Schon mal was von Pokemon gehört? Nein? Dann hast Du entweder die letzten 16 Jahre in einer Höhle gewohnt oder machst Witze. Die berühmten Taschenmonster kämpfen auf dem 3DS weiter - leider (noch) nicht in gewohnter Rollenspielmanier. Wie denn also?
Nichtkenner des Vorgängers (Pokemon Rumble, Wii) wie ich werden sich in einer ungewohnten Situation wiederfinden. Wer nämlich hauptsächlich die rundenbasierten Rollenspiele für die verschiedenen Gameboys gespielt und vom Rest der Pokemon-Software so gut wie nichts mitbekommen hat, dem fällt zu Beginn eines schnell auf: Vergiss alles was Du dir von Pokemon gewohnt bist und baue absolut keine Bindung zu deinem stärksten Pokemon auf - denn 30 Sekunden später wirst du es acht- und gnadenlos durch das nächstbessere ersetzen...
Doch von vorne: In einem Universum, das mit demjenigen der Rollenspiele nichts zu tun hat, fassen wir einen Auftrag: Als unsichtbare Befehlskraft steuern wir (Spielzeug-)Pokemon über Landschaften, auf denen sich unzählige weitere Pokemon befinden, die es zu besiegen gilt. Die nicht weiter erwähnenswerte Story dient lediglich als Gerüst, um euch dazu anzutreiben, sich jeweils ins nächste Gebiet vorzukämpfen, wo noch stärkere Gegner auf euch warten.
Gelöst ist das so: Ihr steuert in Echtzeit euer momentanes* Pokemon über die Obwelt, von der aus ihr entweder kleine Dörfer oder aber Kampfgebiete betreten könnt. In letzteren spielt sich die Action ab: Durch schlauchähnliche Levels kratzt, beisst, elektroschockt und kämpft ihr euren Weg durch Horden von Gegnern, welche im Schnitt mit 1-3 Attacken besiegt sind. Das Hämmern des A-Knopfes reicht dazu in 90% der Zeit aus, sofern ihr das mit dem Drücken des Steuerkreuzes koordinieren könnt. Am Ende wartet dann ein Boss-Pokemon auf euch, für das ihr etwas länger braucht. Durch das Abschliessen dieser Levels erarbeitet ihr euch Zugang zu der “Battle Royale”-Arena, wo ihr euch wiederholt beweisen müsst, um weitere Gebiete zu erschliessen. Tönt simpel? Ist es auch.
*Interessant am Gameplay ist die Tatsache, dass manche der besiegten Taschenmonster in euer Team übergehen, von wo aus sie dann sofort einsatzbereit sind. Konkret heisst das: Wenn das gesteuerte Pikachu ein Zigzachs wegzappt, das stärker ist als der gelber Nager und nach dem Sieg ins Team kommt, dann wird ohne grosses Federlesen das Pikachu mit Zigzachs ersetzt und fortan mit dem Wiesel gekämpft. Falls dieses aber 10 Sekunden später per Zufall aus einer Horde an Vulpixen Studentenfutter macht und dabei als Trophäe ein starkes Vulpix hervorkommt, lässt man das Zigzachs in einer Ecke stehen und brutzelt mit dem Feuerfüchslein die Gegner an - so schnell kann und wird es gehen. Angenehm ohne Drama also wechselt der Pool an benutzten Pokemon im Minutentakt und nicht mehr benötigte Pokemon werden kurzerhand im Dorf gegen die spielinterne Währung verkauft.
Super Pokemon Rumble ist kein grandioses Spiel. Ohne grossen Anspruch und ohne Substanz kann man sich mit dem Hämmern von ein paar Knöpfen durch ein eher schmalspuriges (im wahrsten Sinne des Wortes) Spiel zocken ohne was Ueberlegen zu müssen. Die Animationen sind bestenfalls Mittelmass und im schlechtesten Falle enttäuschend, denn wer sich darauf gefreut hat, endlich stereoskop sein Lieblingspokemon anschauen zu dürfen, der wird ob der lieb- und detaillosen Gestaltung der Taschenmonster ins Trauern kommen - da wäre viel mehr dringelegen. Auf der anderen Seite muss man aber auch einsehen, dass dies ein kurzweiliger Snack ist für Zwischendurch und so viel Politur wohl sogar als Verschwendung gegolten hätte.
Fazit:
Kann man SPR empfehlen? Schwerlich. Zu wenig wird geboten, um die 53 Franken (toppreise.ch, Stand 07.08.12) zu rechtfertigen. Diehard-Pokemonfans zögern sowieso nicht lange, doch der Rest überlegt sich bitte vor dem Kauf gut, auf was man sich da einlässt - auf ein Happy Meal mit mit Pokemon nämlich. Nicht grottig, nicht lecker, nicht nahrhaft, nicht qualitativ hochstehend, sondern kurz und während dieser Zeit einigermassen vergnüglich. Fast food in Spielform, sozusagen.
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