Es ist kaum zu glauben, aber die Diskussionen über State of Emergency stellen sogar noch die Konflikte über den Sinn von GTA 3 in den Schatten. Etwas ist aber zumindest jetzt schon sicher, State of Emergency ist bei weitem das brutalste Videospiel aller Zeiten.
In einer nicht zu fernen Zukunft haben Megafirmen die Kontrolle über die Vereinigten Staaten und ganz Nordamerika übernommen. Unter dem Schutzmantel der World Trade Association kurz WTA entmachten sie langsam die Staaten und pressen deren Bürger schamlos aus. Ihr sollt nun ihrem schändlichen Handeln Einhalt gebieten und Mittels eines Volksaufstandes die Mega Corporations entmachten.
Leider ist dieses an sich interessante Szenario nur ein mehr oder weniger legitimer Vorwand für eine unglaubliche Gewaltorgie, wie es sie in der Videospiele Welt noch nie zuvor gegeben hat. Eigentlich schade, denn State of Emergency hätte eine Menge Potential gehabt und wieviel Möglichkeiten das Spiel bietet, zeigt sich, wenn man im Revolutionsmodus Aufträge für die Resistance erledigt. In GTA 3 Manier folgt ihr dem Pfeil bis ihr euer Ziel erreicht und euren Auftrag erledigt habt.
Leider sind die Missionen aber nicht so einfallsreich wie beim grossen Vorbild GTA 3 gestaltet und sind sich im Prinzip recht ähnlich. Daher schon nach kurzer Zeit nicht mehr besonders herausfordernd. Im Chaosmodus müsst ihr einfach möglichst viele Punkte erreichen. Punkte gibt es für den Tod von Gangmitgliedern, Armeeangehörigen und Corporation Personal. Ausserdem gibt es Punkte für die Zerstörung von Gebäuden, Fahrzeugen und natürlich Corporation Eigentum. Nur Verluste unter der Zivilbevölkerungen werden knallhart durch Abzug von Punkten bestraft.
Knackt ihr den Highscore schaltet sich ein neues Level frei. Habt ihr euch für einen Modus und eine Figur entschieden, geht die Action auch schon los. Dabei müsst ihr wirklich nicht zimperlich sein, schliesslich steht euch an Waffen von der Keule bis zum Raketenwerfer alles zur Verfügung.
Auf der technischen Seite ist State of Emergency sehr solide gemacht. Flimmern, Slowdowns und Kanten sind nicht zu finden. Die Figuren mögen nicht sonderlich detailliert wirken, welches aber durch die reine Masse mehr als ausgeglichen wird, denn nicht selten rennen mehrere Dutzend Gestalten durch das Bild. Ausserdem lassen sich unglaublich viele Details entdecken, schliesslich lässt sich vom Barhocker über die Werbetafel bis zum Aschenbecher alles als Waffe benutzen.
Leider überschreitet man bei der Darstellung von Gewaltszenen die Grenze des guten Geschmacks doch deutlich. Selbst abgetrennte Körperteile der Opfer können als Waffe benutzt werden. Der Soundtrack ist leider schrecklich belanglos und im Prinzip auch nicht wichtig. Die Soundeffekte wiederum wirken bombastisch und lassen durchaus Demonstrations Atmosphäre aufkommen.
Fazit:
State of Emergency hätte extrem viel Potential gehabt, denn kaum sonst ein Szenario hätte so viele Möglichkeiten für Seitenhiebe auf die moderne Gesellschaft geboten. Es gibt sie zwar, aber leider nur sehr selten und sie rechtfertigen die enorme Menge Gewalt in diesem Spiel auf keinerlei Weise. Beispielsweise zeigen die „belanglosen“ Ausrufe über Lautsprecher der netten Dame im Kaufhaus deutlich, wohin der Weg von State of Emergency hätte führen können, leider hat man aber den Faden nicht weitergesponnen. Die Steuerung und die ganze technische Aspekte mögen sehr gut umgesetzt worden sein, leider sind jedoch im Gegenzug die Aufträge und die Level nicht besonders interessant gestaltet worden und schon nach kurzer Zeit hat man das Meiste von State of Emergency gesehen. Für kurze Abenteuer, um sich schnell abzureagieren, ist es genau richtig, aber es bietet auf keinen Fall die Langzeitmotivation eines GTA 3. Sieht man über den hohen Grad an Gewalt hinweg, findet man jedoch immer noch ein gutes Game im Stile eines Spike Out, das während kurzer Spielsession durchaus begeistern kann. Für reifere Spieler, die mit Gewalt umgehen können, ist State of Emergency möglicherweise ein interessantes Game und es kann sich lohnen, sich das Spiel genauer anzusehen.
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