei Hauptfunktionen hat. Einerseits können wir dem dem Geigenbogen einen Pogosprung ausführen, welcher Philemon deutlich höher in die Luft katapultiert als ein normaler Sprung. Setzt ihr den Pogosprung richtig getimt mehrere Male nacheinander ein, könnt ihr so erheblich an Momentum gewinnen und weiter und höher Springen als zuvor. Die zweite Fähigkeit der Geige ist, naja, die Geige spielen halt. Mit einem Knopfdruck kann Philemon nämlich ein kleines Ständchen auf der Geige spielen, was verschiedene Auswirkungen hat. So findet ihr immer mal wieder Mikrofone in der Gegend herumstehen, welche als Schalter für Türen und Plattformen dienen. Also nichts wie hin und die Geige gezückt.
Andererseits gibt es in der Welt auch Sammelgegenstände und eine Art davon wird durch das Spielen der Geige aktiviert. Seht ihr im Hintergrund ein leicht glitzerndes, schwarzes Notenband, dann wird es Zeit, Musik erklingen zu lassen. Dann löst sich das Band nämlich auf und enthüllt eine Musiknote, die Philemon begeistert einsammelt. Daneben sind auch Münzen in den Sprungpassagen verteilt, welche ihr mit gekonnten, akrobatischen Sprungeinlagen einsammeln müsst. Neben dem einfachen Sprung und dem Pogosprung kann Philemon auch gleich zu Beginn, in der Welt verteilte Kissen nutzen, von denen er sich jeweils in zwei Richtungen katapultieren kann.
Im Verlauf des Spiels führt Symphonia regelmässig neue Gameplay-Features ein, damit sich jeder Ort auch ein bisschen von den anderen abhebt. Neben einem kurzen Luftwirbler, der für eine längere Flugzeit sorgt, und einem Enterhaken, mit dem man sich an bestimmten Objekten heranziehen kann, gibt es auch noch optionale Fähigkeiten, die ihr im Verlauf des Spiels freischaltet. In jeder Welt gibt es kleine verstecke Level, die meist etwas herausfordernder sind, als das aktuelle Gebiet. Schliesst ihr diese dennoch ab, schaltet ihr zusätzliche Fähigkeiten für Philemon frei. So zum Beispiel ein Doppelsprung oder die Fähigkeit, euch von jedem Untergrund weg zu katapultieren und nicht mehr nur von Kissen. Diese Gameplay-Mechaniken könnt ihr nach dem Freischalten selbst in den Einstellungen ein- und ausschalten um euch so das Spiel schwieriger oder einfacher zu gestalten.
Doch all diese Sammelgegenstände und Zusatzräume sind rein optional und können, wenn gewünscht, auch einfach ignoriert werden, denn für das Durchspielen des Spiels sind diese nicht nötig.
Symphonia ist ein reines Plattforming-Spiel und ist komplett frei von Gewalt oder Kampfeinlagen. Das Spielsystem basiert alleine auf euren Jump’n’Run Skills und es gibt auch kein nerviges Backtracking, wie zum Beispiel in Castlevania-Spielen. Es kann aber durchaus Sinn machen, gerade in die geheimen Areas erst zu gehen, wenn man alle Skills durch die Story freigeschaltet hat, um sich das Leben etwas einfacher zu gestalten. Der Schwierigkeitsgrad ist durchaus nicht ohne und gerade für kleinere Kinder vielleicht etwas zu hart. Wer sich noch an das Spiel „Celeste“, welches 2018 erschienen ist, erinnern kann, in diese Richtung geht auch Symphonia. Wer sich also nicht ganz sicher ist, für den gibt es zumindest von der PC-Fassung auf Steam eine Demo.
Die Optik und die Musik verdienen es durchaus hervorgehoben zu werden. Die gezeichneten Hintergründe und der Soundtrack aus klassischer Musik zaubern eine wirklich schöne Atmosphäre. Klar, wer mit klassischer Musik so gar nichts anfangen kann, wird mit Symphonia vielleicht nie richtig warm werden. Das muss man schon mögen. Bezüglich der Spielzeit werdet ihr, je nach Skill und ob ihr die 100% sehen wollt oder nicht, irgendwo zwischen drei und sechs Stunden landen.
Fazit:
Spiele wie Symphonia lassen mein Herz höher schlagen. Gleich in den ersten Minuten habe ich mich in die bezaubernde Optik und den orchestralen Soundtrack verliebt. Und als jemand, der den Klang einer Geige einfach über alles liebt, die Option zu haben, ein kurzes Geigenständchen auf Knopfdruck auszulösen…was gibt es Schöneres? Klar, wie bereits erwähnt, wer mit klassischer Musik nicht viel anzufangen weiss, auf den wird das alles nicht den gleichen Effekt haben. Im Grossen und Ganzen habe ich nicht viel an Symphonia auszusetzen. Die Story ist quasi irrelevant. Ob das jetzt bei einem Plattformer so schlimm ist, darüber lässt es sich wohl streiten. Hier und da hatte ich Mühe zwischen Hintergrundgrafik und effektiver Spielewelt zu unterscheiden. So bin ich einige Male in den Abgrund geplumpst, weil ich der Überzeugung war, das wäre ein Boden, war dann aber doch nur Deko. Die Steuerung ging mir nicht so wirklich ins Blut über und bis zum Ende habe ich noch immer die falschen Knöpfe gedrückt, was ein bisschen daran liegt, dass diese doppelt belegt sind und verschiedene Funktionen haben, je nach Situation in der ihr euch gerade befindet. So liegt das Geigespielen z.B. (im Falle der Playstation) auf Dreieck, so aber auch der Luftwirbler. Steht ihr also fest auf dem Boden und drückt Dreieck, spielt Philemon die Geige, seid ihr aber gerade in der Luft macht Philemon den Luftwirbler. Nicht ideal und etwas verwirrend. Ansonsten gibt es nicht viel zu meckern. Für mich persönlich ist Symphonia ein kleines Highlight zum Jahresabschluss und ist für Fans von knackigen Jump’n’Runs auf jeden Fall zu empfehlen.
Symphonia ist digital für PlayStration 4 und 5, Xbox One und Series X|S, Nintendo Switch und PC erhältlich. Wir haben uns das Spiel auf der PS5 angeschaut. Das Test-Muster stammt von Headup Games, wofür wir uns herzlich bedanken!
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