Nach bisher drei Konsolen-Titeln veröffentlicht Nintendo erstmalig einen Ableger der populären Super Smash Bros. Serie für einen Handheld. Ob der Fun-Prügler auch auf dem kleineren Bildschirm überzeugen kann, erfahrt ihr in unserem Testbericht.
Gleich vornweg: Viel verändert hat sich an der klassischen Super Smash Bros. Formel auch in diesem Titel nicht. Das Ziel ist es immer noch seine Gegner von den schwebenden Plattformen ins Jenseits zu schubsen. Smash Bros. ist das Beat 'em up äquivalent zu Mario Kart, einfach zu lernen aber schwierig zu meistern.
Nintendo bringt, bis auf ein paar Ausnahmen, alle Helden der Wii-Version zurück, dazu gibt es mehr als ein dutzend Neuzugänge. Bei der Auswahl der Neulinge ist Nintendo ein guter Mix aus beliebten, von Fans seit Jahren geforderten Charakteren und solchen, welche kaum jemand auf seiner Wunschliste hatte gelungen. Die meisten Neulinge wurden kreativ und mit viel Liebe zum Detail in die Welt von Super Smash Bros. integriert. Gerade die eher unkonventionellen Neuzugänge überzeugen und haben das Potential zu neuen Favoriten der Fans zu werden. Leider gibt es aber auch diesmal sogenannte "Klon-Charaktere" welche spielerisch nur geringe Unterschiede zu bereits etablierten Kämpfern aufweisen. Bei fast 50 Charakteren sollte aber für jeden etwas dabei sein.
Um auch den Smash-Veteranen die älteren Charaktere nochmals schmackhaft zu machen, kann man durch das Spielen der Einzelspieler-Modi sogenannte "Charakter-Items" freischalten. Mit diesen Items lassen sich die Spezialangriffe sämtlicher Kämpfer personalisieren. Zum Beispiel kann man damit Marios Feuerball schneller machen, er verursacht dafür aber weniger Schaden beim Gegner. Das Abwägen der jeweiligen Vor- und Nachteile der Spezialattacken ist abwechslungsreich und erlaubt es die Charaktere auf seinen eigenen Spielstil anzupassen. Das Freischalten der einzelnen "Charakter-Items" ist leider sehr Zeitaufwändig und repetitiv. Selbst nach einer Spielzeit im zweistelligen Bereich habe ich nur einige wenige davon freigeschaltet.
Die auffälligste Gameplay-Veränderung ist das Spieltempo, welches im Vergleich zum direkten Vorgänger auf der Wii beschleunigt wurde. Dabei wurde ein gutes Mittelmass zwischen dem hektischen "Melee" und dem eher langsamen "Brawl" gefunden. Durch die schnellere Spielgeschwindigkeit lassen sich wieder vermehrt Angriffe miteinander kombinieren. Das ist eine gern gesehene Änderung, die das Spiel deutlich attraktiver macht.
Die Steuerung auf dem 3DS ist zuerst etwas gewöhnungsbedürftig aber nach der notwendigen Eingewöhnungszeit bringt man fast die gleichen Combos hin wie mit dem Konsolen-Controller. Einzig der C-Stick des GameCube-Controllers, der es einfacher macht Smash-Attacken auszuführen, wird schmerzlich vermisst. Da aber alle Mitspieler mit den gleichen Limitationen umgehen müssen, ist es nicht ganz so schlimm.
Super Smash Bros. für den 3DS hat keinen "Story Mode" wie es in noch in "Brawl" gab. Ersetzt wurde dieser mit dem "Smash Run"-Modus. Dabei handelt es sich um einen 1-4 Spieler Modus in dem man innerhalb von fünf Minuten auf einer Karte so viele Monster wie möglich besiegen muss um "Power Ups" einzusammeln. Nach abgelaufener Zeit treten alle Spieler in einem von mehreren verschiedenen Wettbewerb gegeneinander an. Dieser Modus konnte nicht wirklich überzeugen. Während den ersten fünf Minuten interagiert man nicht mit seinen Mitspielern; man trifft jene (wenn überhaupt) erst beim Wettbewerb am Schluss. Die verschiedenen Einzelspieler Modi sind ein netter Zeitvertreib. Sie eignen sich am Anfang, um sich mit den Charakteren vertraut zu machen - auf die Dauer werden sie aber langweilig.
In technischer Hinsicht gibt es bei dem Spiel nichts auszusetzen. Super Smash Bros. ist aus optischer Sicht eines der beeindruckendsten 3DS-Spiele überhaupt. Das Spiel läuft mit konstant stabilen 60 Bildern pro Sekunde. Die Framerate sinkt selbst im Multiplayer mit vier Spielern und der 3D-Funktion aktiviert nicht. Auf dem kleineren 3DS kann es mit vier Spielern schnell unübersichtlich werden, wenn möglich sollte das Spiel auf der XL-Variante gespielt werden.
Der Online-Modus ist gut umgesetzt aber lange nicht perfekt. Spielt man mit Gegner auf dem gleichen Kontinent, die über eine gute Internetverbindung verfügen, funktioniert es erstaunlich gut. Sobald aber ein Spieler mit einer schlechteren Verbindung oder aus etwas weiterer Entfernung mitmacht, kommt es bei allen Beteiligten zu teilweise heftigen Verzögerungen.
Super Smash Bros. wird nicht nur als Partyspiel gespielt. Seit dem GameCube-Titel gewinnt die professionelle Szene immer mehr an Popularität. Die Spiele werden anstatt im Vierspieler "Jeder gegen Jeden", im Duell gegeneinander gespielt. Items werden deaktiviert und nur neutrale Stages, die nicht mit Zufallseffekten ins Spielgeschehen eingreifen, sind erlaubt. Bisher stand Nintendo eher auf Kriegsfuss mit den Spielern die dieses Regelwerk bevorzugen. Gerade der Erfinder und Kopf der Serie Masahiro Sakurai, der bis heute fast jedes Detail der Smash-Spiele selbst festlegt, verstand diese Entwicklung nicht. Er machte bisher keine Bestrebungen die Spiele für diese Spielart zu balancieren. Die Zeiten haben sich aber geändert. Nintendo selbst veranstaltete zur Promotion des neuen Super Smash Bros. Spiels grosse Turniere in denen sie dieses Regelwerk anwenden. Professionelle Spieler wurden sogar an dieSpielmesse E3 eingeladen um das Spiel zu präsentieren.
Auch im Spiel selbst wiederspiegelt sich dieser Wandel. Im " Hart auf hart"-Online-Modus tritt man 1vs1 ohne jegliche Items gegen einen zufälligen Spieler an. Diese Neuheiten sind zwar nice to have und mehr als die meisten erwartet haben, aber so ganz ausgereift dann eben doch nicht. Es gibt zum Beispiel keine Ranglisten oder Ligen, in denen man sich messen kann. Die Stages im "Hart auf hart"-Modus sind alle flach und ohne Plattformen, was zwar gut gemeint ist aber nicht wirkliche den Wünschen der Hardcore-Fans entspricht. Schade hierbei ist es, dass man die einen solchen Modus bevorzugenden Spieler nicht bereits bei der Entwicklung des Spiels einbezogen hat; etwas was Capcom seit einiger Zeit bei ihren Beat 'em ups praktiziert. Auf diese Weise hätte man viele Fehler frühzeitig ausmerzen können und sich ohne grosse Mühe viel positives Feedback einer lauten Minderheit einholen können. Nintendo zeigte sich in letzter Zeit offener dafür, ihre Spiele nach dem Release mit DLC und Updates zu versorgen: Wir dürfen hoffen, dass solche kleinen Unachtsamkeiten in naher Zukunft behoben werden.
Fazit:
Alles in allem ist die 3DS Version von Smash durchaus gelungen. Es handelt sich klar und deutlich um ein voll umfängliches Smash Bros.-Spiel, welches sich nicht vor seinen Konsolen Vorgängern verstecken muss. Es ist erstaunlich, was Nintendo in Zusammenarbeit mit Bandai-Namco aus dem 3DS rausgeholt hat. Als Singleplayer-Spiel kann Super Smash Bros. auch diesmal nicht überzeugen. Der Multiplayer-Modus als Hauptattraktion ist aber besser denn je. Wer bereits im Oktober los "smashen" will und genügend Freunde für online oder lokale Partien hat darf ohne Bedenken zugreifen. Für mich persönlich ist Super Smash Bros. auf dem 3DS eine gelungene Vorspeise des eigentlichen Hauptganges: Die WiiU-Version.
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