10 Jahre ist es her seit das erste Suikoden die Videospielbühne betrat. Nun ist der 5. Teil seit kurzem auch in Europa erhältlich. Was hat sich gegenüber den Vorgängern getan? Dies und mehr erfahrt ihr im folgenden Review.
Konami schickt euch in Suikoden 5 in das Königreich Falena, wo ihr fortan in die Rolle eines Prinzens schlüpft. Nachdem ihr eurem blaublütigen Helden einen Namen gegeben habt, findet ihr auch schon in der königlichen Familie wieder. Eure Mutter Arshtat ist im Besitz der mächtigsten Rune der Welt, die Sonnenrune. Diese Rune hat Mutter den Kopf verdreht und stellt jetzt eine Gefahr für die ansonsten friedliche Welt dar. Nach vielen langen Gesprächen, bekommt ihr nach und nach immer mehr mit von den mysteriösen Umständen, welche die Rune umgibt, mit und kommt des Rätsels Lösung so allmählich auf die Spur.
Nach einem eher zähen und langen Einstieg lernt der eher charakterlose Hauptdarsteller nach und nach in den rundenbasierten Kämpfen, wie man in der grossen, weiten Welt überlebt. Eine Besonderheit von Suikoden war von jeher die unglaublich grosse Anzahl an spielbaren Charakteren. In Teil 5 stehen euch sage und schreibe 108 Charaktere zur Verfügung! Diese finden sich überall auf der Welt verteilt und lassen sich mal mehr, mal weniger schnell rekrutieren. Ein paar stellen euch vor einen Kampf, andere folgen euch sofort. Ein grosses Problem an dieser Masse an Charakteren ist einfach, dass es grob geschätzt nur etwa gut 20 Charaktere gibt, wo man wirklich gebrauchen kann. Praktischerweise kann man im Hauptquartier jederzeit nachschauen, welche Charaktere schon gefunden wurden und welche nicht. Gekämpft wird im klassischen Stil, d.h. ihr lauft herum und werdet relativ häufig in Zufallskämpfe verwickelt. Eure bis zu 6 Leute umfassende Party kann sich per Waffen, Skill und Magieeinsatz zu Wehr setzen. Die Menüführung ist sehr einfach gehalten und rasch erlernt.
Eine Besonderheit stellt der Formations-Befehl dar. Mit diesem könnt ihr eure Party neu ausrichten und verschiedene Stärken wie Heilungs- oder Defensivboni erhalten. Die Runen, welche sich in speziellen Shops finden lassen, spielen in den Kämpfen ebenfalls eine grosse Rolle. Mit ihnen könnt ihr nämlich Angriffs und Verteidigungs-Magien einsetzen. Wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, könnt ihr sogar vernichtende Teammanöver auf die Gegner loslassen. Die Kämpfe sind fordernd, mit dem richtigen Team oder Level sind aber alle mehr oder weniger schnell machbar. Nach dem Kampf wird Rollenspieltypisch abgerechnet und ihr erhaltet Erfahrungspunkte.
Nervig ist, dass die Zufallsrate der Kämpfe enorm hoch ist. Es vergehen keine 5-10 Sekunden und ihr steht schon im nächsten Kampf. Die langen Ladezeiten vor einem Kampf trüben die Stimmung. Neben den normalen Kampfeinlagen, wartet das Spiel noch mit einigen speziellen Kampfarten auf. Manchmal kommt es vor, dass euch ein Gegner im Mann gegen Mann Duell herausfordert. Dann schaltet das Spiel in einen separaten Modus um, in dem ihr nach dem Schere-Stein-Papier-Prinzip Aktionen auswählt. Ganz so unfair bzw. glückabhängig wie in früheren Teilen sind diese Duelle allerdings nicht mehr. Der Gegner kündigt durch Sprüche immer an, was er als nächstes macht. Meist deutlich, manchmal aber auch weniger spezifisch. Von Zeit zu Zeit müsst ihr sogar in grosse Schlachten ziehen, wo ganze Armeen aufeinander treffen.
Gefightet wird zu Land, auf dem Wasser oder manchmal auch kombiniert. Die Schlachten laufen hier in Echtzeit ab, solange ihr keine Aktion plant. Dann nämlich wird das Spiel kurz pausiert. Auch hier gilt wieder das Stein-Schere-Papier-Prinzip: Bogenschützen besiegen die Kavallerie, die Kavallerie besiegt die Infanterie und die Infanterie ist wiederum stark gegen Bogenschützen. Also gilt es die einzelnen Einheiten gekonnt gegen den Feind einzusetzen, so dass möglichst viele Vorteile entstehen. Dies ist aber nicht immer einfach, denn wenn viele Einheiten nebeneinander stehen, leidet schnell die Übersicht darunter. Ausserdem werden die Kämpfe später zum echten Nervenakt, denn fast immer hat der Gegner mehr Einheiten als ihr und so gilt es vor allem auch, spezialfähigkeiten wie Heilung oder Magie einzusetzen. Diese sind allerdings begrenzt. Nervige Schifffahrten wie im Vorgänger gibt es zum Glück nicht mehr.
Abseits vom Monstermetzeln könnt ihr wie üblich in den Städten nach Lust und Laune Shoppen und mit den Einwohner plaudern. Kleine Minispiele wie z.B. Pokern, bringen Abwechslung in den Heldenalltag. Suikoden 5 sieht gegenüber seinem Vorgänger recht gut aus, doch für PS2 Verhältnisse eher mau. Die Städte sind farblos und wirken durch die sich nicht bewegenden Einwohner gar komisch. Die Umgebungen sind trist und leer. Auch die Kämpfe gefallen nicht sonderlich durch ihre Grafik. Zu steril wirkt alles.
Die Präsentation lässt im allgemeinen stark zu wünschen übrig und ist weit von Genre-Hits wie z.B. Final Fantasy entfernt. Die Zwischensequenzen sind da schon schöner und Gefallen durch hübsche Polygonmodelle. Grafisch hätte aber noch viel mehr drin gelegen. Der erstklassige Soundtrack trägt jedoch viel zur Atmosphäre bei. Er gefällt durch seine bekannte Melodien aus früheren Episoden. Es kommt sogar ein Hauch Retroflair auf. Die komplett Englische Sprachausgabe schwankt von gut bis dürftig. Wie bei der Grafik wäre auch bei den Sprechern Feintuning von Nöten gewesen. Im grossen und ganzen kann man es aber als akzeptabel ansehen. Die Gespräche werden übrigens alle mit deutschen Untertiteln präsentiert. Der Hauptquest ist sehr lang (+50h) und ihr werdet viel Zeit für das erste Durchspielen benötigen. Dank den 5 verschiedene Enden und hunderten von Charakteren, werdet ihr sehr lange mit Suikoden 5 beschäftigt sein. Die grafischen Defizite macht das Spiel durch unterhaltsame Kämpfe wieder wett.
Fazit:
Suikoden 5 ist sicher kein schlechtes RPG. Es hat zwar seine grafischen und zum Teil auch spielerischen Schwächen, macht aber durch den enorm grossen Umfang vieles Wett. Die gute Story motiviert auch zum weiter spielen. Die Kämpfe mit den 6 Mistreitern machen Spass, obwohl die Kampffrequenz gar hoch ist. Auch die Schlachten gefallen mir gut, die langen Ladezeiten und die Übersichtsprobleme dagegen eher weniger. Wem diese Negativ Punkte nichts ausmachen und sich "RPG-Fan" schimpft, wird für 50 Stunden gut unterhalten.
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