Für alle, die eine Nintendo Konsole ab dem N64 ihr Eigen nennen konnten, muss der Name Smash Bros. ein Begriff sein. Für alle anderen auch. Mario, Pikachu, Captain Falcon und Co. laden zum vierten Mal zum Handgemenge ein. Die Pizzas sind bestellt, die Gamecubepads abgestaubt und alle Freunde sind eingeladen. FALCON PUNCH!!!
Die Wii-U gibt sich dieses Jahr keine Blösse und gibt allen Nintendo Fans genau das, was sie wollen. Und das sind Fortsetzungen ihrer besten Spieleserien. Die Super Smash Bros. Serie, welche unter Melee auf dem Gamecube ihren bisherigen Zenit feierte, ist in Sachen Fortsetzungen immer ein heisser Anwärter auf die Pole Position jeder Most Wanted Liste. Und das mit gutem Grund, denn das Spielprinzip ist in der Welt der Videospiele noch immer einzigartig und wurde bisher nur einmal von Sony kopiert, bleibt aber bislang unerreicht. Dabei ist die Idee so simpel wie sie nur sein kann. Nintendo Helden hauen sich gegenseitig auf die Schnauze. Ewige Fan-Diskussionen darüber, ob Mario gegen Sonic in einem Kampf gewinnen würde oder ob Links Schwert sich mit Fox McClouds Laserpistole messen könnte, werden mit diesem Spiel beantwortet. Funkelnde Augen, feuchte Nostalgieträume, und das alles in HD. Die Lizenz zum Geld drucken ist geboren.
Hinter der rasch erklärten Spielmechanik steckt ein weitaus vielschichtigerer Titel als es der erste Blick erahnen lassen würde. Smash Bros. Melee und Brawl gelten seit Jahren als populäre Spiele an Gameturnieren. Das ist kein Zufall, denn mit 37 Charakteren, die mit Ausnahme einiger Klon-Charaktere über ein einzigartiges Move-Set verfügen, sind endlose Kombinationen und nervenaufreibend spannende Kämpfe möglich. Der Entwickler Masahiro Sakurai, der bereits seit dem ersten Teil für die Serie verantwortlich ist, verweist aber gerne darauf, dass es bei Super Smash Bros. in erster Linie um Spass geht und dass es für jeden zugänglich sein sollte.
Dies sind keine leeren Versprechungen, denn wenn man zu viert, oder neu auch zu acht(!) vor dem Fernseher sitzt und das wilde Klappern von Controllertasten und Analogsticks hören kann, wird die Spielermeute regelrecht von Spass bombardiert. Von Explosionen, über Raumschiffe bis zu Hunden die an den Bildschirm klopfen um euch die Sicht auf das Geschehen zu verdecken, passieren unendlich viele Dinge gleichzeitig auf dem Flimmerkasten. Zugegeben ist das Ganze als unerfahrener Beobachter sehr chaotisch zu betrachten. Das Chaos ist aber bis ins letzte Detail orchestriert worden. Die Liebe zum Detail und die schiere Vielfalt an Ideen und Content kann nur mit der japanischen Stereotype von suizidgefährdeten Workaholics erklärt werden. Wenn es jemand schafft, Ganondorf und Pumeluff auf die Greatfox aus der Starfox Serie zu stellen und sie dabei so aussehen zu lassen, als wären sie beide exklusiv für diesen einen Titel entworfen worden, spricht das Bände.
Alle Attacken von Pumeluff werden mit einem süssen Glitter-Effekt begleitet und der Einschlafsong klingt genau so süss wie aus der Animationsserie, die mittwochnachmittags auf RTL2 lief. Ganondorfs dunkle Macht und fiese Attitüde sind mit jedem seiner gewaltigen Schläge und Kicks zu spüren und kräftige Ausrufe erinnern an den einen oder anderen Bosskampf zurück, den man mit Links Nemesis gehabt hat. Und dann schleudert Pumeluff den Herr des Bösen mit einer Drehattacke aus der Runde und zelebriert seinen Sieg, indem es sich selbst schlafen legt. Das gibt es nur in Smash Bros; glaubt mir!
Das Spiel dreht nun bereits seit einem Monat seine Runden in meinem Laufwerk, doch ich habe noch nicht einmal alle Musikstücke gehört, alle Pokémon im Kampf einsetzen können oder alle Arenen herausgespielt. Für euch habe ich es aber geschafft alle Modi auszuprobieren. Nicht einmal das war einfach. Neben dem klassischen Smash-Mode welcher in sich bereits mit extrem vielen Optionen ausgestattet ist, bietet das Spiel eine Armada an weiteren Möglichkeiten. Alte Bekannte wie der Homerun-Contest, bei dem es gilt einen Sandsack so weit wie möglich zu schleudern, haben es genauso an die Party geschafft wie der das neue Smash Board. Einige davon funktionieren besser als andere und der neue Smashrun von der 3DS Version fehlt eindeutig auf dem grossen Bildschirm. Ich will jedoch gar nicht zu stark ins Detail gehen, denn die Abwechslung sorgt dafür, dass für jeden etwas dabei ist. Nur nicht Smashboard. Niemand mag Smashboard.
Mit dem Umfang, den Details und den abwechslungsreichen Modi hat Nintendo eigentlich für den sprichwörtlichen „Föifer und s’Weggli“ gesorgt. Der Smash-Mode alleine hätte mit all seinen Einstellungsoptionen eigentlich für einige Lebzeiten gereicht. Doch wo ein so schöner Regenbogen auftaucht, muss es auch etwas regnen. Und diese Wolke ist leider völlig vorhersehbar über dem Online-Modus zu finden. Bei Smash Bros. geht es um blitzschnelle Reaktionen und flinke Finger. Jede hundertstel Sekunde zählt. Eine ruckelfreie Partie ist essentiell um das Spiel geniessen und zertrümmerten Controllern vorbeugen zu können.
Im Gegensatz zu allen anderen Entwicklern scheint Nintendo aber nach wie vor bei Windows 95 stehen geblieben zu sein, wenn es um ihre Online-Entwicklungen geht. Das Resultat daraus sind Lags der schlimmeren Sorte. Wenigstens ist es möglich mit Freunden aus demselben Land (und einer anständigen Breitbandleitung) ohne Verzögerung zu spielen. Das reicht zwar nicht aus in der heutigen Zeit, doch die Hoffnung stirbt zuletzt und die Möglichkeit dieses Manko mit einem Patch zu beheben besteht durchaus. Auch wenn Nintendo nicht unbedingt dafür bekannt ist, noch viel nach der Veröffentlichung anzupassen.
Fazit:
Die Smash Bros. Serie setzt seinen Siegeszug fort und erweitert sein Palmares mit dem womöglich besten Eintrag der Serie bis dato. Den Wandel zu HD-Grafiken hat Nintendo auch bei diesem Teil mit Bravour gemeistert. Der unerhört grosse Umfang und die minutiöse Liebe zum Detail machen diesen Titel zu etwas ganz Besonderem. Wer keine Wii-U Zuhause hat ist selber schuld.
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