The Chinese Room sind bis jetzt vor allem für zwei "Walking-Simulatoren" bekannt; Dear Esther und Everybody's Gone to Rapture. Ein Genre, das wohl nicht jedermanns Geschmack trifft. Das neue Spiel Still Wakes the Deep schlägt in eine ähnliche Kerbe, aber diesmal mit etwas mehr Beschäftigung als sich einfach nur die Füsse zu vertreten.
Wir schreiben das Jahr 1975, kurz vor Weihnachten und Cameron Leary, der von seinen Kollegen einfach „Caz“ genannt wird, erwartet heute einen richtig, richtig miesen Tag! Zu Hause hat er Mist gebaut und wird nun von der Polizei gesucht. Davon ist seine Frau gar nicht begeistert und droht mit der Trennung. Um etwas Abstand von allem zu bekommen, verschwindet er auf die Bohrinsel Beira Delta um dort als Elektriker zu arbeiten.
An seinem Arbeitsort angekommen, wird er jedoch gleich von seinem grantigen Chef fristlos entlassen. Als seine (Ex-)Arbeitskollegen auch noch eine fremde Lebensform unter der Wasseroberfläche wecken, die von einigen von ihnen Besitz ergreift, ist der Tag komplett gelaufen. Ihr könnt es euch schon denken, ein friedlicher Spaziergang wird das nicht.
Nun gilt es so schnell wie möglich von der Bohrinsel wegzugekommen. Doch auch dies wird Caz extrem schwer gemacht, nachdem auf der Plattform die Hölle ausbricht. Die Kollegen, die noch nicht von der Fremden Kreatur infiziert wurden, brauchen ebenfalls seine Hilfe.
Es müssen Hebel betätigt und Feuer gelöscht werden. Sich verlaufen kann man nicht, da die Levelabschnitte linear sind. Das einzige, was man falsch machen kann, ist zu Sterben. Dank den regelmässigen und automatischen Speicherpunkte ist dies aber kein Problem. Es gilt also meistens von Punkt A nach Punkt B zu kommen. Neben den erschwerten Bedingungen durch den "Unfall", machen auch grausig entstellte Kreaturen den Weg unsicher. Diese zu bekämpfen könnt ihr gleich vergessen. Wir sind nur ein einfacher Elektriker mit einer Taschenlampe und einem Schraubenzieher bewaffnet. Daher müsst ihr euch stets verstecken, die Monster ablenken oder gleich die Füsse in die Hand nehmen.
Hin und wieder gibt es auch Quicktime Events und ein paar Sprungpassagen. Hier fällt ab und zu die etwas ungenaue Steuerung ins Auge. Leider stürzte das Spiel bei mir auch einige Male ab oder ich musste den letzten Checkpoint neu laden, da ich irgendwo in der Level-Architektur hängen geblieben war und nicht mehr los kam.
Dank der Unreal Engine 5 sieht das Spiel dafür sehr gut aus. Vor allem die knarrende Bohrinsel inmitten der rauen Nordsee ist der heimliche Star von Still Wakes the Deep. Zwar beträgt die Spielzeit nur ca. 5 Stunden, aber dafür bekommt man ein sehr atmosphärisches, dichtes Abenteuer geboten, vor allem wenn man es im Dunkeln und mit Kopfhörern spielt.
Die Soundkulisse und die Lichteffekte sind fantastisch. Persönlich hat mir vor allem der schottische Akzent der Sprecher gefallen. Wahrscheinlich auch, weil ich vor einem Monat selber in Schottland unterwegs war. Ich habe selten einen Spielcharakter so oft fluchen gehört und trotzdem ist er mir sofort ans Herz gewachsen.
Fazit:
Still Wakes the Deep ist ein Paradebeispiel dafür, dass es nicht immer eine riesige Open World mit unzähligen Spielstunden braucht, um gut unterhalten zu werden. Anstatt X Quests abzugrasen, geht es hier direkt vorwärts in der Story. Kurze Rückblenden und die Gespräche mit den Charakteren lassen einen perfekt in die düstere und kalte Welt eintauchen. Zwar ist der Schwierigkeitsgrad bescheiden, aber wenn man bei jedem „Fuck“ der Protagonisten ein Trinkspiel daraus macht, kann es sehr schnell sehr anspruchsvoll werden. Man erkennt sofort die Verweise auf den Film-Klassiker "Das Ding aus einer anderen Welt" oder auch Dead Space. Wer also auf Atmosphäre und Bodyhorror steht, sollte sich dieses Spiel unbedingt ansehen. Erst Recht, wenn ihr den Game Pass habt, denn dort ist das Spiel zur Zeit ebenfalls enthalten.
Still Wakes the Deep ist für PS5, Xbox Series X|S und PC erschienen. Wir haben uns das Spiel selbst gekauft und auf der PlayStation 5 getestet.
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